Zalando warnt vor „USA“-Schriftzug: Ein Hinweis auf Rechtsextremismus?
Die Abkürzung „USA“ steht üblicherweise für „United States of America“, für manche das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Doch für Zalando verbirgt sich hinter diesen drei Buchstaben eine bedenkliche Botschaft. Der Onlinehändler warnt tatsächlich vor der Verwendung dieser Abkürzung auf Kleidungsstücken, die er selbst im Programm führt.
Im Rahmen der Kampagne Fashion against Fascism, initiiert von Zalando und dem Hamburger Verein Laut gegen Nazis, wurde eine umfangreiche Datenbank gegen Nazi-Codes ins Leben gerufen. Ziel der Kampagne ist nach Aussage der Initiatoren, die Verbreitung rechtsextremer Botschaften in der Modeindustrie zu verhindern. In der Datenbank, anzusehen hier, befinden sich aktuell über 200 Zahlen- und sonstige Codes, die für Onlinehändler erkennbar machen sollen, ob sie Produkte mit diesen Aufschriften in ihrem Programm haben und somit unwissentlich helfen, Werbung für rechtsextreme Gesinnung vertreiben.
Ein Webcrawler soll es Marken leicht machen zu überprüfen, ob solche Codes sich ohne ihr Wissen über ihren eigenen Onlinemarktplatz verbreiten. Webcrawler sind Computerprogramme, die das Internet gezielt nach bestimmten Informationen durchsuchen. Jede Marke, die sich der Initiative anschließt, kann die Datenbank mittels einer Programmierschnittstelle (API) verwenden.
Hinter fast jeder Zahl ein rechter Verdachtsfall?
Neben dem Onlineriesen Zalando unterstützen andere Modehändler wie About you, Baur und Bonprix die Datenbank.
Unter den Nazi-Codierungen sind in der Liste über 20 Ziffernkombinationen mit Erklärung aufgeführt, welche Codierung wohl dahintersteckt. Dazu kommen zahlreiche Buchstabenkombinationen:
„18: Steht für den 1. und 8. Buchstaben des lateinischen Alphabets und wird als Synonym für die Initialen Adolf Hitlers verwendet.
88: Steht für zweimal den 8. Buchstaben des Alphabets und dient als Abkürzung für den Gruß ‚Heil Hitler‘.
4/20: Auch 4:20 oder 420. Steht in der amerikanischen Datumsangabe für den 20. April, den Geburtstag Hitlers. Dies steht in keinem Zusammenhang zu 420 aus der Cannabis-Kultur.
ALL LIVES MATTER: Umstrittener Slogan als Reaktion auf Black Lives Matter. Findet in White Supremacy Kreisen Verwendung und wird zum Teil als Rassismusvorwurf gegenüber BLM gebraucht.
ASAB: All Salafists are Bastards
FTWR: Follow The White Rabbit: Sie werden unter anderem als hashtags auf Twitter und als Shirt-Motive mit Kaninchenzeichnungen verbreitet. Sie beziehen sich auf die Erzählung ‚Alice im Wunderland‘ und auf den Film ‚The Matrix‘. Sie stehen sinnbildlich dafür, dass Menschen beginnen, kleinen Zweifeln nachzugehen und dabei die verborgene Welt der Verschwörung entdecken.
FCK ANTIFA Fuck Antifa: Darstellung mit zwei roten Balken oben und unten. Antwort der rechten Szene auf die Marke FCK NZS und Referenz auf die Hip-Hop-Crew RUN DMC
Great Awakening: Wird in verschwörungstheoretischen und rechtsesoterischen Kreisen benutzt und steht für das spirituelle oder politische Erwachen des Volkes.
Lügenpresse: Abschätzige Bezeichnung mit bewegter NS-Geschichte und heutiger Verwendung im rechten Milieu.
NWO: New World Order. Verschwörungserzählung um eine globale Elite und ihre Machenschaften
Sheeple: Bezeichnung für alle, die den Glauben der Verschwörungsideolog*innen nicht teilen. DER Begriff ist vielleicht DAS Symbol der verschwörungsideologischen Bewegungen in Pandemiezeiten, vorher eher Randphänomen. Im englischsprachigen Raum ist das Äquivalent das „sheeple“ – Mischung aus „sheep“ (Schaf) und „people“ (Volk).
Wutwinter: Die rechte Szene sowie Querdenker*innen bereiten sich auf einen Wutwinter vor.“
In der Liste steht auch:
„USA: ‚Unser seliger Adolf‘, erstmals gebraucht von Winifred Wagner.“
Die Zalando-Warnung beruft sich also auf die historische Verwendung der Abkürzung „USA“ als Geheimcode für „Unser Seliger Adolf“ durch Winifred Wagner, die eine Verehrerin Adolf Hitlers und seinerzeit Leiterin der Wagner-Festspiele in Bayreuth (1930-1944) war. Winifred Wagner soll geäußert haben, dass man den Decknamen erfunden hatte, da man nach dem Krieg in aller Öffentlichkeit ja nicht über Hitler reden konnte.
Zwar vermerkt Zalando noch, dass die Abkürzung USA auch für „United States Of America“ stehen könne, aber es sei eben auch ein Nazi-Code.
Über das Ziel hinaus?
Die Stigmatisierung der „USA“ erregt mediales Aufsehen, sodass „Bild“ sich wunderte: „Wagners Geheimname für den verbrecherischen Diktator und Massenmörder – heute noch ein Code für Rechtsextreme?“ Die Zeitung fragt, ob Zalando mit seiner Liste und der Warnung vor der Abkürzung über das Ziel hinaus schieße?
Ein Sprecher des Vereins Laut gegen Nazis erklärt gegenüber „Bild“ : „Es kommt immer ganz auf den Kontext an.“ Die Erfahrung zeige eben, dass die rechtsextreme Szene bestehende Symbole, Kürzel oder Marken für ihre Zwecke missbrauche.
Laut dem Werber-Branchenblatt „Horizont“ ist die Initiative Fashion against Fascism der „neueste Coup von Laut gegen Nazis“. Der Verein habe schon im vergangenen Herbst mit „einem besonders cleveren Schachzug“ gegen die Verbreitung von rechtem Gedankengut für Aufsehen gesorgt. Zusammen mit der Berliner Dependance der Werbeagentur Jung von Matt/Spree „hatte sich der Hamburger Verein damals die Markenrechte an mehreren Abkürzungen gesichert, die von der rechtsextremen Szene mit Vorliebe für ihre Merchandising-Produkte genutzt werden, und machte die weitere Verwendung dieser Codes damit strafbar.“
Die begleitende Kampagne Recht gegen Rechts fand große Beachtung, lobt „Horizont“; die neue Aktion Fashion against Fascism sei davon die Fortsetzung.
Zalando verkauft weiter USA-Shirts im Onlineshop
Im Hause Zalando scheint die Implementierung der eigenen Kampagne noch Zeit zu brauchen – wohlwollend gedacht. Jedenfalls sind im Angebot von Zalando trotz der Warnung vor dem „USA“-Schriftzug weiterhin Kleidungsstücke von Tommy Hilfiger mit diesem Aufdruck käuflich erwerbbar.
Auch die norwegische Marke Helly Hansen, deren Initialen „HH“ oft als „Heil Hitler“ interpretiert wurden, ist weiterhin im Sortiment. Hier ein Nebenschauplatz dazu: Die 16-jährige Schülerin aus Ribnitz-Damgarten, die unlängst eine öffentlichkeitswirksame „Gefährderansprache“ durch zwei Polizisten bekam, soll sich auch in Kleidungsstücken dieser Marke präsentiert haben. Dies wurde als Beweis ihrer „rechten Gesinnung“ interpretiert.
Helly Hansen findet sich zudem auch gar nicht auf der Liste mit den 200 vermeintlichen Nazi-Symbolen wieder.
„Z“ wie Zalando auch ein Code?
Aber was ist eigentlich mit dem „Z“ wie Zalando? Ist das nicht eine Codierung für Putin-Versteher und Schlimmeres?
Ein Z, gemalt an Hauswände, an Autoscheiben oder auf Kleidung, gilt inzwischen als Symbol für Parteinahme für Russland im Ukraine-Krieg. Das Zeigen des Z-Symbols in Deutschland kann sogar strafbar sein, nach Paragraf 140 des deutschen Strafgesetzbuches, der die „Belohnung und Billigung“ von Straftaten verbietet. Das Verwenden des Z-Symbols begründet einen sogenannten Anfangsverdacht, nach welchem Polizei und Staatsanwaltschaft angehalten sind zu ermitteln. Im Falle einer Verurteilung können bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe angesetzt werden.
Aber über so einen Verdacht ist Zalando sicherlich erhaben, dieser Code wird wahrscheinlich auch nie auf der eigenen Zalando-Liste auftauchen.
Und irgendwie regt sich der Verdacht angesichts der Aktion, dass hier ideologisiertes Marketing gemacht wird und Zalando in erster Linie einen PR-Coup landen will. Dieser sogenannte Coup gegen rechts könnte in dem Falle nur das Mittel zum Zweck sein, um durch politische Statements Kunden zu bekommen.
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