Wie Selbstermächtigung mein Leben kolossal veränderte
Der Begriff Selbstermächtigung erscheint vielen als ein eher fremder und hohler Begriff und sie können zunächst einmal nicht viel damit anfangen. Ich halte jedoch gerade diesen Aspekt des Lebens für so wichtig, dass ich ihn hier mit meiner eigenen Geschichte etwas mit Leben füllen will.
Inmitten der 60iger, also in die Wohlstandsjahre hineingeboren, wuchs ich in einer typisch städtisch sozialisierten Mittelstandsfamilie auf. Mein Vater, Beamter im mittleren Feuerwehrdienst, meine Mutter, damals nach allgemein gängiger Praxis in den Familien, Hausfrau und Mutter zweier Buben. Meine Kindheit war wohlbehütet, gleichwohl die Erziehung aus heutiger Sicht durchaus als sehr autoritär zu bezeichnen ist.
Auf der materiellen Ebene mangelte es in unserer Familie an nichts, dank sicherem und genügendem Einkommen meines Vaters. Doch bezüglich Liebe und weiterer Gefühlsebene erlebte ich eine durchaus ambivalente Welt, die mich als Kind nicht selten in einer puren Verständnislosigkeit zurückließ. Die oben so genannte autoritäre Erziehung zeichnete sich, bei vermeintlichem Fehlverhaltens meinerseits, sowohl in verbalem Schimpfen und Schreien als auch in Liebesentzug durch meine Mutter bis hin zu körperlichen Misshandlungen aus.
Eigentlich war ich ein absolut fröhliches, lebensfrohes und offenes Bürschchen. So ergab es sich auch, dass ich außerhalb der Familie, also auf der Straße oder beim Besuch bei anderen Leuten äußerst beliebt war, was natürlich auch vor allem meiner Mutter lobend zugetragen wurde. Was mir dann wiederum auch eine gewisse Anerkennung seitens meiner Eltern einbrachte. Zuhause, unter der Obhut meiner Eltern jedoch, war ich still und verzog mich meist allein in mein Zimmer, damals schon für mich eine Art Rückzugsort; ich wollte nicht auffallen.
Das Ziel, das hinter der Erziehung meiner Eltern stand, war für mich als Kind schon bald klar. Damit zeigten mir meine Eltern nämlich unmissverständlich, welches Verhalten sie von mir erwarteten, und zwar mit jeglichen Konsequenzen. Bei Wohlverhalten meinerseits dankten sie es mir mit einer gewissen Anerkennung und Zuneigung, bei vermeintlichem Fehlverhalten aus Sicht meiner Eltern, drohten dagegen stets verbale Attacken, Liebesentzug oder gar Gewalt gegen mich.
Mit den Jahren entstand bei mir dadurch, als unweigerliche Konsequenz, eine permanente Angst, vermeintliche Fehler zu machen, etwas Falsches zu sagen oder auch anderes. Schließlich zog das ja sofort auch diverse Sanktionen nach sich. Mein Vater legte immer großen Wert auf gewisse – typisch deutsche – gesellschaftliche Normen. Ich möchte hier mal als Beispiel die Pünktlichkeit nennen. So führte es schon zu Beschimpfungen in übergroßem Ausmaß, wenn ich zum Essen nur ein oder zwei Minuten verspätet eintraf. Da zählte auch keine kleinlaute Entschuldigung, dass die Straßenbahn zu spät eingetroffen war oder ähnliches. Der Tag war nach genauen Essenzeiten genau getaktet, woran schließlich die gesamte Tagesstruktur ausgerichtet wurde.
So lernte ich schon bald, nach einer eng festgelegten Struktur zu leben. Irgendwelche Mitsprache, das Äußern eigener Wünsche – Fehlanzeige. Ich lebte sozusagen fremdgesteuert! Ähnlich große Beschwernis brachte mir dann auch die sogenannte strukturelle Gewalt der Schule, unter die ich mich als freiheitsliebender Junge nur sehr schwer unterordnen konnte, was sich als Konsequenz dann natürlich auch auf meine Noten entsprechend niederschlug. Bezüglich der Reaktion aus meinem elterlichen Heim darauf, möchte ich auf obige Zeilen verweisen, um der Gefahr einer Wiederholung meinerseits zu entgehen. Mein sogenannter Busenfreund Jürgen übrigens, den ich schon seit dem Sandkasten her kannte, war, ganz im Gegensatz zu mir, ein ausgesprochen guter Schüler. Laut meinen Eltern damals, sollte ich mir bei ihm „immer eine Scheibe abschneiden“. Nun ja, gut, dass ich es nicht tat, denn hätte ich das wörtlich genommen, so wäre er wohl in einigermaßen kurzer Zeit nicht mehr da gewesen.
Solcher Art jahrelang geprägt, wurde aus mir ein fremdgesteuerter Systemling, unfähig zu halbwegs selbständigem Denken. Ich hatte es nirgends gelernt.
So durchzog sich diese Steuerung durch fast mein gesamtes Leben. Ich lernte Berufe, die mir nicht lagen, weil mein Vater wollte, dass ich sie lernte, damit ich eine sichere Arbeitsstelle habe und gutes Geld verdienen könne. Einen einzigen vorsichtigen Versuch, meinem Vater gegenüber einen eigenen Berufswunsch, nämlich den des Tierpflegers, zu äußern, wischte er konsequent mit den Worten weg: „Da verdient man doch nix und ist dreckige Arbeit“.
Ein beruflicher Misserfolg nach dem andern ereilte mich. Irgendwann fand ich dann doch einen Beruf für mich und wurde Altenpfleger. Ich machte ein klein wenig Karriere und wurde Leiter eines Wohnbereiches. Damit erheischte ich dann sogar die von mir so sehr gewünschten anerkennenden Worte, sowohl meines Vaters als auch meines privaten Umfeldes. Endlich! Ich war am Ziel! Ich wurde gemocht! Ich war wer!
Mein Lebenssinn bestand daraus, anderen alles recht zu machen, nur mir nicht. Das betraf auch mein Privatleben. Trotz anderweitiger Wünsche und Bedürfnisse meinerseits suchte ich eine Frau und heiratete diese auch. Damals, in den 80ger Jahren war das so opportun. Die Gesellschaft, das System wollte das ja so, also folgte ich dieser Norm, auch um eben wieder Anerkennung zu erhalten. Die Ehe ging schließlich nach gut 20 Jahren in die Brüche. Meine Frau und ich ließen uns scheiden. Wieder ein schicksalhafter Misserfolg in meinem Leben.
Und doch, erkannte ich noch immer nicht, dass mein Leben, solange ich es nach Meinungen, Wünschen und Haltungen anderer ausrichte, immer wieder in einer Katastrophe enden würde. Ich erkannte nicht, dass ich immer und immer das Leben anderer Menschen lebte und nie mein eigenes, mit meinen Wünschen, Anliegen und Bedürfnissen.
Dann kam das Jahr 2014! Das Schicksal und mein Lebensplan gaben mir nochmal einen Tritt in den Allerwertesten, der mich endlich aus meinem seligen Schlaf aufwecken sollte. Und er tat es mit voller Wucht! Durch seelische, mentale und körperliche Überlastung bei meiner Arbeit in der Funktion als Wohnbereichsleiter, die eine Unmenge an Verantwortung für Heimbewohner und Mitarbeiter mit sich brachte, wurde ich krank. Ich erlitt eine Art Burnout und wurde schwer depressiv. Von meinem Arzt für lange Zeit krankgeschrieben, hatte ich nun viel Zeit, über mein bisheriges Leben und vor allem über mich selbst nachzudenken.
Dabei half mir auch eine verordnete Psychotherapie auf der Basis einer Gesprächstherapie. Wie bei den in vielen Jahren privat und im Beruflichen erlebten Misserfolgen glaubte ich auch jetzt wieder, dass ich an der erneuten persönlich misslichen Lage selbst schuld bin und sah mich als Versager, unfähig, ein normales Leben zu führen, wie alle anderen auch.
Meine Sicht auf mich selbst war bis dahin sehr verengt. Enge kommt von Angst, und so sah ich in mir zu Anfang nur Angst, viel Angst. Eigentlich war diese Angst nicht echt – echt im Sinne „sie war nicht von mir“. Sie war absolut künstlich und programmiert und war fest gebunden an pures materielles Denken. Durch viele, viele Stunden von Gesprächen mit meinem Therapeuten, Recherchieren im Internet, Lesen von Büchern in allerlei thematischen Richtungen und das darüber im Stillen Resümieren, lernte ich mich langsam, aber stetig als Mensch neu kennen.
So erfuhr ich zum Beispiel und es wurde mir zur Gewissheit, dass ich hier auf der Erde nicht als menschlicher Körper mit einer Seele lebe, sondern als ewiglebende Seele in einem menschlichen Körper wirke.
Welchen wesentlichen Unterschied das, als Mensch auf dieser Erde, macht, durfte ich dadurch auch lernen. Diese Einsichten lösten schließlich in mir die Angst auf, und sie wich zunehmend der immer stärker aufkommenden wahrhaftigen Selbstliebe.
Aufgrund dieser ganzen Recherchen und Denkprozesse änderte sich also mein Denken grundlegend. Vorher fühlte ich mich schlecht und für die Gesellschaft als ungenügend. Nun fiel es mir geradezu wie Schuppen von den Augen. Nach der andauernden Erkenntnisgewinnung und der daraus entstandenen anfänglichen Wut auf meine Eltern und Verzweiflung und Enttäuschung über mein vermeintlich so vergeudetes Leben, entwickelte sich nun langsam Begreifen und pure Freude darüber, welchen Lernprozess ich in diesen vielen Jahren durchlaufen durfte.
Mir wurde nun klar, nichts war umsonst oder vergebens. Alles sollte genau so geschehen, wie es geschah.
Meine Eltern und mein von mir gewähltes persönliches Umfeld hatten die Aufgabe, mich so zu gestalten und zu prägen, wie sie es in den vielen Jahren auch taten. Sie forderten mich dermaßen heraus, dass ich daraus diejenigen Erfahrungen sammeln konnte, die es brauchte, um an einem bestimmten Stichtag zu der erlösenden Erkenntnis über mich und mein eigenes ICH zu kommen. Und die grundlegende Selbsterkenntnis ist, ich muss mich selbst lieben! Nur die reine Selbstliebe führt zur eigenen Freiheit, und nur über die eigene Freiheit gelange ich zur Selbstermächtigung. Zwar kann man, je nach thematischem Bedarf die Begriffe untereinander austauschen, der grundlegende Sinn bleibt aber derselbe. Das eine bedingt das andere!
Ich spürte genau, ich machte von nun an eine regelrechte Transformation durch. Dadurch veränderte sich auch, fast zwangsläufig, mein Umfeld, und mir wurden Menschen als Begleiter an meine Seite gestellt, die so ähnlich dachten wie ich, und mich in meiner Transformation unterstützen. Hier trennte sich der Spreu vom Weizen.
Nun war für mich auch die Zeit angebrochen für neue Entscheidungen. Ich spürte schon genau, diese Entscheidungen würden nun eigens aus meinem Herzen so getroffen, dass sie in meinem Sinne sein und mir und meinem Leben zugutekommen würden. Endlich nahm ich das Heft des Handelns in meine eigenen Hände.
Aus meiner vormaligen beruflichen Überforderung gelernt, entschied ich mich von der Funktion des Wohnbereichsleiters zurückzutreten und meiner beruflichen Karriere ein Ende zu setzen. Zusätzlich vereinbarte ich mit meiner Vorgesetzten, dass ich von nun an nur noch als Teilzeitkraft mit achtzig Prozent der Stundenleistung arbeiten werde. Die entsprechenden Gehaltseinbußen nahm ich mit leichtem Herzen in Kauf, weil der Lohn die Freude über mehr Freizeit und mehr Freiheit dagegen unbezahlbar ist.
Zudem kam ich zu dem Schluss, aus Rücksicht auf die Unversehrtheit meines Körpers, mich nicht mehr impfen zu lassen, auch wenn das eventuell einmal den Verlust meines Arbeitsplatzes in der Altenpflege nach sich ziehen kann. Meine Ernährungsweise habe ich geändert, ebenso mein grundsätzliches Konsumverhalten. Im eigenen Garten begann ich eigenes Obst und Gemüse anzubauen, um mich von Handel und Industrie unabhängiger zu machen.
Ebenso habe ich meinen Fernsehapparat abgeschafft, da ich nach einer weiteren bloßen Berieselung durch sinnentleerte Soap-Dramen und anderer ferngesendeter Volksbelustigungen keinen Bedarf mehr verspürte, wie ich in einer tagtäglichen einseitigen Berichterstattung durch sogenannten NACHrichten keinen Sinn mehr für mich erkennen konnte.
Von nun an bestimmte ich, woher ich mir meine Informationen holen möchte. Zwangsläufig kam ich dann auch zu der Entscheidung, keine weiteren irgendwie gearteten Zwangsgebühren in diese Richtung mehr zu entrichten, mit allen möglichen Folgen. Viele weitere Situationen in meinem fortlaufenden Leben hinterfragte ich mit meinem Herzen und entschied selbst, in vollem Bewusstsein über mein wahres ICH, nämlich, dass ich so, wie ich bin gut bin, und die Macht über meinen ureigenen Körper und meine Seele stets im Auge behaltend.
Mein Leben änderte sich dabei kolossal, es machte von nun an einfach Freude. Seitdem fühle ich mich im größtmöglichen Maße frei und unabhängig!
Der Autor Jörg Schmidt lebt in Südwestdeutschland. Mail: [email protected]
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