Auf der Suche nach der Wahrheit

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„Wir stolpern nicht über die Wahrheit beim Shoppen im Einkaufszentrum und auch nicht beim Konsumieren.“Foto: iStock
Von 26. Juni 2023

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„Wer die Wahrheit ausspricht, braucht ein schnelles Pferd“ ist ein Satz, der den Indianern Nordamerikas zugeschrieben wird. Gemeint ist damit wohl, dass man sich nicht sehr beliebt macht, wenn man sie ausspricht. Die Wahrheit tendiert nämlich dazu, unbequem zu sein. Aber warum ist das so?

Vielleicht weil es in Ihrer Natur liegt, dass sie schwer zu finden ist. Die Wahrheit zu finden, ist hart und steinig. Sie verbirgt sich. Sie lässt sich jedes Stück abringen in einem endlosen Kampf. Denn die Wahrheit ist die Realität des Universums. Sie zu erkennen bedeutet, das Universum zu verstehen. Das ist nicht kostenlos. 

Wir stolpern nicht über die Wahrheit beim Shoppen im Einkaufszentrum und auch nicht beim Konsumieren. Sie liegt nicht auf dem Grabbeltisch unserer Wünsche und auch nicht in der Befriedigung unserer Gelüste. Wir finden sie nicht, indem wir unseren Schwächen nachgeben und noch viel weniger in solchen Schwächen, die Sünden sind. 

Wir nähern uns aber der Wahrheit, wenn wir nachdenken, uns anstrengen, im Alltag nach Lösungen für Probleme suchen, wenn wir forschen, entwickeln, streiten um die besten Ideen und Lösungen. Und während wir das tun, fällt uns nicht die ganze Wahrheit in den Schoß, sondern immer nur Krümel.

Millionen solcher Krümel des menschlichen Fortschritts, der Wissenschaft, der Zivilisation ergeben in ihrer Gesamtheit den Zipfel der Wahrheit, den wir als Menschheit erfassen konnten und von dem wir nicht einmal wissen, ob er die Hälfte, ein Prozent, ein Millionstel Prozent oder noch viel weniger der gesamten Wahrheit enthält, die wir entdecken könnten. Ja, wir wissen noch nicht einmal, ob all die großen und kleinen Teile unserer Entdeckungen wirklich wahr sind oder ob wir sie nur dafür halten. Das ist frustrierend.

Wahrheit und Erlösung sind auf eine gewisse Weise identisch, denn nicht ohne Grund sagt die Bibel: „Die Wahrheit wird Euch frei machen“. Doch der Weg dorthin ist steinig. „Geht hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt; und viele sind, die auf ihm hineingehen. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt; und wenige sind, die ihn finden!“ (Mt. 7,13-14).

Damit wir die Wahrheit finden können oder wenigstens kleine Teile davon, müssen wir in einer Welt der Knappheit leben. Wir müssen diese Knappheit überwinden durch Erfindungsgeist, Arbeit, Wettstreit und Wettbewerb. Im Alltag geschieht das durch eine Ordnung der Freiheit, die allein in der Lage ist, uns diesen Weg beschreiten zu lassen.

Die Freiheit geht mit der Selbstverantwortung einher, die uns anspornt. Ihr Gegenteil ist die Versorgungswirtschaft, die Bevormundung in der Hängematte der Ordnung, die Unfreiheit. Wir nennen sie nur nicht so. Wir nennen sie lieber Sozialstaat, denn das klingt so nachsichtig – mit unserem Mangel an Bereitschaft, das Messer an einem Stein zu schärfen, statt an einem Schwamm. 

Deshalb führt Freiheit zur Wahrheit und Unfreiheit zur Lüge. Wir belügen uns selbst und andere, wenn wir der Unfreiheit folgen. 

Die Ordnung der Unfreiheit ist eine, in der der Wettstreit des Marktes abgelöst wird durch das Diktat der Macht. Die Macht ermöglicht es ihren Inhabern, die Früchte der Mühen anderer, die Vorteile der von ihnen entdeckten kleinen Wahrheiten zu genießen, ohne sich selbst anstrengen zu müssen.

Die Macht ist daher immer eine Entfernung von der Bereitschaft, sich auf die Suche nach Wahrheit im täglichen Kampf des Daseins in einer Welt der Knappheit zu begeben. Die Macht dient daher der Lüge. Lüge und Korruption sind zwei Seiten der gleichen Medaille und man sagt nicht ohne Grund: Macht korrumpiert und absolute Macht korrumpiert absolut. 

Wahrheit und Lüge stehen aber miteinander in einem unausweichlichen, unvermeidlichen und unendlichen kosmischen Konflikt. Deshalb verfolgt die Macht diejenigen, die die Wahrheit suchen und noch vielmehr diejenigen, die eine Wahrheit, egal welche, aussprechen. Je mehr eine Gesellschaft vermachtet, desto mehr muss die Macht sich an Lügen klammern, die sie zu Zwangsnarrativen erhebt.

Über sie darf nicht diskutiert werden, denn wenn das passiert, drängt die Wahrheit über die Herrschaft der Lüge ans Licht. Zwangsnarrative schaffen Tabuzonen des Diskurses. Den Grad der „Vermachtung“ und der Herrschaft der Lüge in einer Gesellschaft erkennt man an der Zahl ihrer Tabuzonen, auf Neudeutsch am Umfang ihrer „Cancel Culture“. 

Unsere Gesellschaft hat mehr Tabuzonen des gesellschaftlichen Diskurses als je zuvor seit 1945. Wir dürfen nicht über die Einwanderung sprechen, nicht über die Corona-Maßnahmen, die Masken und die Impfung, wir dürfen nicht debattieren über das Klima und die Energiepolitik, über die Ausgaben des Staates, das Geldsystem, den Krieg im Osten, das Gendern, den Zustand und die Korruption der EU, nicht über Nord Stream 2 und Russland. Die Liste ist lang und sie wird immer länger. Der öffentliche Diskurs ist tot.

Wer die Tabuzone des Diskurses betritt, bekommt den Zorn der Macht zu spüren. Auch wenn der Zipfel der Wahrheit, den er dabei erfasst, nur so klein ist zu sagen, dass wir die Wahrheit ohne Diskurs nicht finden, genügt dies schon, ihn zu verfolgen. Er wird zum Schwurbler, Aluhut, Nazi, Antisemiten, Reichsbürger oder Rechten, er ist „falsch abgebogen“, verwirrt, ein „alter weißer Mann“.

Er braucht in der Tat ein schnelles Pferd. 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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