Wird der Islam Europa erobern? Verspielen wir unsere christlichen Werte? – Ein Kardinal antwortet
Wird der Islam Europa erobern? Sind wir dabei, unsere christlichen Werte zu verspielen?
In einem Interview mit der österreichischen Zeitung „Krone.at“ sprach der Kardinal und Erzbischof von Wien, Christoph Schönborn, unter anderem über die Rolle der Kirche und des Islam in der heutigen Zeit.
Wenn wir von christlichen Werten sprechen, dann richten die sich natürlich an uns und nicht an die Muslime, erklärt Kardinal Christoph Schönborn. Das Christentum sei eine Religion, die trotz aller Fehler, die geschehen sind, eine gute Religion sei.
Dann spricht er von all den Gebieten, die einst christlich waren und nun vom Islam dominiert würden, darunter, die Türkei, der nahe Osten, Kleinasien und auch Nordafrika. Schönborn fände es wünschenswert, wenn all die verlorenen Gebiete wieder christianisiert würden. Allerdings könne Schönborn den Muslimen auch nicht verargen, wenn sie sich wünschen, dass Europa islamisch wird.
Was tun wir für ein christliches Europa?
Doch was tun wir für die Christianisierung Europas?, fragt Schönborn und beantwortet selbst: „Angst haben vor der Islamisierung Europas ist unsinnig, wenn man nicht selber etwas dazu beiträgt, dass Europa christlich bleibt. Aber natürlich, wenn in Holland eine Kirche nach der anderen verkauft wird und zu einem Supermarkt umgewandelt wird, wenn uns die Supermärkte wichtiger sind als die christlichen Wurzeln Europas, dürfen wir uns nicht wundern, dass Europa sich entchristlicht. Aber es ist nicht die Schuld der Muslime.“
Und auch auf die Frage, wie wir die Entchristlichung verhindern könnten, antwortet Schönborn mit einem Vorwurf an uns selbst, die wir nicht genug tun, um ein christliches Europa zu erhalten. „Die Frage wird sein, ob wir Österreicher und Europäer wirklich zu den christlichen Werten stehen, die Europa groß gemacht haben, oder ob es uns letztlich wurscht ist. Das beginnt damit: Ist es uns wichtig, dass es einen Religionsunterricht in den Schulen gibt? Ist es uns wichtig, dass die Kirchen nicht nur Museen, sondern Orte des Gebetes sind? Wenn wir sehen, dass die Moscheen gut besucht sind und die Kirchen schlecht besucht sind, dann dürfen wir nicht den Muslimen den Vorwurf machen, dass sie Europa islamisieren wollen“, so der Erzbischof.
Und wie steht es um die muslimischen Lebensweisen, die nicht mit unseren Werten und Grundrechten zusammen passen, wie Ehrenmorde, Zwangsehen, Terrorismus?
Da gäbe es sehr wohl Dinge, die mit den Menschenrechten nicht vereinbar seien, so der Kardinal weiter. Aber auch bei uns wäre früher verheiratet worden. Dass heute keiner mehr zur Ehe gezwungen werden darf, sei eine Eroberung der weltweit gültigen Menschenrechtscharta. Ehrenmorde sind absolut zu verwerfen, aber auch bei uns sei duelliert worden, was lange Zeit als Kavaliersdelikt galt und nicht mit Gefängnis geahndet wurde.
Fazit: Nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern die eigene Geschichte genau anschauen. Und – auf Geduld setzen, für Entwicklungen sieht Schönborn in der islamischen Welt ein großes Potential.
Klare Distanzierung zwischen Terror und Religion
Schönborn wünscht sich eine klare Distanzierung zwischen Terror und Religion. Nach dem schrecklichen Anschlag in Kairo, bei dem 23 koptische Christen getötet und über 50 zum Teil schwer verletzt worden sind, habe der oberste Moslem von Ägypten, der Scheich von al-Azhar, sich ganz deutlich distanziert von diesem Terrorakt und gesagt: „Das ist mit unserer Religion nicht vereinbar.“ Das wünsche sich der Kardinal auch in aller Deutlichkeit von der Islamischen Glaubensgemeinschaft.
Und doch, die meisten Terroranschläge der letzten Zeit waren mit dem Ruf verbunden: „Allah ist groß“. Hier sieht der Kardinal ein Problem, sagte aber gleichzeitig auch: „Religionen sind immer gefährdet, dass in ihrem Namen Terror ausgeübt wird. Denken wir nur an die Protestanten und die Katholiken in Nordirland, die sich gegenseitig umgebracht haben – und das im Namen ihrer Religion.“
Für eine Abschiebung krimineller Migranten ist der Erzbischof jedoch nicht. Hier müsse man genau hinschauen, wer der junge Mensch ist. Was ist seine Lebenssituation, was sind seine Chancen. Es gäbe nicht „die Jugend“ und auch nicht „die Migranten“. Alle sind Menschen, Menschen mit Geschichte.
Das komplette Interview finden Sie hier:
Siehe auch:
Buchautor Alexander Kissler: Muslime verfolgen Christen – Warum das westliche Desinteresse?
„Gesinnungsschnüffelei wie in der DDR“ – Wohin steuert die Kirche?
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