Prächtiges Farbenspiel: Bislang unbekannte gelbe Farbe aus der Antike entdeckt

Weiße Marmorsäulen zeugen noch heute von der hohen (Bau-) Kunst der Ägypter und Griechen. Dänische Wissenschaftler lieferten jetzt Beweise, dass es nicht immer so karg war. Bestimmte gelbe Pigmente gab es offensichtlich schon 1.900 Jahre früher als bisher angenommen.
Titelbild
Die Rekonstruktion des minoischen Palastes von Knossos auf Kreta ist ein gutes Beispiel für die Farbvielfalt in der Antike. (Symbolbild)Foto: iStock
Epoch Times24. Oktober 2019

Rund um das Mittelmeer können wir unzählige antike Skulpturen und Bauten finden, deren Steine heute noch immer in einem leuchtenden weiß erstrahlen. Doch das diese Werke einst viel farbenfroher waren, wissen häufig nur Archäologen oder Geschichtsinteressierte.

Die Statuen und Gebäude erscheinen heute nur noch weiß, weil die Farben im Laufe der Zeit verblassten. Doch die Griechen, Römer und Ägypter kannten weit mehr Farben als nur weiß.

Der Palast von König Apries I. bekommt eine weitere Farbe

Dies galt auch für den Palast von König Apries I. im alten Ägypten. Das Monument befand sich im Nildelta, von wo aus König Apries von 589 bis ca. 568 vor Christus regierte.

Fragmente des Palastes werden heute im Ny Carlsberg Glyptotek, einem Museum in Kopenhagen aufbewahrt. Seit kurzem stehen sie im Mittelpunkt einer Zusammenarbeit zwischen Archäologen von Glyptoteket, dem British Museum, der Universität von Pisa und einem Chemiker der Universität von Süddänemark.

„Wir sind daran interessiert, mehr über den Einsatz von Pigmenten, Bindemitteln und den damit verbundenen Techniken aus der Antike zu erfahren. Es hat eine offensichtliche Relevanz für Kunsthistoriker, aber es kann uns auch sagen, wie verschiedene Kulturen im Mittelmeerraum und im Nahen Osten Materialien und Wissen ausgetauscht und damit verbunden haben“, sagt Cecilie Brøns, klassische Archäologin bei Glyptoteket in einer Pressemitteilung.

Die gelbe Farbe aus dem Palast von König Apries I. Foto: Ole Haupt/SDU

Renommierter Chemie-Professor unterstützte die Untersuchungen der Farbe

In diesem Sinne haben die Archäologen mit dem Professor für Archäometrie Kaare Lund Rasmussen von der Universität Süddänemark (SDU) zusammengearbeitet.

Professor Rasmussen ist Experte für die Durchführung fortgeschrittener chemischer Analysen an archäologischen Objekten. Unter anderem untersuchte er bereits den Bart des Renaissance-Astronomen Tycho Brahe, italienische Mönchs-Skelette, heilige Relikte oder Schriftrollen aus dem Gebiet des Toten Meeres.

Für das neue Projekt entnahm Professor Proben der Palastfragmente, um mehr über die verwendeten Pigmente und Bindemittel zu erfahren. Seine Ergebnisse veröffentlichte der Forscher in zwei wissenschaftlichen Artikeln (Painting the Palace of Apries I und II) in der Zeitschrift Heritage Science.

„Wir haben nicht weniger als zwei Pigmente entdeckt, deren Verwendung in der Antike bisher völlig unbekannt war“, so Rasmussen.

Von diesem Säulenfragment aus dem Palast von König Apries I. entnahm der Wissenschaftler Farbproben. Foto: Ole Haupt/SDU

Zwei natürlichen vorkommende gelb-Töne

Diese sind Blei-Antimonatgelb und Blei-Zinngelb. Beide sind natürlich vorkommende mineralische Pigmente. „Wir wissen nicht, ob die beiden Pigmente allgemein verfügbar oder eher selten waren. Zukünftige chemische Studien über andere antike Artefakte könnten mehr Licht ins Dunkel bringen“, fügte Rasmussen hinzu.

Blei-Antimonat-Gelb und Blei-Zinn-Gelb wurden bisher nur in Gemälden aus dem Mittelalter oder aus jüngen Zeiten gefunden. Die älteste bekannte Verwendung von Blei-Zinn-Gelb ist in europäischen Gemälden ab etwa 1300 nach Christus zu finden. Die älteste bekannte Verwendung von Blei-Antimonat-Gelb stammt von Anfang des 16. Jahrhunderts nach Christus.

Dies sind Farbbeispiele, die aus einem Säulenkapital entnommen wurden. Unter der grünen Farbschicht befindet sich eine beigefarbene Schicht, interpretiert als ein Untergrund, der zur Vorbereitung der Steinoberfläche vor dem Lackieren aufgetragen wird. Foto: Ole Haupt/SDU

Bindemittel aus Kautschuk und gekochten Tierknochen

Die Analyse von Bindemitteln ist schwieriger als die Analyse von Pigmenten. Pigmente sind anorganisch und bauen nicht so schnell ab, wie die meisten organischen Bindemittel.

Dennoch gelang es den italienischen Kollegen von Kaare Lund Rasmussen aus der Forschungsgruppe von Professor Maria Perla Colombini an der Universität Pisa, Spuren von zwei Bindemitteln zu finden, nämlich Kautschuk und tierische Kleber.

Der Kautschuk wurde vermutlich von Akazienbäumen gewonnen und diente als Lösungsmittel für pulverförmiges Pigment. Kautschuk wurde häufig als Bindemittel verwendet. So entdeckten Forscher dessen Spuren an Steinsäulen im Karnak-Tempel und in Wandmalereien des vermutlichen Grabes von Königin Nofretete.

Tierischer Klebstoff war ebenfalls üblich. Dieser wurde von Tieren, insbesondere von Häuten und Knochen gewonnen. In Wasser wurde er anschließend zu einer Gelantine-artigen Masse weiterverarbeitet, die getrocknet und pulverisiert werden konnte. Bei Bedarf wurde das Pulver in warmem Wasser angerührt und gebrauchsfertig gemacht.

Außerdem fanden die Forscher Farbpigmente wie Calcit und Gips (weiß), Ägyptisch Blau (synthetisches Pigment, erfunden im 3. Jahrtausend vor Christus), Atacamit (grün), Hämatit (rot) und Auripigment (goldgelb). (SDU/ts)

Die PDF zur Studie finden Sie hier (Englisch): Painting the Palace of Apries II: ancient pigments of the reliefs from the Palace of Apries, Lower Egypt



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