30 Jahre Haft für Musiker R. Kelly
Tiefer Fall eines früheren Musik-Superstars: Der Sänger R. Kelly (55), der vor allem in den 1990er und 2000er Jahren mit Songs wie „I Believe I Can Fly“ Welterfolge gefeiert hatte, wird unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger wohl einen großen Teil seines restlichen Lebens im Gefängnis verbringen müssen.
Richterin Ann Donnelly verhängte am Mittwoch an einem Gericht in New York eine Haftstrafe von 30 Jahren gegen Kelly, zudem eine Strafe von 100.000 Dollar (etwa 95.000 Euro). Die Verbrechen des Musikers seien „kalkuliert, sorgfältig geplant und über einen Zeitraum von fast 25 Jahren regelmäßig ausgeübt worden“, begründete Donnelly das Strafmaß. Es gebe „wenige Verbrechen, die schwerwiegender“ seien als die von Kelly.
Sexuelle Ausbeutung, Kidnapping, Bestechung
Bereits im vergangenen Jahr hatte eine Jury den Musiker nach mehrwöchigem Prozess in allen neun Anklagepunkten – darunter sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, Kidnapping und Bestechung – für schuldig befunden. Kelly hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Vor Gericht äußerte sich der Musiker, der mit schwarzer Brille, schwarzer Corona-Maske und khakifarbenem Oberteil erschien, nicht zu seiner Strafe – nach Angaben seiner Verteidigerin wegen noch ausstehender weiterer Prozesse. „Ja, Euer Ehren, das ist mein Wunsch“, antwortete Kelly auf die Frage, ob er sich wirklich nicht zu Wort melden wolle. Das Strafmaß nahm der 55-Jährige reglos mit hängendem Kopf auf. „Er sitzt hier nicht ohne Reue“, hatte Verteidigerin Jennifer Bonjean zuvor gesagt.
Mit der Strafe folgte Richterin Donnelly auf ganzer Linie der Staatsanwaltschaft, die mehr als 25 Jahre Haft für den Sänger gefordert hatte, der bereits seit seiner Festnahme im Sommer 2019 im Gefängnis sitzt. Eine solche Strafe sei unter anderem wegen der Schwere seiner Verbrechen angemessen, außerdem gehe von Kelly nach wie vor eine Gefahr aus, hatte die Staatsanwaltschaft ihre Forderung begründet – und Donnelly stimmte dem zu.
Kelly angeblich bankrott
Vor Gericht gab es zudem erneut Diskussionen über die Vermögensverhältnisse des Musikers. Während die Staatsanwaltschaft behauptete, dass Kelly Millionen aus Rechteverkäufen zustünden, wies die Verteidigung des Musikers das zurück und gab an, er sei quasi bankrott. „Seine Musik wird nicht mehr gespielt“, sagte Anwältin Bonjean. „Wir sehen es an seinen Tantiemen, seit dem Prozess sind die extrem zurückgegangen.“
Erste Anschuldigungen gegen den 1967 in Chicago als Robert Sylvester Kelly geborenen Musiker wurden bereits vor rund 25 Jahren bekannt. 2008 stand er wegen des Besitzes von Bildern schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vor Gericht – und wurde freigesprochen. Der Musik-Koloss schien unangreifbar auf seinem Pop-Thron. Mit mehr als 50 Millionen verkauften Alben, mehreren Grammys und anderen Auszeichnungen gehörte er zu den erfolgreichsten Musikern des späten 20. Jahrhunderts.
Aber spätestens als 2019 die aufsehenerregende Dokumentation „Surviving R. Kelly“ die Anschuldigungen zusammenfasste, wurde es um den Sänger immer einsamer. Stars distanzierten sich von ihm, zudem Radiosender, Streaming-Dienste und dann auch sein Musiklabel RCA, das zu Sony Music gehört.
Mit der Strafmaßverkündung in New York sind die juristischen Auseinandersetzungen für Kelly noch nicht vorbei: Auch in den US-Bundesstaaten Illinois und Minnesota liegen Anklagen gegen den Musiker vor. Ein Prozess in Chicago soll schon Mitte August beginnen. (dpa/red)
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