„Menzel. Maler auf Papier“ – Ausstellungseröffnung im Berliner Kupferstichkabinett
Adolph Menzel ist das Auge des 19. Jahrhunderts. Das Berliner Kupferstichkabinett verfügt mit mehr als 6.000 Werken über den weltweit größten Bestand an Papierarbeiten des deutschen Künstlers. Aus diesem Grund laden die Staatlichen Museen zu Berlin ab dem 20.09.2019 zu einer großen Sonderausstellung zu Menzel als Maler auf Papier ein.
Gezeigt werden rund 100 Werke in Aquarell, Pastell und Gouache aus eigenem Bestand. Ergänzt werden sie zudem um ausgesuchte Leihgaben, die erstmals einen fundierten Gesamtüberblick über Menzels malerische Arbeiten auf Papier bieten.
Von der Einzelstudie bis zur exquisiten Malerei
Adolph Menzel (1815–1905) ist bekannt als Maler großer Leinwandgemälde und als Zeichner unzähliger Bleistiftstudien. Doch erst als Maler auf Papier nutzte er die gesamte Palette seiner künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten. Seine Arbeiten umfassen sowohl experimentelle Einzelstudien als auch durchkomponierten Malerei.
Die Ausstellung präsentiert neben überwiegend eigenständigen Werke auch ausgewählte Vorarbeiten für berühmte Gemälde. Darunter befinden sich etwa jene Porträtstudien, die als Vorarbeiten zu dem im Auftrag von König Wilhelm I. zwischen 1861 und 1865 gemalten Krönungsbild entstanden. Es ist zugleich das größte und figurenreichste Gemälde von Menzel Werken.
Die Facetten Menzels als Maler auf Papier stellt die Ausstellung chronologisch und nach Techniken geordnet anhand ausgewählter Werke in zehn Kapiteln vor. Ebenso gibt sie den Besuchern einen Einblick in die spezifische Wirkung von Aquarell, Pastell und Gouache und Menzels eigentümliche Mischtechnik.
Schwerpunkt Pastelltechnik
Ein besonderer Schwerpunkt der Ausstellung liegt außerdem auf der Pastelltechnik. Diese stellte seit Mitte der 1840er- bis Ende der 1850er-Jahre für Menzel eine entscheidende Brücke vom Zeichnerischen zum Malerischen dar.
Zu sehen sind neben fragmentarischen Beobachtungen auch Experimente und Verworfenes. Als Beispiel dient hier eine „Gewandstudie“, die von Menzel detailliert mit leuchtenden Kreiden zu Papier gebracht und später mit energischer Geste zerstört wurde.
Bei den szenischen Darstellungen ist mit dem seit 1907 in der Sammlung befindlichen Bilderpaar „Herr“ und „Dame im Coupé“ (1859) eine besondere Sensation zu entdecken. Die als Folge des Zweiten Weltkrieges verlorene „Dame“ konnte im Januar 2019 nach Jahrzehnten des unbekannten Verbleibs wieder für die Sammlung des Kupferstichkabinetts zurückgewonnen werden. Das von Menzel mit Sinn für menschliche Entgleisungen beobachtete, im Umgang miteinander so abweisende Paar, ist nun erstmals seit über 70 Jahren wieder vereint.
Raffael und Schlittschuhläufer
Ebenfalls präsentiert werden Werke, die nicht nur szenisch angelegt, sondern blattfüllend durchgearbeitet sind. „Platz für den großen Raffael“, eine Leihgabe aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, steht für den Aspekt des Überarbeitens in verschiedenen Techniken. 1855 als Pastell begonnen, vollendet Menzel das Werk erst vier Jahre später in Gouache.
Auch die 2018 für das Kupferstichkabinett erworbenen „Schlittschuhläufer“ sind von Menzel monumental in Pastell angelegt. Eine Überarbeitung in Gouache erfolgte hier jedoch nicht. Die Schlittschuhläufer sind unmittelbar nach Menzels erstem Frankreichaufenthalt im Jahr 1855 entstanden und zeugen von der Moderne, wie Menzel sie in Paris bestätigt fand und wofür in der Ausstellung die Leihgabe aus der Hamburger Kunsthalle „Erinnerung an Paris“ steht.
Seit den 1860er-Jahren dominierte eine ausgefeilte Gouache- und Mischtechnik das Schaffen Menzels. Eindrucksvolles Beispiel dafür ist der „Schutzmann im Winter“ (1860/1865), eine blattfüllende Schilderung der eigenen Zeitgenossenschaft. Ebenso wie das Porträt des als Vorarbeit zum Krönungsbild geschaffene Bild des „Oberregierungsrath Knerk“ (1863/1865) galt der „Schutzmann“ seit 1941 als Kriegsverlust. Seit diesem Frühjahr zurück im Bestand werden die Werke nun erstmals wieder präsentiert.
Drei herausragende Werktypen aus dem Bestand des Kupferstichkabinetts runden die Ausstellung ab. Das in den Jahren 1863 bis 1883 als lose Folge von 44 Gouache-Malereien für Menzels Nichte Gretel und Neffen Otto entstandene „Kinderalbum“, die Auftragsarbeiten zu den Entwürfen zum „Tafelgeschirr“ der königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin für die Silberhochzeit des Kronprinzenpaares 1883 sowie die von Menzel eigenwillig uminterpretierten Allegorien.
Informationen zur Ausstellung „Menzel. Maler auf Papier“
„Menzel. Maler auf Papier“ wird kuratiert von den Menzel-Experten Werner Busch und Claude Keisch, Anna Marie Pfäfflin (Kuratorin für die Kunst des 19. Jahrhunderts, Kupferstichkabinett) und Georg Josef Dietz (Leiter der Restaurierungsabteilung, Kupferstichkabinett).
Ausstellungsdauer: 20.9.2019 – 19.1.2020
Ausstellungsort: Kupferstichkabinett, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Öffnungszeiten: Mo. geschlossen, Di. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. – So. 11 – 18 Uhr
Veranstalter: Staatlichen Museen zu Berlin
Weiterhin stehen besondere Angebote für Erwachsene und Kinder sowie Schulen- und Kindertagesstätten zur Verfügung.
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