Warum der Ökosozialismus auch die Schöpfung zerstört
1962, in dem Jahr, als der Autor dieses Artikels das Licht der Welt erblickte, erschien auch ein Buch, das, anfangs wenig beachtet, im Laufe der Zeit eine enorme Wirkung erzielte. Es lenkte die Aufmerksamkeit auf ein real existierendes Problem, das immer mehr Menschen durch eigene Anschauung in der täglichen Erfahrung und auch im täglichen Erleiden wichtig geworden war.
Der Titel des Buches von Rachel Carson lautete „Der stumme Frühling“ und sein Thema war die Umweltverschmutzung, die durch die globale Industrialisierung immer mehr ökologische Systeme und auch den Lebensraum des Menschen selbst beschädigte oder gar in Gefahr brachte.
Verantwortungsloser Missbrauch der Allmende
Wie auch Menschen schwerste Schäden erlitten, demonstrierten dramatische Schicksale wie zum Beispiel die Opfer der „Minamata-Krankheit“ in der japanischen Küstenstadt Minamata in den 50er-Jahren, die Quecksilbervergiftungen erlitten. Die dort ansässige Chemieindustrie hatte das giftige Schwermetall ins Meer geleitet. Es fand dann seinen Weg in den menschlichen Organismus über den Verzehr von Fisch aus lokalem Fang – die Vergiftung endete nicht selten tödlich.
Das Meer hatte buchstäblich das Schicksal der Almende erlitten: Eine Ressource, die niemandem gehört, wird auf unverantwortliche Weise genutzt, übernutzt, als wertlos betrachtet und auch so behandelt. Warum passiert das?
Weil sich für eine Sache ohne Eigentümer niemand zuständig und verantwortlich fühlt. Es lohnt sich für den Einzelnen, diese Ressource rücksichtslos zu nutzen, ja, er hat sogar einen Anreiz, hier besonders schnell und verantwortungslos vorzugehen, bevor andere es vor ihm tun und sich so zu seinen Lasten einen wirtschaftlichen Vorteil verschaffen.
Der eigentumslose Zustand der Ressource Land oder Meer schafft so ein Gefangenendilemma auf Crack. So kommt es zu Überweidung, Überfischung, Übernutzung, Verschmutzung und Missbrauch.
Da wir aber doch wissen, dass dieses Verhalten ein Selbstoptimierungsmechanismus ist, der durch das Fehlen von Eigentum und Eigentumsrechten ausgelöst wird, weil vermeintlich „freie Güter“ eben nichts kosten, stellt sich die Frage, warum die Politik die Lösung des Problems der Umweltverschmutzung mehr und mehr darin sieht, die Eigentumsrechte auszuhöhlen, anstatt sie zu stärken. Das ist nämlich genau das, was der Ökosozialismus unserer Tage macht.
Lösung liegt im Dezentralen
Wenn man als Gesellschaft vor einem großen Problem steht, dessen Lösung mit begrenzten Ressourcen erreicht werden soll (weil Ressourcen eben immer knapp und begrenzt sind), dann ist es essenziell, dass man die zur Verfügung stehenden Mittel mit maximaler Effizienz einsetzt. Einsetzen heißt konkret: die Mittel einer bestimmten Verwendung zuführen.
In der Ökonomie spricht man von einer Allokation der Güter. Um diese Steuerungsleistung zu bewerkstelligen, stehen dem Menschen unterschiedliche Methoden zur Verfügung. Sie können ihrer Natur nach in zwei Kategorien unterteilt werden: Methoden der zentralen Steuerung und Methoden der dezentralen Steuerung.
Bei einer Methode der zentralen Steuerung gibt es eine Einheit, eine Person, ein Gehirn oder eine Institution, die die Koordinationsleistung vollbringen soll. Diese Methode funktioniert auf einer Ebene, bei der die Fähigkeit zur Erfassung von Komplexität durch das zentrale Gehirn größer ist als die Komplexität des Steuerungsproblems.
Die Fähigkeit zu einer solchen Erfassung komplexer Systeme darf dabei nicht mit der Komplexität des Gehirns verwechselt werden. Das Gehirn des einzelnen Menschen ist ein System atemberaubender Komplexität und Komplikation. Aber seine Fähigkeit, selbst Komplexität zu erfassen, liegt naturgesetzlich und notwendig weit unter seinem eigenen Komplexitätsgrad.
Wir Menschen denken meistens linear, weil unser Gehirn in der Alltagserfahrung auf lineare Zusammenhänge und Situationen trainiert ist. Diese Linearität und resultierende Einfachheit basierten letztlich auf evolutionären Herausforderungen, die die menschliche Entwicklung geprägt haben. Beispiel: Das Raubtier greift an, also ergreife die Flucht oder kämpfe.
Was aber tun wir, wenn die Herausforderung, vor der wir stehen, die Rechenleistung unserer kleinen biologischen Intelligenz um ein Vielfaches übersteigt? Die Antwort ist: Wir zerlegen das Problem, und zwar so lange, bis die Komplexität der Einzelentscheidung wieder kompatibel ist mit unseren begrenzten Fähigkeiten. Jedes einzelne Problem kann dann isoliert bewältigt werden, und zwar idealerweise von der intelligenten Einheit, die dem Problem am nächsten gegenübersteht.
Damit ändern wir aber fundamental die Natur des Steuerungsprozesses: Kein zentrales Gehirn ist mehr da, sondern Millionen Gehirne werden über einen Kommunikationsprozess zusammengeschaltet, arbeiten in massivem „parallel processing“ an seiner Lösung und erzeugen so ein Ergebnis, das kein einzelnes Gehirn planen, durchführen oder auch nur voraussehen hätte können. Der Prozess der Problemlösung wird dezentral.
Genialität von Vogelschwärmen als Vorbild
Wir können das am Beispiel eines Vogelschwarms erläutern. Wer jemals einen Vogelschwarm aus 100.000 oder gar einer Million Vögel gesehen hat, der sich wie ein gigantischer halbdurchsichtiger Wurm über die Landschaft wälzt, hat sich schon mal gefragt, wie die Vögel ihre Bewegungen so koordinieren, dass sie nicht zusammenstoßen und auch nicht mit Bäumen, Bergen, Gebäuden oder anderen Elementen der Landschaft kollidieren. Der Anblick fühlt sich an, als würde aus Tausenden Tieren ein einziges werden, dessen Bewegungen wie von Geisterhand Sinn und Richtung erhalten.
Aber wir wissen, dass diese enorme Koordinationsleistung nicht von einem zentralen Gehirn erbracht wird, denn dieses existiert nicht. Da ist kein Vogel Stalin, der über eine Planungsbehörde verfügt und in Echtzeit Befehle an alle Schwarmteilnehmer gibt, die ihre Flugbahn millimetergenau bestimmt. Der Versuch, das so zu machen, würde wahrscheinlich mit viel Vogelmatsch am nächsten Berghang enden.
Die Koordinationsleistung ist vielmehr das Resultat von Millionen Einzelentscheidungen in den Gehirnen Zehntausender Tiere, die ihre Flugbahn individuell planen. Sie reduzieren ihre Entscheidungen dabei auf Variablen, die sie auch selbst steuern und ausführen können, wie zum Beispiel das Einhalten von Äquidistanz zu allen benachbarten Vögeln, die Präferenz einer Hauptrichtung mit Ausrichtung am Erdmagnetfeld und das individuelle Ausweichen bei externen Hindernissen.
Jede noch so kleine Änderung ihrer Flugbahn wird nur und ausschließlich von den unmittelbar benachbarten Vögeln wahrgenommen und beeinflusst deren Entscheidungen, ihre eigene Flugbahn graduell anzupassen, was sich dann wie eine Welle durch den Schwarm fortpflanzt.
Das Beispiel macht deutlich: Extreme Komplexität kann nur in dezentralen Systemen erfolgreich bewältigt werden. Umso schwieriger ein Koordinationsproblem und umso wichtiger seine erfolgreiche Bewältigung sind, desto entscheidender ist es, das dafür geeignete Steuerungsinstrument zu wählen. Genau das gilt auch für gesellschaftliche Herausforderungen beziehungsweise Koordinationsleistungen.
Freiheit individuellen Verhaltens
Kommen wir zurück zu der Frage, wie wir das Umweltproblem lösen. Es dürfte jedem einigermaßen logisch denkenden Menschen klar sein, dass es sich um ein extrem komplexes Problem handelt, das noch dadurch verkompliziert wird, dass es mit den ökonomischen Bedürfnissen konkurriert und folglich gemeinsam mit dem wirtschaftlichen Allokationsproblem gelöst werden muss.
Betrachtet man es isoliert von der Ökonomie, so wird jeder Lösungsvorschlag von vornherein zum Scheitern verurteilt sein, weil eine funktionsfähige wirtschaftliche Ordnung die Voraussetzung dafür ist, dass überhaupt Ressourcen für die Lösung des Problems zur Verfügung gestellt werden können. Wo keine Produktion, da keine Ressourcen, wo keine Ressourcen, da keine Ressourcenallokation, also auch keine Lösung des Problems.
Das bedeutet zweierlei: Erstens muss das Umweltproblem als Teil des ökonomischen Systems verstanden und gelöst werden, und zweitens kann das nur dezentral funktionieren, weil die Systemkomplexität die Kapazität der menschlichen Einzelanalyse bei Weitem übersteigt.
Dezentrale Koordination bedeutet aber in diesem Falle konkret marktwirtschaftliche Lösungen. Das Individuum muss in die Lage versetzt werden, seine Einzelentscheidungen an solche Randbedingungen zu knüpfen, die aus optimalen individuellen Entscheidungen ein Gesamtoptimum ableitet.
Dafür benötigt das Individuum zwei Dinge. Erstens Privatautonomie: Jeder trifft seine Entscheidungen für sich. Und zweitens Eigentumsrechte: Dinge werden nur optimal eingesetzt, wenn sie jemandem gehören, ansonsten werden sie übernutzt. Das nennt man dann externe Effekte.
Was wir also tun müssen, ist die Freiheit des individuellen Handelns mit der Definition von Eigentumsrechten zu kombinieren. Das ist allerdings nur nötig, wenn ein reales Problem, ein realer externer Effekt vorliegt, nicht, wenn es sich um ein eingebildetes Problem handelt. Für beides gibt es in der Umweltdebatte gute valide Beispiele.
Bürokratie wird obsolet
Der sogenannte menschengemachte Klimawandel fällt unter die Kategorie eingebildeter Umweltprobleme. Es gibt einfach keine wissenschaftliche Evidenz für seine Existenz, jedenfalls nicht für jemanden, der seinen kritischen Verstand nicht an der Garderobe der Manipulationsmedien abgegeben hat. Dieses Problem löst man am besten, indem man es ignoriert.
Die Überfischung der Meere hingegen zum Beispiel ist ein real existierendes Problem und alle bisherigen Versuche, es mit administrativen, planwirtschaftlichen und bürokratischen Methoden in den Griff zu bekommen, haben nicht funktioniert. Hier hilft die Definition von Eigentumsrechten.
Das passiert am besten durch Einteilung der Meere in Quadranten, deren wirtschaftliche Nutzung für unterschiedliche Zwecke als Eigentumsrechte in Form von Lizenzen privatisiert werden. Die Eigentümer werden dann mit dem so definierten landwirtschaftlichen Eigentum sorgfältig umgehen, weil sie die langfristige Rendite maximieren wollen. Dazu gehört der pflegliche Umgang zur Sicherstellung künftiger Erträge, also gerade die Vermeidung der Übernutzung und Überfischung.
Die nicht autorisierte Nutzung durch Dritte wird dann in der gleichen Weise geahndet wie der Einbruch oder der Diebstahl auf jedem anderen Privatgrund. Die Rolle des Staates wird dann die eines Nachtwächters, mehr braucht es auch nicht, sobald Eigentumsrechte definiert und durchgesetzt werden.
Mit einer solchen Methode macht man natürlich die ganzen Bürokraten, Politiker und Vorschriftenhuber arbeitslos. Deshalb werden die nicht müde, uns zu erklären, dass man auf sie nicht verzichten kann, weil sonst die Welt unterginge. Nichts dergleichen wird passieren.
Das Ganze im Blick behalten
Die einzig offene Frage ist dann: Gibt es Umweltprobleme, die nicht durch die Definition von Eigentumsrechten gelöst werden können, weil das technisch zu schwierig ist? Ich gehe jede Wette ein, dass das nicht der Fall ist.
Nehmen wir zum Beispiel an, Kohlendioxid wäre wirklich ein Problem und es gäbe eine notwendige Begrenzung des CO2-Ausstoßes. Da wir wissen, dass in der Natur sehr große Mengen CO2 produziert werden, können wir mit Sicherheit sagen, dass diese Begrenzung nicht bei null liegen würde. Alles, was man dann tun müsste, ist, ein Lizenzsystem mit freiem Handel der Ausstoßlizenzen zu etablieren, auf der die Gesamtmenge der folgenlosen Emissionen frei gehandelt werden kann.
In der EU haben wir ein derartiges System für CO2 tatsächlich, obwohl es sich um ein eingebildetes Problem handelt. Das maximal Schlechteste aber, was man tun kann, ist es dann, für ein Land oder eine Gruppe von Menschen zusätzliche bürokratische Regeln einzuführen, damit sie ihren CO2-Ausstoß noch weiter verringern und das zu hohen Kosten.
Sie werden das dann tun, was die Nachfrage nach den Lizenzen verringert, sie damit billiger macht und andere dazu motiviert, mehr CO2 zu produzieren. Der Nettoeffekt der Zusatzmaßnahme beim Ausstoß ist also netto null, nur das Geld wurde verbrannt. Um so etwas zu tun, muss man ökonomisch vollkommen ignorant sein.
Planwirtschaft und Umweltzerstörung Hand in Hand
Was man also wirklich nicht braucht, sind bürokratische Dinge wie ein Heizungsgesetz, die Deindustrialisierung eines Landes und die Zerstörung seines Wohlstands. Diese Dinge passieren nur, wenn eine politische Klasse eine wissenschaftliche Fata Morgana dafür ausnutzen möchte, das politische und soziale System eines Landes nach ihren korrupten Vorstellungen umzugestalten.
Es hat mit Umweltschutz ebenso wenig zu tun wie Planwirtschaft mit Wohlstand. Im Gegenteil: Wir können bereits heute aus empirischer Beobachtung sagen, dass die ökosozialistische Planwirtschaft Umweltzerstörung im großen Stil bedeutet.
Das reicht von der Abholzung von alten Wäldern für die Errichtung von Windrädern über die Anlage von Windparks im Meer (deren unterseeische Geräuschkulisse das Leben der Wale offenbar massiv beeinträchtigt) bis zum umweltschädlichen Abbau von Rohstoffen für die Totalelektrifizierung der Mobilität, der Heizung und der Industrie.
Da wiederholt sich die Geschichte: Auch der „real existierende“ Sozialismus schuf weder Wohlstand noch Umweltschutz. Er hinterließ nur Verwüstung der Umwelt und Zerstörung der Lebensentwürfe der Menschen durch grenzenlose Verelendung. So wird auch der Ökosozialismus enden und Böhm von Bawerk wird ein weiteres Mal recht behalten: Am Ende siegt das ökonomische Prinzip über das politische.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion