Unterhaltung mit Haltung

Der frischgebackene Vater Rainhard Fendrich stellte sich kurz nach der Geburt seines Sohnes Julius dem Epoch Times-Interview.
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Von 27. April 2011

Entspannt, sportlich und braungebrannt, so sitzt mir der Sunnyboy der österreichischen Popszene, der mittlerweile 56-jährige Rainhard Fendrich in einem Wiener Innenstadtlokal gegenüber. Der frisch gebackene Vater hat abgenommen, wirkt rundum zufrieden. Das Lächeln charmant und verschmitzt wie zu „Herzblatt“-Moderator-Zeiten, die wachen blauen Augen zeigen Interesse an vielen Themen des täglichen Geschehens. Rainhard Fendrich ist ein Sänger mit Meinung, aber ohne intellektuelle Abgehobenheit.

Am 10. März dieses Jahres kam sein Sohn Julius von seiner zweiten Frau Ina Nadine Wagler zur Welt. Vergangen ist der Rosenkrieg mit seiner Ex-Frau Andrea, vergangen auch die Schlagzeilen rund um seine Kokainsucht. Ab Mai tourt der Sänger mit seiner neuen CD „Meine Zeit“ durch Deutschland und Österreich. Uns verriet er in einem Gespräch, dass er eigentlich Priester oder Psychiater hätte werden wollen, dass er noch heute vor seinen Auftritten Angst hat, er jüdischen Witz liebt, und dass er an einen göttlichen Masterplan glaubt. Und dass im Showbusiness die Formel „90 Prozent Transpiration, zehn Prozent Inspiration“ gilt.

Epoch Times: Herr Fendrich, Sie sind im März wieder Vater geworden. Wie ist es, mit 56 Papa zu sein?

Fendrich: Wie mit 25. Solange man sich nicht an die Krücke gebunden fühlt, ist es genau das Gleiche. Es ist immer ein neues Erlebnis. Wie schon gesagt: Man kann sich irgendwann das Alter nicht mehr wegtrainieren, das weiß ich auch.

Wenn ein Kind das Resultat einer Liebe ist, ist es willkommen – und das ist es, und alle Menschen, die irgendwelche Probleme damit haben, sollen sich weniger meinen Kopf zerbrechen, sondern mir ein langes Leben wünschen.

Epoch Times: Musiker – war das immer Ihr Traumberuf?

Fendrich: Eigentlich wollte ich Psychiater werden. Aus einem ganz komischen Grund, ich war immer ein großer Fan des Schauspielers Gunther Phillip, der ist auch in meine Schule in Wien gegangen. Er war eigentlich Meister im Brustschwimmen, ein Multitalent, der Gunther Phillip ist eigentlich Psychiater gewesen. Doktor Placheta hat er geheißen.

Mich hat die Psyche des Menschen immer schon interessiert, und weil ich auch immer der Klassenkasperl war, hab ich genau gewusst, wie man Menschen zum Lachen bringt. Also das Timing, einen guten Witz zu erzählen, das hab ich schon sehr früh beherrscht. Ich hab immer gesagt: Das Timing ist kein chinesisches Gericht (lacht).

Epoch Times: Warum sind Sie dann Sänger geworden?

Fendrich: Ich hatte diesen Traum, den man als junger Mensch oder als Kind gar nicht richtig definieren kann – man will auf einer Bühne stehen, will, dass einen alle Leute anschauen, will Aufmerksamkeit, will den Applaus haben. Man denkt weder an Geld, man denkt nur daran, wie toll es ist, oben zu stehen und sich zu produzieren. Als Junge, in der Pubertät, ist es ein unheimlich tolles Mittel zu balzen, bei den Mädchen Eindruck zu erwecken.

Ich kenne aber Leute, die sind Anwälte, Lehrer, Universitätsprofessoren, die spielen viel besser Gitarre als ich, aber er hat nicht die Chance oder es hat nicht sein wollen. Es müssen sehr viele Faktoren zusammenkommen, genauso wie mit der Wahrscheinlichkeit der Befruchtung; sehr viele Eizellen, sehr viele Samenzellen, und es passiert nicht immer was.

Epoch Times: Welche Rolle spielt dabei die Disziplin?

Fendrich: Wenn man besessen genug ist, die Chance erkennt, dann beginnt der Faktor der Disziplin. Dann sagt man „Okay, ich möchte das“, und dann muss man arbeiten. Man sagt ja: 10 Prozent Inspiration, 90 Prozent Transpiration. Umgelegt auf Rock ’n’ Roll heißt es: zehn Jahre warten, ein Jahr spielen.

In meiner Anfangszeit ist mein Manager Karl Scheibmaier, dem ich viel zu verdanken habe, mit mir in seinem schwarzen Volvo durch Deutschland gefahren. Man braucht solche Leute, allein geht das nicht, allein schafft man das nicht. Nur, man muss auch den Willen dazu haben, zu arbeiten. Es hat keinen Sinn zu sagen: Ich bin ein Riesentalent; und dann setzt man sich hin wie eine Blume und wartet, dass einer einen pflückt.

Epoch Times: Ihre Karriere hat ja eigentlich als Schauspieler begonnen.

Fendrich: Entertainment hat etwas mit Schauspiel zu tun. Wenn ich ein Konzert gebe, ist es für mich wie eine One-Man-Show, ein Solo-Stück. Ich überlasse nichts dem Zufall. Es muss bei mir immer alles gleich sein. Meine Band arbeitet auf Stichwort; ich möchte, dass ein Konzert keine Hänger hat. Das hab ich vom Theater. Ich habe früher auch ernste Rollen gespielt wie den Cassio in Othello.

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Epoch Times: Auf Ihrer neuen CD „Meine Zeit“ finden sich auch viele ernste Lieder.

Fendrich: Ich habe ein Lied geschrieben über die Unbelehrbarkeit des Menschen. Der Mensch ist wahnsinnig lernfähig, aber er vergisst gern. Der Untertext ist: Wer aus seinen Fehlern nicht lernt, ist verflucht, sie sein Leben lang zu wiederholen. Das ist wirklich ein ernstes Thema.

Epoch Times: Was ist das Besondere an „Meine Zeit“?

Fendrich: Das Besondere daran ist, dass alles so funktioniert hat, wie ich es mir vorgenommen habe. Vom Cover, vom Timing her, dass ich meinen Traumproduzenten gefunden habe mit Edo Zanki, der ja DIE deutsche Soulstimme ist, und dass das, was ich über Jahre aufgebaut habe – meine Band, die sehr gut live spielen kann –auch jetzt wieder in eine Situation bringen konnte, in der man diese Qualität auch hört. Das ist das Besondere daran: Dass die CD wirklich live produziert und fehlerfrei eingespielt wurde.

Epoch Times: Sie spielen gerne live?

Fendrich: Ja, ich gehe auch heute noch gerne auf Tournee. Auf einer Bühne zu stehen und zu spielen – das klingt vielleicht kokett, aber es ist für mich geistige Nahrung.

Epoch Times: Hat es das bei Ihnen auch Lampenfieber gegeben?

Fendrich: Jahrelang. Ich bin jetzt auch noch nervös, nur versuche ich, meine Routine in Qualität umzusetzen. Ich habe immer Angst, auf eine Bühne zu gehen. Je länger ich es mache, desto mehr Angst habe ich, weil ich weiß, was alles passieren kann. Es ist schon ein Klavier neben mir heruntergefallen auf die Bühne, oben sagte eine Stimme „Entschuldigung, mein Fehler“. Wenn ich zwei Meter daneben stehe, bin ich tot.

Epoch Times: Was bedeutet Wohlbefinden für Sie?

Fendrich: Ich glaube, dass sich Reichtum oder Wohlstand in Zukunft ganz anders definieren werden. Reich ist nicht der, der alles hat, sonder der, der wenig braucht. Und das stimmt. Seelisches Wohlbefinden – das klingt jetzt banal, aber es ist so – haben Sie mit einer funktionierenden Beziehung, mit einem intakten Freundeskreis, mit einer gesunden Ernährung, mit Gesundheit.

Epoch Times: Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?

Fendrich: Ich höre kein Radio mehr, ich sag´s ganz ehrlich. Mein Tagesritual ist ganz einfach, ich steh um sieben auf, mach mir meinen Kaffee, drehe alle Nachrichtensender auf. Ich höre privat fast keine Musik außer beim Kochen.

Ich interessiere mich auch nicht für meine so genannte Konkurrenz, ich freue mich, dass es sie gibt. So finde ich etwa Grönemayer toll. Der Herbert Grönemayer, das ist ein großer Künstler, der hat etwas zu sagen und Disziplin.

Er hatte seine Schicksalsschläge und ist bewundernswert damit umgegangen, und er hat eine wahnsinnig gute Stimme und ist ein fantastischer Musiker und dazu noch ein guter Texter.

Epoch Times: Schicksal – gibt es das?

Fendrich: Ja. Man darf aber mit seinem Schicksal auch nicht hadern. Ich bin jetzt 56, und ich überlege mir, was will ich? Ich hab mir einen Plan gemacht für zehn Jahre. Ich möchte mich in zehn Jahren einer anderen Kunstrichtung widmen. Nämlich der Dramatik. Ich möchte Theaterstücke schreiben, Musicals schreiben, und vielleicht Musik machen.

Epoch Times: Was ist das Besondere an Ihrer Frau?

Fendrich: Ich liebe sie, weil sie einzigartig ist. Sie ist einzigartig von ihrer Physiognomie – sie ist eine wahnsinnig schöne Frau, aber sie hat eine römische Nase, und sie hat etwas Spezielles. Sie passt überhaupt nicht in dieses typische Schönheitsbild. Sie ist eine Musicaldarstellerin, sie ist sehr körperbewusst. Wenn sie geht, ist das eine Prozession, die aus einer Person besteht – und ich liebe sie.

Epoch Times: Ein anderes Thema: Sie haben gesagt, nicht an Gott zu glauben sei idiotisch.

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Fendrich: Was mir sehr viele Feindbriefe eingebracht hat. Ich wusste gar nicht, dass es so viele Atheisten gibt. Allein eine Glaubensgemeinschaft zu bilden, dass man an Nichts glaubt, ist ja schon ein Absurdum in sich…

Ich bin katholisch erzogen worden, ich war Ministrant, wollte Priester werden … bis zur Pubertät (lacht). Und ich habe einen starken Hang zum Glauben. Ich bin kein unheimlicher Fan der katholischen Kirche. Ein geflügeltes Wort von mir ist: Jesus Christ ist für mich immer noch ein Superstar, Probleme hat nur sein Fanclub. Das bringt es für mich auf den Punkt.

Epoch Times: Was macht Sie in Ihrem Glauben so sicher?

Fendrich: Jemand muss sich das alles logistisch ausgedacht haben. Da muss doch ein Plan dahinter stecken. Ein Masterplan. Und diesen Masterplan muss jemand haben, der uns überlegen ist.

Epoch Times: Sie machen sich auch viele Gedanken über unseren Planeten und wie es um ihn steht.

Fendrich: Wir haben eine Verantwortung für die Erde. Der gute Witz, den ich gern erzähle: „Treffen sich zwei Planeten im Weltraum. Sagt der eine: Du schaust owa schlecht aus, wos host denn du? – Du ich hob Mensch.“ Das ist es. Wir sorgen uns um die Natur, wir sorgen uns um aussterbende Spezies, … WIR sterben aus, WIR unterbrechen die Nahrungskette. Wir werden nicht sterben, die Dinosaurier sind auch ausgestorben, es ist etwas Besseres entstanden, vielleicht entsteht noch etwas Besseres, wenn Menschen aussterben.

„Meine Zeit“
Deutschland Tournee 2011
Rainhard Fendrich LIVE mit Band

Weitere Informationen unter:
www.tourneen.com und über Rainhard Fendrich unter: www.fendrich.at

Rainhard Fendrich Tour 2011

Tourneedaten:
04.05.2011 Dresden , Kulturpalast
05.05.2011 Leipzig , Gewandhaus
06.05.2011 Berlin, Admiralspalast
08.05.2011 Nürnberg , Meistersingerhalle
11.05.2011 Geiselwind, Eventhalle
12.05.2011 Freiburg, Konzerthaus
13.05.2011 Mainz, Rheingoldhalle
14.05.2011 Erfurt, Alte Oper
15.05.2011 Passau, Dreiländerhalle
26.05.2011 Wuppertal, Stadthalle
27.05.2011 Dortmund, Konzerthaus
28.05.2011 Bremen, Glocke
29.05.2011 Hamburg, Laeiszhalle
31.05.2011 Essenbach, ESKARA Sport- und Kulturarena
01.06.2011 Regensburg, Donau-Arena
03.06.2011 Benediktbeuern, Kloster
04.06.2011 Ingolstadt, Saturn Arena
05.06.2011 Kempten, BigBox

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Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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