„Neben Fossilien weiterer Wirbeltiere“ – Erste Plesiosaurier in Spanien entdeckt

Vermeintlich als Dinosaurier bezeichnet, lebten Plesiosaurier in allen Weltmeeren. Leptocleiden waren kleine Plesiosaurier, die nach bisherigen Erkenntnissen nur im heutigen England, Australien und Südamerika lebten. Ein Steinbruch in Spanien offenbarte jetzt einen weiteren Lebensraum.
Titelbild
Die Leptocleididae, deren Überreste zum ersten Mal auf der iberischen Halbinsel gefunden wurden, waren kleinere Plesiosaurier mit kürzeren Hälsen und lebten im flachen Wasser.Foto: José Antonio Peñas / SINC
Epoch Times15. März 2019

Die Plesiosaurier, fälschlicherweise als Dinosaurier angesehen, bewohnten vor 200 bis 65 Millionen Jahren alle Meere. Auf der Iberischen Halbinsel entdeckten Paläontologen bislang jedoch nur wenige Überreste dieser langhalsigen Reptilien.

Nun hat eine Gruppe von Paläontologen die größte Ansammlung derartiger Fossilien in Morella, Castellón, gefunden. Unter ihnen befindet sich auch der Wirbel einer für diese Region bis dato unbekannten Plesiosaurierart, dem Leptocleidus.

Eine völlig andere Landschaft als heute

Während der Unterkreide, vor etwa 125 Millionen Jahren, sah die Iberische Halbinsel ganz anders aus als heute. So war das heutige Dorf Morella in Castellón ein großes Delta an der Küste.

In diesen flachen Gewässern lebte eine Gruppe von Meeresreptilien, die als Plesiosaurier bekannt sind. Sie besitzen kleine Köpfe, lange Hälse aber kurze Schwänze und breite, zylindrische Körper mit großen Flossen. Schätzungen zufolge erreichten die Tiere eine Länge von bis zu 15 Metern. Obwohl sie zeitgleich mit den Dinosauriern lebten und gemeinsam ausstarben, waren diese Reptilien nicht mit ihnen verwandt.

Auf der Iberischen Halbinsel waren die fossilen Funde dieser Tiere dennoch eher selten, begrenzt und fragmentarisch. Ein Beispiel ist das Fragment eines Elasmosaurus-Beckens, das kürzlich in der Stadt Algora, in Guadalajara, gefunden wurde. Elasmosaurier sind eine Gattung der Plesiosaurier mit einem sehr langen Hals, sodass Forscher bei seiner ersten Entdeckung vor anderthalb Jahrhunderten dachten, dass sie den Schwanz des Tieres gefunden hätten.

Zeichnerische Rekonstruktion eines Elasmosaurus. Foto: iStock

„Außergewöhnlich für die Aufzeichnung der iberischen Kreidezeit“

Nun hat eine Gruppe von Paläontologen der National Distance Education University (UNED) im Steinbruch Mas de la Parreta in Morella eine reichhaltige und exklusive Sammlung von Plesiosaurier-Überresten entdeckt. Diese gehören laut Aussage der Forscher zu mehreren Plesiosaurier-Exemplaren.

„Das in Morella identifizierte Plesiosaurier-Material ist außergewöhnlich für die Aufzeichnung der iberischen Kreidezeit“, erklärte Adán Pérez-García, Wissenschaftler und Mitautor der Studie, gegenüber Sinc.

Die Menge der Zähne und die große Anzahl der gefundenen Wirbel können jedoch keiner bestimmten Gruppe von Plesiosauriern zugeordnet werden. Erwähnenswert ist jedoch ein fast vollständiger Halswirbel, der einem Leptocleidus zugeschrieben werden kann. Bei diesem handelt es sich um eine kleinere Art von Plesiosauriern. Bislang nahmen die Paläontologen jedoch an, dass diese nur Gewässer im heutigen England, Australien und Südafrika bewohnten.


Leptocleidus gehört zu der Gruppe der Plesiosaurier.

Der unbekannte Leptocleidus

„Es ist der erste Fund dieser Tiere auf der Iberischen Halbinsel“, betont Pérez-García. Leptocleiden sind eine Gruppe von sehr eigentümlichen Plesiosauriern, die nicht länger als drei Meter lang waren und im Gegensatz zu anderen Arten einen relativ kurzen Hals hatten.

„Ihre Körper waren robust und ihre Köpfe relativ groß und dreieckig. Außerdem konnten sie sich vom Leben auf offener See an das in Küstennähe anpassen“, erklärt der Forscher.

Im Gegensatz zu anderen Plesiosaurierarten lebten die Leptocleididae allgemein in flachen Gewässern. Deshalb wird angenommen, dass sie sich sogar an Brackwasserumgebungen, wie die Mündungen großer Flüsse in Küstennähe, anpassen konnten.

Die Leptocleididae, deren Überreste zum ersten Mal auf der iberischen Halbinsel gefunden wurden, waren kleinere Plesiosaurier mit kürzeren Hälsen und lebten im flachen Wasser. Foto: José Antonio Peñas / SINC

Plesiosaurier neben Fossilien weiterer Wirbeltiere gefunden

Im Laufe der Jahre haben Wissenschaftler eine große Vielfalt von Wirbeltieren im Steinbruch Mas de la Parreta entdeckt. Darunter befanden sich nicht nur die Bewohner des Morella-Deltas, sondern auch die Überreste von fortgespülten Fossilien. All diese sammelten sich im Laufe der Zeit an dem Ort, der später zu dem heute bekannten Steinbruch wurde.

Neben den Plesiosauriern wurden auch Haie, Amphibien und andere Reptilien, wie Pterosaurier („Flugsaurier“) gefunden. Außerdem sind die Überreste von Land-, Süßwasser- und Meeresschildkröten, sowie Süßwasser- und Meereskrokodilen und Dinosauriern aufgetaucht.

„Die Wirbeltierfauna der Unterkreide von Morella ist sehr bekannt. Von hier stammen einige der ersten Dinosaurierreste, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im spanischen Register identifiziert wurden“, erklärte Pérez-García und fügt hinzu, dass die paläontologische Aktivität in Morella in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat. Wir dürfen also gespannt sein, was in Morella noch gefunden wird.

Die neue Studie wurde in der Zeitschrift Cretaceous Research veröffentlicht.



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