Predjama: Nur Verrat brachte die Burg in steilem Fels zu Fall

Als uneinnehmbar galt sie, die Burg Predjama. Und in der Tat, war es erst ein hinterhältiger Komplott, der die belagernden kaiserlich-habsburgischen Truppen zum Erfolg führte. Von ihrer Faszination hat die Festung, die als Tagesausflug von Ljubljana aus zu erreichen ist, bis heute nichts eingebüßt.
Titelbild
Burg Predjama in Slowenien: Die Verbindung zu einem ausgedehnten Höhlensystem macht sie so einzigartig.Foto: iStock/nedomacki
Von 9. Oktober 2024

Eingebettet in einen riesigen Höhleneingang, auf halber Höhe einer 120 Meter hohen Felswand im Südwesten Sloweniens, liegt Burg Predjama, einst eine uneinnehmbare Festung gegen die einfallende Armee der Habsburger.

Der Legende nach wurde die rund 800 Jahre alte Anlage im 15. Jahrhundert von einem Raubritter namens Erasmus bewohnt, der lange den Habsburgern trotzte. Dann jedoch fand er ein ungewöhnliches und jähes Ende, gerade dort, wo man seine Ruhe haben möchte.

Inspiration für „Game of Thrones“

Die älteste bekannte Erwähnung der Burg Predjama stammt aus dem Jahr 1274. Die ursprünglich im gotischen Stil erbaute atemberaubende mittelalterliche Festung schmiegt sich wie in einem Fantasy-Film an einen senkrechten Abgrund. Tatsächlich diente sie als Inspiration für George R. R. Martins fiktives Schloss Westeros in der Fantasy-Saga „Das Lied von Eis und Feuer“, worauf die US-Serie „Game of Thrones“ basiert.

Die einzigartige Bauweise der Burg Predjama verbindet menschliche Werke mit einem riesigen natürlichen Höhlensystem. Diese bestehen aus Geheimgängen, die sich durch den Fels bis zu den darüber liegenden Klippen ziehen und dem ausgedehnten Höhlensystem von Postojna, welches sich über 13 Kilometer erstreckt. So konnten die Bewohner einst unbemerkt ein- und ausgehen und sich mit Vorräten versorgen lassen. Heute hält die Burg den Guinness-Weltrekord als größte Höhlenburg der Welt.

Die Höhlensysteme von Postojna dienten den Burgbewohnern von Predjama als geheime Wege. Foto: iStock/nedomacki Foto: iStock/nedomacki

Im vierstöckigen Höhlensystem von Postojna, Slowenien. Foto: iStock

Kalt, feucht, ungemütlich, aber sicher

Die Festung war mehr auf Schutz als auf Komfort ausgelegt. Sie ist ziemlich kalt und feucht, stellt jedoch potenzielle Belagerer vor große Herausforderungen. Jahrhundertelang waren die Eingangstüren nur über Leitern zu erreichen, die im Falle eines Angriffs schnell hochgezogen werden konnten. In den oberen Stockwerken befanden sich Schießscharten, Pfeilschlitze und „Mörderlöcher“, aus denen kochendes Öl oder glühend heißes Harz auf die Eindringlinge gegossen werden konnte.

Die Bewährungsprobe für diese Verteidigungsanlagen kam der Sage nach, als Erasmus von Lueg im 15. Jahrhundert Burgherr war. Zuvor hatte er in Wien die mächtigen Habsburger provoziert, indem er den Befehlshaber der kaiserlichen Armee, Feldmarschall Pappenheim, in einem Duell tötete.

Erasmus floh vor Friedrich III., dem Habsburger Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, auf die uneinnehmbare „Slowenische Akropolis“ seiner Familie. Von hier aus unternahm er Raubzüge und Überfälle auf seine Gegner. In der Absicht, den Rebellen in die Knie zu zwingen, entsandte Friedrich III. ein Heer, um Erasmus gefangenzunehmen oder zu töten. Der Gouverneur von Triest, Andrej Ravbar, leitete die Belagerung der Burg Predjama, die ein Jahr dauern sollte.

Wer zuletzt lacht

Die Legende erzählt, dass Erasmus seine Feinde verspottete, indem er sie im Sommer mit frischen Kirschen und im Winter mit gebratenem Ochsenfleisch über die Festungsmauer bewarf. Denn er wusste, dass sie hungrig sein würden. Der Ritter soll sogar den Heerführer zu Ostern zum Lammessen eingeladen haben.

Die alte Burg Predjama in Slowenien ist teilweise in den Felsen gehauen, der sie gleichzeitig auch schützt. Hier ein Eingang in das Felsengebäude über eine Holzbrücke. Foto: iStock/Jan Zabrodsky

Die Belagerung endete angeblich erst, als einer seiner Diener ihn verriet. Dieser schmiedete mit dem Heerführer einen Komplott: Als Erasmus das Toilettenhäuschen benutzte – ein exponierter Teil der Burg, der sich über die Klippe erstreckte und durch Kanonenfeuer erreichbar war – entzündete der Diener eine Fackel als Signal für die Belagerer. Mit einer Kanonensalve wurde der ahnungslose Ritter auf seinem „Thron“ dem Tode übergeben.

Die Einheimischen erzählen, dass Erasmus‘ Geliebte später eine Linde an der Stelle pflanzte, an der der Ritter zur letzten Ruhe gebettet wurde. Auch wenn der Baum 2001 von einem Feuer in Mitleidenschaft gezogen wurde – er steht noch heute dort.

Burg Predjama und das Örtchen des Verrats, ganz links außen. Foto: Dragoncello/iStock

Bis heute übt Burg Predjama auf viele Besucher eine große Anziehungskraft aus. Foto: milda79/iStock

Burg Predjama – heute eine Touristenattraktion

Nach Erasmus‘ Tod erwarb die slowenische Adelsfamilie Oberburg die Festung. Im 16. Jahrhundert war es die steirische Adelsfamilie von Purgstall, die sie nach einer Belagerung wieder aufbaute. 1511 wurde die Burg bei einem Erdbeben zerstört. Schließlich gelangte sie in den Besitz des Freiherrn Philipp von Cobenzl und wurde 1570 im Renaissancestil umgebaut. Sie blieb bis heute nahezu unverändert.

Heute zeigt die Burg Predjama ein Wolfswappen – nicht unähnlich dem des Hauses Stark – das die Familie Windisch-Grätz repräsentiert, die letzten Besitzer der Burg, die die Festung bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als Jagdschloss nutzten. Dann wurde sie von der kommunistischen jugoslawischen Regierung übernommen und in ein nationales Museum umgewandelt.

Die Burg Predjama, nur 15 Minuten nordöstlich der Stadt Postojna gelegen, ist heutzutage das ganze Jahr über für Besucher geöffnet. Die Festung ist von den Hängen des Tals bis zur letzten Kurve, die in die Felsnische führt, praktisch unsichtbar. Über eine heruntergelassene Zugbrücke gelangt man heute zu ihren Vordertoren.

Touristenattraktion Burg Predjama, Slowenien. Foto: iStock/Jan Zabrodsky

Ein Ort, der die Fantasie beflügelt

Im Inneren führt ein Gang an den dicken Holztüren vorbei zu einer Luke, durch die verurteilte Häftlinge oder ungebetene Gäste in einen 60 Meter tiefen Abgrund in den Tod gestürzt werden konnten. Daneben befindet sich ein Folterkeller mit einer Streckbank, auf die die Gefangenen gespannt wurden, ein scharfkantiger hölzerner Pferdebock, auf dem die Gefangenen sitzen mussten, und ein Auspeitschpfahl.

Dahinter befindet sich ein einladender Speisesaal mit eineinhalb Meter dicken Mauern und einer kleinen, aber zweckmäßigen Küche.

Von hier führen Treppen zu einem Dachboden, der als Wachstube und Aussichtsposten diente. Heute befindet sich dort eine Waffenkammer mit Rüstungen, Lanzen, Schwertern, Streithämmern, Langbögen, Armbrüsten, Hellebarden und Schilden mit Löwenemblemen.

Im Obergeschoss können die Besucher von der offenen Burgterrasse einen atemberaubenden Blick über das Lokvatal genießen. Gleich nebenan befindet sich das – rekonstruierte – Plumpsklo aus der Sage. Hier sind auch die Kanonenkugeln zu sehen, die Erasmus‘ Schicksal besiegelten.

Ganz in der Nähe befindet sich das Hauptschlafzimmer – der einzige Raum der Burg mit Kamin – in dem bis 1980 die Burgwächter wohnten. Besucher, die eine epische Fantasiereise mit einem Hauch von Romantik suchen, sind auf der Burg Predjama genau richtig.

Das ganze Jahr über werden Führungen angeboten. Die Höhlen von Postojna, die sich vier Stockwerke unter der Festung befinden, sind Teil des Rundgangs; der Rest des weitläufigen unterirdischen Netzwerks kann nur von Juni bis August im Rahmen eines Höhlenabenteuers besichtigt werden, da die Höhle eine Fledermauskolonie beherbergt, die in den Wintermonaten Winterschlaf hält.

Es gibt ausreichend Parkplätze, eine Bar und ein Restaurant, in dem man sich nach einem Tag in der größten Höhlenburg der Welt stärken kann.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „This 800-Year-Old Castle Built in a Cave on a 400-Foot Cliff Was Totally Untouchable—Until This Happened“. (Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung sm)



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