Neue Studie belegt: prähistorische Menschen aßen Knochenmark wie Dosensuppe
Forscher der Universität Tel Aviv haben in Zusammenarbeit mit spanischen Wissenschaftlern Beweise für die Lagerung und den späteren Verzehr von tierischem Knochenmark gefunden. Die Funde stammen aus der Höhle von Qesem bei Tel Aviv. Hier wurden bereits in den vergangenen Jahren viele wichtige Entdeckungen aus der späten Altsteinzeit vor etwa 400.000 Jahren gemacht.
Bis zu neun Wochen altes Knochenmark
Die Forschung liefert zudem direkte Beweise dafür, dass frühpaläolithische Menschen Tierknochen bis zu neun Wochen lang aufbewahrten, bevor sie sie in der Qesem-Höhle verzehrten.
Dr. Ruth Blasco von der Abteilung für Archäologie und antike Zivilisationen des Vorderen Orients und dem Centro Nacional de Investigación Sobre la Evolución Humana (CENIEH) leitete die in Science Advances veröffentlichte Studie. Prof. Ran Barkai und Prof. Avi Gopher von der Universität Tel Aviv sowie Jordi Rosell von der Universitat Rovira i Virgili (URV) unterstützten Dr. Blasco bei der Forschung.
„Knochenmark stellte eine wichtige Nahrungsquelle dar und war daher lange Zeit in der prähistorischen Ernährung vertreten“, erklärt Prof. Barkai in einer Pressemitteilung. „Bisher gab es nur Hinweise auf den sofortigen Konsum von Knochenmark nach der Beschaffung und Entfernung von Weichteilen. Doch in unserem Beitrag präsentieren wir Beweise für die Lagerung und den verzögerten Konsum von Knochenmark in der Höhle Qesem.“
Der früheste bislang bekannte Beweis für „Dosensuppe“
„Dies ist der früheste Beweis für ein solches Verhalten. Er gibt außerdem einen Einblick in die Sozioökonomie der Menschen, die in Qesem lebten“, ergänzt Dr. Blasco. „Es markiert auch eine Schwelle für neue Formen der paläolithischen menschlichen Anpassung.“
„Prähistorische Menschen brachten ausgewählte Körperteile der gejagten Tierkadaver in die Höhle“, erklärt Prof. Rosell. „Die häufigste Beute war Damhirsch. Von ihnen brachten die Menschen Glieder und Schädel in die Höhle. Die restlichen Teile wurden hingegen von Fleisch und Fett befreit, während die weniger nützlichen Teile am Jagdplatz verblieben. Wir fanden heraus, dass die Hirschbeinknochen einzigartige Schnittmarken zeigten, die nicht charakteristisch für das Häuten und Entfleischen ist.“
Laut den Forschern deponierten die prähistorischen Menschen Hirschknochen in der Höhle und bedeckten sie mit Häuten. Dies sollte die Erhaltung des Marks für den Verzehr in Zeiten der Not erleichtern.
Haltbarkeit im Selbstversuch ermitteln
Anhand einer experimentellen Serie bewerteten die Forscher die Erhaltung des Knochenmarks in Hirschknochen. Dabei untersuchten sie sowohl den Zusammenhang zwischen Umgebungsparametern und Haltbarkeit als auch die Veränderung der chemischen Zusammensetzung über den Zeitraum der Aufbewahrung.
„Wir haben festgestellt, dass die Konservierung des Knochens mit der Haut, den frühen Menschen ermöglichte, die Knochen bei Bedarf zu brechen und das noch nahrhafte Knochenmark zu essen“, sagte Dr. Blasco.
„Die Knochen wurden als ‚Dosen‘ verwendet, die das Knochenmark für einen langen Zeitraum konservierten, bis es an der Zeit war, die trockene Haut abzunehmen, den Knochen zu zerschlagen und das Knochenmark zu essen“, ergänzte Prof. Barkai.
Hoch entwickelt, intelligent und talentiert
Bis vor Kurzem glaubte man, dass die frühen Menschen Jäger und Sammler waren, die kümmerlich lebten und alles konsumierten, was sie an diesem Tag fingen, oder gar lange Zeiträume des Hungers aushielten, wenn die Nahrungsquellen knapp waren.
„Wir zeigen zum ersten Mal […], dass prähistorische Menschen in der Qesem-Höhle vor 420.000 bis 200.000 Jahren hoch entwickelt, intelligent und talentiert genug waren, um zu wissen, dass es möglich war, bestimmte Knochen von Tieren unter bestimmten Bedingungen zu erhalten“, erklärt Prof. Gopher.
Laut den Forschern ist dies der früheste Beweis der Konservierung von Nahrungsmitteln und dessen verzögerten Konsums. Diese Entdeckung schließt sich anderen Beweisen für innovatives Verhalten in der Höhle von Qesem an, einschließlich Recycling, regelmäßigem Gebrauch von Feuer sowie Kochen und Braten von Fleisch.
„Wir gehen davon aus, dass all dies darauf zurückzuführen ist, dass Elefanten, früher eine wichtige Nahrungsquelle für den Menschen, nicht mehr verfügbar waren, sodass die prähistorischen Menschen in unserer Region neue Lebensweisen entwickeln und erfinden mussten“, schließt Prof. Barkai. „Diese Art von Verhalten ermöglichte es den Menschen, sich zu entwickeln und in eine viel anspruchsvollere Art der sozioökonomischen Existenz einzutreten.“ (ts)
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