Wenn das Immunsystem den eigenen Körper angreift

Autoimmunerkrankungen betreffen zunehmend die Bevölkerung in Deutschland.
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Immunzellen im Angriff: Wenn der Körper sich selbst bekämpft.Foto: Illustration Epoch Times
Von 13. Juni 2024

Das Immunsystem richtet sich zunehmend gegen den eigenen Körper, anstatt Krebszellen, Viren, Bakterien und andere Krankheitserreger zu bekämpfen.

In Deutschland leiden fünf bis acht Prozent der Bevölkerung an mindestens einer von 80 bis 100 verschiedenen Autoimmunerkrankungen. Diese sind nach Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen die dritthäufigste Erkrankungsgruppe. In den letzten Jahren hat die Häufigkeit dieser Krankheiten zugenommen, wie zum Beispiel bei Diabetes mellitus Typ 1 und Multipler Sklerose.

Dieser Anstieg der Autoimmunerkrankungen sollte als ernstes Warnsignal betrachtet werden. Organschäden, Schmerzen und jahrelange, manchmal sogar jahrzehntelange Fehldiagnosen belasten immer mehr Betroffene.

Eine Studie, die 2022 in „Arthritis & Rheumatology“ veröffentlicht wurde, zeigte, dass antinukleäre Antikörper, die häufigsten Biomarker für Autoimmunität, in den USA in weniger als 30 Jahren um fast 50 Prozent zugenommen haben. Normale Antikörper helfen dem Immunsystem, Eindringlinge wie Bakterien und Viren zu identifizieren und zu neutralisieren, aber antinukleäre Antikörper (ANAs) greifen unsere eigenen Zellen an.

Die Forscher stellten fest, dass Jugendliche zwischen 1988 und 2012 einen Anstieg der ANAs um fast 300 Prozent erlebt haben. Viele dieser Kinder werden möglicherweise nie ihr volles Potenzial ausschöpfen können, da die Bekämpfung chronischer Krankheiten ihr Leben verändern wird, schrieb einer der führenden Autoimmunitätsexperten Frederick Miller in einem Artikel im „Scientific American“ aus dem Jahr 2020.

Untersuchungen legen nahe, dass diese Zunahmen an Autoimmunerkrankungen mit erheblichen Veränderungen unserer Umwelt und unserem Lebensstil zusammenhängen. Dazu gehören Veränderungen in der Ernährung, Zunahmen von Fettleibigkeit, Schlafmangel, Stress, Luftverschmutzung, Kontakt gegenüber giftigen Chemikalien und Infektionen.

Rätselhafte Ursachen der Autoimmunität

In der Medizin bleibt die Ursache von Autoimmunerkrankungen weiterhin ein großes Rätsel. Trotz intensiver Studien gibt es keinen eindeutigen Beweis, der klar auf die Entstehungsgründe dieser Erkrankungen hinweist. Dennoch werfen bestimmte Veränderungen und Einflüsse in unserer modernen Welt Fragen auf, die nachdenklich stimmen.

Ein besonders interessanter Aspekt ist die Rolle, die genetisch veränderte Lebensmittel, synthetische Moleküle und industriell verarbeitete Zutaten in unserer Ernährung spielen könnten. Was geschieht, wenn unser Körper versucht, seine Zellen und verschiedene Proteine und Moleküle aus diesen veränderten Materialien herzustellen? Könnte dies das Immunsystem verwirren und dazu führen, dass es körpereigene Zellen als fremd erkennt und angreift?

Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie sich die Aufnahme von hergestellten Partikeln, Nanoplastik und Chemikalien aus unserer Nahrung, unserem Wasser und unserer Luft auf unser Immunsystem auswirkt. Könnte es sein, dass unser Immunsystem diese Substanzen als Bedrohung wahrnimmt, aber nicht die richtigen Mechanismen besitzt, um darauf adäquat zu reagieren?

Ein weiterer bedeutender Faktor könnte der permanente Stresszustand sein, dem viele Menschen ausgesetzt sind. Das hektische Leben in urbanen Zentren, finanzielle Sorgen, soziale Isolation und die ständige Konfrontation mit negativen Nachrichten könnten unser Immunsystem in einen dauerhaften Alarmzustand versetzen. Diese chronische Anspannung könnte dazu führen, dass das Immunsystem überreagiert und gesunde Zellen angreift.

Diese Überlegungen sind komplex und die Antworten darauf nicht leicht zu finden. Ärzte stehen häufig vor der Herausforderung, Autoimmunerkrankungen korrekt zu diagnostizieren, während Forscher weiterhin versuchen, die zugrunde liegenden Mechanismen der Autoimmunität zu verstehen, um effektive Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Die meisten Therapien für Autoimmunerkrankungen zielen darauf ab, das Immunsystem zu unterdrücken. Das Problem bei diesen Behandlungen ist, dass sie die Betroffenen anfälliger für verschiedene Infektionen machen. Langfristige Anwendung von Immunsuppressiva kann zudem das Krebsrisiko erhöhen, was besonders für Transplantationsempfänger besorgniserregend ist, da diese Medikamente zur Verhinderung der Organabstoßung notwendig sind.

Bis konkrete Beweise vorliegen, bleibt die Erforschung der Zusammenhänge zwischen modernen Lebensbedingungen und Autoimmunerkrankungen ein spannendes und dringendes Forschungsfeld.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „What’s Behind the Fearsome Tide of Autoimmunity“. (deutsche Bearbeitung kr)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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