Neuer Scorsese-Film thematisiert Unrecht an Osage-Indianern
Über dem Friedhof von Gray Horse im Gebiet der Osage-Indianer kreisen Adler, es weht ein kalter Herbstwind. Margie Burkhart deutet auf die Gräber ihrer Vorfahren, die vor einem Jahrhundert von habgierigen Weißen ermordet wurden. Die Tragödie ihrer Familie steht im Mittelpunkt von Martin Scorseses neuem Film „Killers of the Flower Moon“, der am Donnerstag auch in deutschen Kinos anläuft.
Margies Großmutter Mollie Burkhart musste in den 1920er-Jahren miterleben, wie ihre Mutter, ihre Schwestern, ihr Schwager und ein Cousin ermordet worden – durch Schüsse, Gift und ein Bombe.
Es stellte sich heraus, dass hinter den Morden Mollies eigener Ehemann steckte. Der Weiße Ernest Burkhart, der in Scorseses Film von Oscar-Preisträger Leonardo DiCaprio gespielt wird, und sein Onkel William Hale hatten die Taten ausgeheckt, um das Land der Osage-Familie mitsamt der dortigen reichen Ölvorkommen vollständig in ihren Besitz zu bringen.
Ölreichtum der Osage-Indianer
Heute zeugen Bohrtürme rund um Gray Horse im Norden des US-Bundesstaates Oklahoma noch von dem Erdöl unter dem Land des Indianerstamms der Osage. Anfang des 20. Jahrhunderts hatten die dortigen Ölvorkommen, die damals zu den größten des Landes zählten, einen Boom ausgelöst. Die Nutzungsrechte daran lagen vollständig bei den Osage und konnten nur von ihnen vererbt werden.
„Die Osage galten als das reichste Volk der Welt“, sagt Kathryn Red Corn, die dem Indianerstamm angehört und in Pawhuska, dem Sitz der heutigen Osage-Stammesregierung, lebt. Dieser Reichtum zog auch viele Weiße an. Sie hätten die Osage wegen ihres Besitzes umworben und geheiratet, sagt die 82 Jahre alte Red Corn. Um sich den Besitz zu sichern, seien die Weißen auch vor Mord nicht zurückgeschreckt.
Mord aus Habgier
Tatsächlich ging der Anfang des 20. Jahrhunderts als Herrschaft des Schreckens in die Geschichte der Osage ein, in der mindestens 60 Indigene ermordet wurden. Viele gehen von einer deutlich höheren Opferzahl aus, denn zahlreiche Verdachtsfälle wurden damals von den Behörden gar nicht erst untersucht.
So war es auch bei Red Corns Großvater, der Anfang der 1920er-Jahre unerwartet mit etwa 40 Jahren starb. Es wird vermutet, dass seine zweite Frau, eine Weiße, ihn vergiftete.
Margie Burkhart machen die Morde an ihren Angehörigen immer noch traurig. Ihr seien unter anderem die Oma und die Großtanten genommen worden, sagt sie der Nachrichtenagentur AFP. „Ich hätte viele Cousins und Cousinen, Nichten und Neffen haben können – aber ich bin ohne sie aufgewachsen.“
Es macht Burkhart wütend, dass William Hale die Morde plante, obwohl er bereits „einer der reichsten Menschen in Osage County“ gewesen sei. „Er tat es aus Gier. Er wollte noch mehr Geld.“
Auch Henry Roan, der Urgroßvater des ehemaligen Osage-Vorstehers Jim Gray, fiel 1923 einem Mordkomplott von Hale zum Opfer. „Nur weil sie Indianer waren, hatte ihr Leben weniger Wert“, beklagt der 62 Jahre alte Gray mit Blick auf die damaligen Mordopfer.
Hale und Ernest Burkhart wurden trotz ihrer Versuche, die Taten zu vertuschen, schließlich zu lebenslanger Haft verurteilt. Zu vielen weiteren Morden an Osage seien aber niemals Ermittlungen aufgenommen worden, sagt Gray. „Für diese Familien gibt es keine Gerechtigkeit.“
Scorsese schreibt Drehbuch um
Als sich herumsprach, dass Hollywood-Großmeister Scorsese dieses schmerzhafte Kapitel in der Osage-Geschichte verfilmen will, war Gray sehr besorgt, dass die Osage in dem Film „zweitrangige Figuren in unserer eigenen Geschichte“ spielen würden. Scorsese habe aber mit dem Stamm Kontakt aufgenommen, zugehört und dann große Teile des Drehbuchs umgeschrieben. Statt der Ermittlungen zu den Morden stehen nun die Geschichte von Mollie und Ernest Burkhart im Mittelpunkt.
Bislang stünden die Morde an den Osage nicht in den US-Geschichtsbüchern, sagt Gray. Jetzt aber gebe es darüber einen Film „mit dem Einfluss der Osage und man wird es fühlen können.“
(afp/red)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion