Hilfe – Was soll ich essen?
Liebe Leserinnen und Leser,
um es gleich vorwegzunehmen: Ich bin in einer Bredouille. Mein Herz schlägt für Tiere und für Pflanzen gleichermaßen. Was das für einen Spagat in meinem Leben darstellt, können Sie sich gar nicht vorstellen!
In der heutigen Gesellschaft, wo es „in“ ist, vegan zu leben, stellte vor nicht allzu langer Zeit eine Erkenntnis mein Leben auf den Kopf: Nicht nur Tiere haben Gefühle, Pflanzen auch. Wie Sie auf Seite 18 erfahren werden, gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse über schreiende Tomaten und gemobbte Pflanzen.
Zugegeben, im Bereich der Leserkommentare sorgten diese beiden Artikel für Kontroversen. Fleischesser sahen darin eine Rechtfertigung, weiterhin Tierprodukte zu essen, während Veganer die Gefühle von Tieren über die der Pflanzen stellten und meinten, die Forschungen seien umstritten.
Spinnt man den Faden aber weiter, kommt man tatsächlich zu der Frage: Wenn Pflanzen Gefühle haben, was soll ich dann essen? Schreien die Möhren, wenn ich sie aus der Erde ziehe? Und wie verhält es sich, wenn man den Kopfsalat abschneidet?
Tatsächlich hatte ich schon in meiner Kindheit eine starke Verbindung zu Pflanzen. Als ich später in meinem riesigen Bauerngarten unterwegs war, hegte und pflegte ich sie mit Bedacht, sprach ihnen gut zu und trällerte hin und wieder ein Liedchen für sie.
Doch es kam, wie es kommen musste. Irgendwann fielen hordenweise Schnecken über die Jungpflanzen her – so schnell konnte ich Salat, Gurken und Zucchini gar nicht schützen. Am nächsten Tag lagen nur noch die blanken Stängel im Bett, während die Schneckenhorde weiterzog.
Monatelang experimentierte ich damit, Fallen aufzustellen, Kaffeepulver zu streuen, Minizäune zu errichten, Schnecken abzusammeln und in kilometerweiter Entfernung wieder auszusetzen. Aber es schien, als ob die schleimigen Ungetüme auf dem Weg noch ein paar Leckermäuler motivierten, mit ihnen zu ziehen. Kurz gesagt: Schon nach wenigen Tagen waren die Schnecken wieder da und schienen sich ordentlich vermehrt zu haben. Was sollte ich nur tun? Schließlich sind Schnecken doch auch Lebewesen. Darf ich sie töten?
Irgendwann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte doch ohnehin so viel in meinem Garten angebaut, dass es für alle reichte, und Platz genug hatte ich auch. Gedanklich gab ich den Schnecken zu verstehen, dass ich am Rand des Grundstücks ein Bett nur für die Schnecken errichten würde. Dort platzierte ich Salat, Kürbisse, zwei Zucchini und frische Kräuter. Und es funktionierte tatsächlich! Später las ich, dass dieser Ansatz als „Opferbeet-Strategie“ bekannt ist.
Inzwischen bin ich überzeugt davon, dass man Pflanzen essen kann, auch wenn sie Gefühle haben. Nach meiner Erfahrung liegt der Schlüssel in einer demütigen Haltung bei der Ernte und einer dankbaren Einstellung während des Essens.
Ich wünsche Ihnen ein erkenntnisreiches Wochenende
Ihre Fenja Lindau
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