Inschrift enthüllt üppiges Leben Pompejis in den letzten Jahren vor dem Untergang

Eine kürzlich entzifferte Inschrift aus Pompeji spricht von rauschenden Festen und mehrtägigen Gladiatorenkämpfen aber auch von Hungersnot und Volksaufstand. Mit ein bisschen Querdenken fanden Forscher zudem heraus, wie viele Menschen damals in Pompeji lebten.
Titelbild
Römische Inschrift aus Pompeji (Symbolbild).Foto: iStock
Epoch Times13. Oktober 2019

In den Jahrzehnten, bevor die Stadt Pompeji durch den katastrophalen Vulkanausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr. unter Asche begraben wurde, war der Alltag mit Festen und Kämpfen gefüllt. Dies geht aus einer kürzlich entzifferten Inschrift an der Wand eines pompejanischen Grabes hervor, das Archäologen bereits 2017 entdeckten.

In dieser Inschrift wird von der Liberalia, einem jährlichen römischen Fest berichtet, bei dem ein reicher junger Mann seine Volljährigkeit feierte. Laut der Inschrift veranstaltete dieser eine riesige Party, die ein Bankett für 6.840 Personen und eine Show beinhaltete, in der 416 Gladiatoren über mehrere Tage kämpften.

Weiterhin wird von harten Zeiten und einer vierjährigen Hungersnot, sowie Gladiatorenkämpfen, die in einem öffentlichen Aufstand endeten, berichtet. Zu diesem Ergebnis kam Massimo Osanna, der Generaldirektor des Archäologischen Parks von Pompeji in einer Studie aus dem Journal of Roman Archaeology.

Ein Hinweis auf die Einwohnerzahl von Pompeji

In dieser neuen Studie entschlüsselte Osanna die Inschrift und diskutierte gleichzeitig einige der Ergebnisse. So hat er einen Weg gefunden, die geschätzte Anzahl der in Pompeji lebenden Menschen zu ermitteln.

Die Inschrift besagt, dass der reiche Mann alt genug war, um die „toga virilis“, eine Toga, die von einem erwachsenen männlichen Bürger getragen wird, zu tragen. Anlässlich dieses Ereignisses veranstaltete er ein großes Bankett und eine Gladiatorenshow. Laut Inschrift habe das Bankett „auf 456 dreiseitigen Liegen [stattgefunden], sodass auf jeder Liege 15 Personen lagen“. Diese Informationen könnten Forschern helfen, festzustellen, wie viele Menschen in Pompeji in den Jahrzehnten vor der Zerstörung lebten, schrieb Osanna.

Insgesamt haben etwa 6.840 Personen am Bankett teilgenommen. Ein solches Bankett sei wahrscheinlich nur erwachsenen Männern mit politischen Rechten zuteil geworden, was wahrscheinlich etwa 27 bis 30 Prozent der Bevölkerung Pompejis ausmache. Daraus schätzte Osanna, dass die Gesamtbevölkerung Pompejis etwa 30.000 Menschen betragen hat.

Inschrift spricht von Luxus und Not zugleich

Die Gladiatorenkämpfe seien zudem „so grandios und prächtig [gewesen], dass sie mit einer der edelsten Kolonien Roms verglichen werden konnte, da 416 Gladiatoren teilnahmen“, heißt es in der Inschrift. Eine Show dieser Größe hätte mehrere Tage gedauert, wenn nicht sogar eine Woche, schrieb Osanna. Außerdem bemerkte er, dass, wenn jeder Gladiator einzeln gekämpft hätte, es 213 separate Kämpfe gegeben hätte.

Doch die Inschrift erwähnt zugleich eine Hungersnot, in der der reiche Mann seinen pompejischen Mitbürgern half. So habe er Weizen zu vergünstigten Preisen verkauft und die Verteilung von kostenlosen Brotlaiben organisiert. Ein berühmtes Mosaik aus Pompeji zeigt drei Personen, darunter ein Kind, die auf Brot warten, sagte Osanna. Für den Archäologen erscheint es möglich, dass das Mosaik das in der Inschrift erwähnte Ereignis zeigt.

Nur 20 Jahre vor dem Ausbruch des Vesuvs, im Jahre 59 n. Chr., brach laut Inschrift während einer Gladiatorenshow ein Aufstand aus. Der antike römische Historiker Tacitus (56-120 n. Chr.) erwähnte diesen Aufstand auch in seinem Buch „Annals“.

Die Inschrift besagt, dass Kaiser Nero als Strafe für den Aufstand „befohlen hat,  dass [römischen Behörden] alle Gladiatorenhaushalte über die zweihundertste Meile hinaus aus der Stadt verlagern [sollten]“. „Nero hat auch mehreren an dem Aufstand beteiligten pompejanischen Bürgern befohlen, die Stadt zu verlassen, so die Inschrift.

Wer war der wohlhabende Mann und welche Verbindung hatte er zu Nero?

Die Inschrift behauptet weiterhin, dass der reiche Mann mit Nero gesprochen und den Kaiser davon überzeugt habe, einigen der verstoßenen Bürgern die Rückkehr nach Pompeji zu gestatten. Dies sei ein Hinweis auf die Wertschätzung, die Nero dem Mann entgegengebracht zu haben scheint, schrieb Osanna.

Bei dem reichen Mann könnte es sich um Gnaeus Alleius Nigidius Maius handeln, ein Mann, der bereits in anderen Inschriften aus Pompeji erwähnt wird. Maius wird als ein Mann von großem Reichtum und großer Macht beschrieben, der um 59 n. Chr. lebte, schrieb Osanna. Frühere archäologische Arbeiten zeigen, dass sich ein Grab von Maius‘ Adoptivvater „Marcus Alleius Minius Minius“ in der Nähe des Grabes mit der Inschrift befindet. (ts)



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