Chongqings Polizeichef flieht über US-Konsulat nach Peking
Am 8. Februar bestätigte das US-Außenministerium, dass Wang Lijun, stellvertretender Bürgermeister und Polizeichef von Chongqing, das US Konsulat in Chengdu aufgesucht hatte.
Laut offiziellen Berichten war Wang wegen Überarbeitung von der Arbeit freigestellt. Einige Medien spekulieren, Wang sei durch parteiinterne Machtkämpfe dazu veranlasst worden, beim Konsulat Asyl zu beantragen. Chinesische Sicherheitskräfte hatten ihn dort aufgespürt. Das US-Außenministerium sagte dazu:
[Victoria Nuland, Sprecherin, US-Außenministerium]:
„Wang Lijun bat Anfang der Woche um ein Treffen im amerikanischen Generalkonsulat in Chengdu in seiner Position als stellvertretender Bürgermeister. Es wurde ein Treffen arrangiert. Unsere Leute trafen sich mit ihm. Er kam zum Konsulat. Später verließ er das Konsulat aus eigenem Willen. Und natürlich geben wir keine Auskünfte zu Angelegenheiten wie Flüchtlingsstatus, Asyl oder Ähnlichem.“
Wang sollte am 6. Februar zum US-Konsulat kommen. Kurze Zeit später wurde das Gebäude von bewaffneten Polizisten umstellt. NTDs China-Analyst Heng He erklärt, dass Wang inmitten des Machtkampfes zwischen Chongqings Parteisekretär Bo Xilai und den Zentralbehörden in Peking geraten war. Wang betrachtet Peking als sicheren Hafen.
[Heng He, NTD China-Analyst]:
„Ich denke nicht, dass er die Kraft hatte oder in der Lage war, nach Peking zu gelangen, und der nächste und sicherste Platz war das US-Konsulat.“
Aber warum wollte Wang unbedingt flüchten? Einst besetzte Bo Xilai eine Position auf höchster Ebene in der Provinz Liaoning. Einen Posten, der ihm in Aussicht stellte, zum Führer der kommunistischen Partei in Peking ernannt zu werden. Jedoch wurde er von einigen Beamten in Peking als extrem angesehen und galt daher ein unpassend für diese hohe Position.
[Heng He, NTD China-Analyst]:
„Wegen seiner Verfolgung von Falun Gong, seiner tief greifenden Beteiligung an der Verfolgung, fingen einige Opfer an, ihn in anderen Ländern anzuklagen, sodass er einige Gerichtsverfahren am Laufen hat. Und kürzlich offenbarte Wikileaks, dass Wen Jiabao sagte, man könne ihn nicht zum Vizepremier befördern, weil sein Ruf, sein internationaler Ruf, China kein gutes Image geben würde.“
Unter dem Vorwand seines internationalen Skandals versetzten die Parteiführer Bo nach Chongqing. Doch in Chongqing plante Bo, zu seiner früheren Position zurückzukehren.
[Heng He, NTD China-Analyst]:
„Er wurde nach Chongqing geschickt, das ist weit weg von der politischen Macht. So musste er einen Weg finden, zurückzukommen und der beste Weg für ihn war, eine politische Kampagne zu starten.“
Bo initiierte zwei Kampagnen: Eine so genannte „Rote Lieder-Kampagne“, um maoistische Werte zu fördern, und eine Kampagne, um das organisierte Verbrechen zu bekämpfen.
Heng He glaubt, Bo habe einen Stellvertreter benötigt, der seine Befehle genau befolgte.
[Heng He, NTDs China Analyst]:
„Was er brauchte, war eine politische Kampagne, er braucht jemanden, der nicht aus seinem lokalen Kreis stammte, aber schlecht genug ist, um nur seinen Befehlen zu folgen, nicht dem Gesetz. Deshalb entschied er sich für Wang Lijun.“
In der Regel werden solche Kampagnen von den Zentralbehörden gestartet, nicht von lokalen Behörden. Bos Kampagnen beunruhigten die Zentralbehörden, da ihre Methoden zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens oftmals gesetzeswidrig waren und Untersuchungen nach sich zogen.
[Heng He, NTD China-Analyst]:
„Sie mussten unter irgendeinen Vorwand Bo Xilai daran hindern oder ihn komplett los werden. Also fingen sie an, Informationen zu sammeln. Bei Wang Lijun fingen sie an, weil es in dieser Kampagne praktisch keinen Unterschied zwischen Wang Lijun und Bo Xilai gab. Also wenn sie diesen hier loswerden, kann der andere nicht überleben. Und in diesem Moment kam Bo Xilai ihnen zuvor. Bevor die zentrale KPC jemanden schicken konnte, um Wang Lijun zu verhaften, fing Bo Xilai selber an, Personen in Wangs Umfeld zu verhaften. Und Wang Lijun bekam Angst, da er Bo Xilai sehr gut kannte. Er wusste genau, dass Bo Xilai alles tun würde – und ihn auch töten würde – um die Beweise los zu werden.“
Also blieb Wang keine Wahl als zu fliehen und einen Tag im US-Konsulat in Chengdu zu verbringen, eine Stadt, mehrere Autostunden entfernt von Chongqing. 70 Polizeiwagen aus Chongqing waren Wang auf den Fersen und umstellten das Konsulat, wo sich Wang versteckte. Dennoch gelang es Wang, ihnen zu entkommen und mit den Zentralbehörden zu verhandeln. Gerüchten zufolge solle ein Beamter aus Peking ein Fahrzeug geschickt haben, um Wang am frühen Mittwochmorgen zu treffen.
Wangs ehemaliger Kamerad Bo Xilai hat nun noch weniger Chancen, eine zentrale Führungsposition im Jahr 2012 zu bekommen.
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