100.000-Euro-Tisch aus Norditalien stiehlt Putin und Staatsgästen die Show
Der riesige ovale Tisch im Kreml hat Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron auf Distanz zu Russlands Präsident Wladimir Putin gehalten. Das Möbelstück ist der ganze Stolz eines Familienunternehmens in Norditalien, das das Prunkstück in den 90er Jahren angefertigt hat.
„Ein Tisch, das ist ein Ort, an dem man isst, sich amüsiert oder spielt, an dem man aber auch über Kriege entscheidet oder Waffenstillstandsverträge unterschreibt“, sagt Renato Pologna, Chef des italienischen Möbelunternehmens OAK, der Nachrichtenagentur AFP. „Ich hoffe, dass unser Tisch Glück bringt und nicht zu einer Eskalation des Konflikts führt“, sagt er angesichts des an dem Möbelstück diskutierten Ukraine-Konflikts.
Der weißlackierte, mit Blattgold verzierte Tisch hat die Fantasie zahlreicher Internetnutzer angeregt, die ihn virtuell zu einer Tischtennisplatte oder einer Eislaufbahn umwandelten oder das „Abendmahl“ von Leonardo da Vinci dorthin verlegten.
Ein maßangefertigtes „Unikat“
Der Tisch sei ein maßangefertigtes „Unikat“ und 1995 an den Kreml geliefert worden. Er sei Teil der „größten Bestellung gewesen, die wir je hatten“, erinnert sich Pologna. Der Rechnung sei damals noch in Lira ausgestellt worden. „Heute würde ein Tisch dieser Art rund 100.000 Euro kosten“. Die gesamte Bestellung von damals wäre heute „mehr als 20 Millionen Euro wert“.
Fröhlich und aufrecht sitzt Pologna im Büro seiner Fabrik in Cantù in der Nähe des Comer Sees und legt Beweise vor, dass der Tisch tatsächlich aus seinem Hause stammt: Detaillierte Entwürfe des Tisches, ein am 22. November 1996 vom damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin unterschriebenes Zertifikat und ein in einem 1999 erschienenen Buch über den Kreml abgebildetes Foto.
Er sei sich seiner Aussagen zu hundert Prozent sicher, sagt der 63-jährige Unternehmenschef mit Verweis auf den pensionierten spanischen Möbeltischler Vicente Zaragoza, der ebenfalls angibt, den Tisch an den Kreml geliefert zu haben, „aber um 2005 herum“. „Es handelt sich um einen Tisch aus Buchenholz“, sagte Zaragoza dem spanischen Radiosender Cope. Er habe sein Werk im Fernsehen wiedererkannt, sagte er, allerdings ohne Vorlage von Beweisen.
Im Kreml steht der prunkvolle Tisch im Empfangsraum für ausländische Gäste wie Bundeskanzler Scholz, der am Dienstag bei seinem Antrittsbesuch in Moskau daran Platz nahm. Wie zuvor Frankreichs Präsident Macron hatte er es abgelehnt, einen russischen PCR-Test zu machen und wurde deshalb auf Abstand zu Putin gehalten.
Großauftrag des Kremls
Der weiße Tisch war jedoch nur ein kleines Teil des Großauftrags aus den 90er Jahren. Damals durfte OAK 7.000 Quadratmeter auf zwei Kreml-Etagen möblieren und dekorieren. Der große Erfolg des riesigen Tisches lässt Pologna nun aber darüber nachdenken, ob er die Produktion wieder aufnimmt. Im Ausland würden „das Design und die Qualität des italienischen Kunsthandwerks sehr geschätzt“.
Zur Kundschaft des in den 50er Jahren von Polognas Vater gegründeten Unternehmens mit 50 Beschäftigten gehören Scheichs und Königsfamilien aus dem Nahen Osten. Auch verstorbene Machthaber wie Muammar al-Gaddafi aus Libyen und Saddam Hussein aus dem Irak wussten das Know-How der Firma OAK zu schätzen.
Wegen des nahegelegenen Comer Sees mit den „vielen Amerikanern, Russen, Indern und Chinesen, die schöne Villen kaufen“, gibt es laut Pologna genug kaufkräftige Kunden. Nur der Schauspieler George Clooney, der jedes Jahr mindestens einen Monat am Comer See verbringt, habe noch nicht an seine Tür geklopft. (afp/dl)
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