Kinderärzte und Psychotherapeuten warnen vor Corona-Panik und streiten über „Großelternverbot“
Kinderärzte und Kinderpsychotherapeuten haben an Eltern appelliert, ihre Kinder vor Corona-Angst zu schützen. „Die Masken-Menschen in Bussen, Bahnen oder im Fernsehen sind komisch, können Kinder irritieren“, sagte Beate Leinberger, Vorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten (BKJ), der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ von Samstag. Zwar würden Kinder – auch diejenigen, die in Quarantäne geschickt werden – „eher entspannt“ reagieren. Eine Belastung werde es jedoch für Kinder, wenn ihre Eltern Angst zeigen.
„Wenn Eltern unruhig werden, überträgt sich das natürlich auf die Kinder“, sagte Leinberger. Sie riet Eltern dazu, unbedingt darauf zu achten, Informationen rund um die Pandemie ruhig für ihre Kinder einzuordnen, auch wenn das nicht immer einfach sei.
Ähnlich äußerte sich Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). „Vermummte Menschen mit Masken wie aus dem Weltall, das hat etwas Bedrohliches“, sagte Fischbach der „NOZ“. „Natürlich kann das zu einer Belastung für Kinderseelen werden.“ Kinder hätten „sehr feine Antennen“. Deswegen sei es gerade für Eltern besonders wichtig, keine Panik zu zeigen, sondern gelassen zu bleiben. „Bitte Normalität walten lassen und runterkühlen!“
Fischbach riet seinen Kinderarzt-Kollegen, auf Atemschutz-Masken zu verzichten, wenn das nicht medizinisch geboten sei, um die kleinen Patienten nicht unnötig zu verschrecken. „Man kann ein Kind auch von der Seite abhören, etwa um die Gefahr einer Infektion durch spontanes Niesen zu minimieren.“
„Großelternverbot“ umstritten
Uneinig waren sich die Experten in der Frage eines „Großelternverbots“. Die Chefin des Kinderpsychotherapeuten-Verbandes befürwortete dies und verwies darauf, dass Großeltern, insbesondere chronisch erkrankte, zur Risikogruppe gehörten. „Auch darüber sollte man mit seinen Kindern sprechen und erklären, warum sie für eine Zeit nicht zu Oma oder Opa gehen dürfen“, sagte Leinberger. Wegen der hohen Sterblichkeitsrate der über 60-Jährigen müssten Eltern „definitiv“ dafür sorgen, dass diese geschützt würden, „auch, indem vorübergehend auf Kontakt zu Enkelkindern verzichtet wird“.
Dem widersprach Kinder- und Jugendärztepräsident Fischbach. Es gebe so wenige Kinder, die an der durch das Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 erkrankt seien, dass er „so eine pauschale Forderung für übertrieben halte“, sagte er. (afp)
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