Ex-Spitzen-Artist zu Shen Yun: Durch Botschaften von oben bekommt man Energie
Einmal Künstler, immer Künstler. Jahrelang hielt das Publikum beim damaligen Staatszirkus der DDR den Atem an, wenn Uwe Neitzel Kunststücke auf dem Washington Trapez zeigte. Der dortige VEB Zentralzirkus hatte nach der Sowjetunion unter allen sozialistischen Ländern das größte Zirkuszelt mit einem Fassungsvermögen von 3.000 Menschen. Nach der Wende, mit Schließung des Zirkus 1990, wurde Neitzel in den Ruhestand geschickt. Die Epoch Times sprach mit dem Künstler nach der gestrigen Abendvorstellung von Shen Yun im Theater am Potsdamer Platz.
NTD: Wie war Shen Yun für Sie als Künstler?
Neitzel: Wissen Sie, ich musste zwar meinen Beruf wechseln, aber mit dem Herzen bin ich noch immer im Kunstbereich drinnen. Und es schmerzt auch immer, wenn man in ein Theater gehen muss, weil man vor der Bühne steht und nicht dahinter. Das ist eine Faszination, wenn man sieht, was die Künstler [von Shen Yun] da leisten. Und vor allen Dingen mit welcher Intensität sie rangehen, um das Publikum glücklich zu machen. Das kann man nicht beschreiben. Das ist im Herzen dieser Künstler drin, das wird durch die Augen ausgestrahlt, durch jede Mimik, mit der Hand, mit Körperbewegungen. Ich finde, das ist einfach faszinierend.
NTD: Wurden Sie also auch selbst von Shen Yun mitgerissen?
Neitzel: Ja. Ich bin sehr oft in solchen Veranstaltungen, wenn ich nur kann. Aber ich muss sagen, das ist mit Abstand jetzt erstmal … Also, wenn man so selbst hautnah davor sitzt, ist es für mich erstmal nicht dieser Showeffekt, wie man es sonst im Friedrichstadtpalast sieht oder auf anderen Bühnen. Hier, bei Shen Yun, geht es richtig mit Herz zur Sache und da merkt man die körperliche Leistung. Und das ist das, was mir persönlich daran gefällt.
NTD: Wie bewerten Sie als Fachmann das Orchester, in Zusammenhang mit Leistung und Talent der Tänzer?
Neitzel: Ich sage mal, also nicht als Fachmann, aber ich sage mal, was ich empfinde. Es ist ein schönes Zusammenwirken mit dem Orchester. Musik untermalt ja immer irgendwo einen Akt, den man vorführt, oder eine Episode, die man auf die Bühne bringt. Aber hier bei den Tänzern, merkt man, dass die Künstler noch mit Herz und mit Augenkontakt im Publikum mehr herausholen. Oder aber bei den Sprüngen einzelner Solotänzer merkt man, dass da mehr rüberkommt.
Da ist nicht bloß ein Showeffekt, der zusammen mit einem Kostüm rüberkommt, sondern die Ausstrahlung, wie gekonnt der Sprung ist oder dass man … Gerade auch die Sängerin, die durch ihre Stimme immer noch ein i-Tüpfelchen drauf setzen kann, dass man sagt: „Das war jetzt … Das gibt es ja gar nicht.“ Dazu muss man einfach als Künstler geboren sein. Die meisten sehen nur die Effekte und die Umhänge. Ja, die Kostüme und die Farbenfreudigkeit untermalen natürlich alles. Aber die Synchronität, die die Frauen dargeboten haben, natürlich auch die Männer, und teilweise der Humor, das ist einzigartig. Da muss ich sagen: Weiter so!
NTD: Shen Yun möchte auch Werte vermitteln und alte Weisheiten zeigen. Wie kam das bei Ihnen an?
Neitzel: Ja, natürlich. Also ich fand zum Beispiel das Stück „Dreihundert Jahre an einem Tag“ emotional und bezeichnend. Wir haben zwar in Europa eine tausendjährige Geschichte, wenn auch nicht 5.000 Jahre der chinesischen Kultur, aber es spielt sich da und dort immer wieder das Gleiche ab. Und man sieht, dass wir unabhängig vom Land und von der Geschichte die gleichen Schönheitsideale haben und die gleichen Fehler machen, gerade auch mit Krieg oder mit irgendwelchen Intrigen. Und bei dem Stück hat man eben gesagt: Okay, wir probieren das jetzt einfach mal, wir tauschen jemanden von heute mit jemanden von damals aus. Also man ist in der heutigen Realität, obwohl es auf der Bühne ein wunderbares Märchen ergibt.
ET: Wie beurteilen Sie die dargestellte Spiritualität mit Buddhas und Gottheiten?
Neitzel: Definitiv, es muss da oben jemanden geben. Es muss definitiv jemanden geben. Für mich ist Glaube zwar ein bisschen zweifelhaft, aber ich habe es am eigenen Körper doch schon leider durch Unfälle spüren können. Also man muss irgendwo einen Glauben bewahren und weitermachen. Und dann kam ich wieder auf die Füße. Also es ist ein Antrieb im Herz da.
Und gerade durch so eine Inspiration im kulturellen Bereich wird man wieder stark gemacht und animiert. Auch durch die Botschaften, die da gerade von oben herabkommen, kriegt man wieder Energie. Und man sollte viel mehr freundlich miteinander umgehen. Das hat man sich in der kurzen Zeit doch eigentlich verdient als Mensch. Was sind denn die 80 Jahre eines Lebens gegenüber 5.000 Jahre Kultur? Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein.
ET: Wir danken Ihnen für das Gespräch
Neitzel: Danke Ihnen.
(ah)
Das New Yorker Ensemble gastiert noch bis zum ersten Mai in Berlin.
Epoch Times ist Medienpartner von Shen Yun Performing Arts.
Tickets unter: Shen Yun Performing Arts.
Shen-Yun-Aufführungen 2022:
20. April–1. Mai 2022 | Berlin, Deutschland |
28.–30. April 2022 | Graz, Österreich |
5.–8. Mai 2022 | Füssen, Deutschland |
10.–12. Mai 2022 | Mannheim, Deutschland |
31. Mai–3. Juni 2022 | Frankfurt am Main, Deutschland |