Auf ein Wort: Wird es ein gutes Schuljahr werden?
Liebe Leserinnen und Leser,
die Sommerferien sind vorbei. In allen Bundesländern ist der Schulalltag zurückgekehrt. Wird es ein erfolgreiches Jahr werden? Ein Gang durch manche Schulgebäude lässt auf einen guten Start hoffen: frisch gestrichene Klassenzimmer, reparierte Lichter im Flur, ein neu verlegter Boden in der Turnhalle. Viele Schulen haben die Ferienwochen für zahlreiche Sanierungsarbeiten genutzt. Doch eine Riesenbaustelle bleibt nach wie vor unberührt: das deutsche Bildungssystem selbst.
Bundesweit fehlen im laufenden Schuljahr rund 14.500 Lehrer. Möglicherweise auch mehr. Eine massive Lücke, die so schnell nicht geschlossen werden kann. Nun ist Kreativität gefragt. „Not macht erfinderisch“, heißt ein bekanntes Sprichwort. In Baden-Württemberg ging der Versuch, neue Lehrer auf kreative Weise zu gewinnen, allerdings nach hinten los. Der Werbeslogan „Keinen Bock auf Arbeit morgen? Werde Lehrer“ sollte eigentlich Quereinsteiger für den Lehrerberuf begeistern, verärgerte jedoch die gesamte Lehrerschaft.
Im neuen Schuljahr dürften die alten Maßnahmen daher vielerorts wieder eine Rolle spielen: Ersatzunterricht durch Aushilfskräfte, zusammengelegte Klassen und wenn alle Stricke reißen, muss wohl auch der Deutsch-, Mathe- oder Englischunterricht ausfallen.
Keine rosigen Aussichten für Deutschland. Die jüngsten Ergebnisse des Bildungsmonitors 2023 sind alarmierend. In den vergangenen zehn Jahren sei das Bildungsniveau hierzulande dramatisch gesunken, so die Langzeitanalyse der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Eine Trendwende ist vorerst nicht in Sicht.
Die alten Baustellen sind noch nicht aufgelöst, schon sorgen neue hitzige Debatten für mehr Ärger. So wird in den Kantinen der Freiburger Grundschulen und Kitas seit Schulbeginn ausschließlich vegetarisches Einheitsessen angeboten. Keine Fleischoption, dafür „nachhaltig und klimafreundlicher“. Teurer wird es auch.
Anders sieht es bei der Rechtschreibung aus. Wer denkt, dass es hierfür deutschlandweit einheitliche Regeln gibt, riskiert Punktabzüge. Während in Bremen und Saarland zum Beispiel „Bürger:innen“ als korrekte Schreibweise gilt, würde es in Schleswig-Holstein oder Sachsen-Anhalt dafür Minuspunkte geben.
Kann es trotz allem noch ein gutes Schuljahr werden? Von vielen Erwachsenen bekam ich nur eine ausweichende Antwort: Man ist froh, dass man die Schulzeit lange hinter sich hat.
Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Woche.
Ihre Diep Le
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