Über Abbildungen Mohammeds zum Schutz der freien Meinungsäußerung

Von 30. Mai 2010

Eine kürzlich erschienene Episode des satirischen Cartoons South Park zeichnete den Propheten Mohammed in einem Bärenkostüm und verstieß so gegen das islamische Verbot der Darstellungen von ihm. Als Antwort kamen von einem amerikanischen radikalen Islamisten kaum verschleierte Todesdrohungen gegen die South Park-Schöpfer Matt Stone und Trey Parker. Das wirft ernsthafte Fragen darüber auf, wie man die freie Meinungsäußerung am besten schützen kann.

Die Karikaturistin Molly Norris gab auf ihrer Website Stone und Parker Unterstützung, indem sie Mohammed unter anderem als Teetasse, Teigwarenschachtel und Kaffeetasse karikierte. Indem sie dies machte, war eine Ad-Hoc-Bewegung geboren: „Macht den 20. Mai zum ‚Jeder-malt-Mohammed-Tag'“. Die Idee hat viel Unterstützung auf Facebook gesammelt. Vorlagen strömten nur so herein.

In einem Interview von CNN über die South Park-Kontroverse verteidigte Ayaan Hirsi Ali – eine Kritikerin des fundamentalistischen Islams – auch Stone und Parker, und schlug vor, dass wir alle Mohammed malen, denn dann werde es zu viele Menschen geben, um sie alle zu bedrohen.

Hinter der Erklärung von Hirsi Ali steht der Gedanke, dass wir alle solidarisch sein müssen, wenn es um das Recht geht, zu zeichnen, zu schreiben, zu sagen und zu denken, was wir wollen. Und sie hat Recht: Wir müssen zeigen, dass es inakzeptabel ist, die freie Meinungsäußerung zum Schweigen zu bringen, besonders durch Gewaltandrohungen.

Gewaltandrohungen sollten niemals geduldet werden

Das Gefühl von Hirsi Ali findet sich in der Logik des ‚Jeder-malt-Mohammed-Tags‘ wieder. Es ist sehr schrecklich zu denken, dass Sie ermordet werden könnte wie ihr Kollege, der niederländische Filmemacher Theo Van Gogh für sein öffentliches Herausfordern von moslemischen Verboten, aber nicht mehr so schrecklich, wenn Zehn- oder Hunderttausende dasselbe machen. Das ist die Sicherheit der Menge.

Aber ist das etwas Gutes, so viele Menschen wie möglich zu ermutigen, die moslemische Empfindsamkeit zu verletzen, indem man Mohammed zeichnet?

Es gibt keine leichte Antwort, doch Absichten sind hier wichtig. Wenn unsere Absicht ist zu zeigen, dass wir uns durch feindseliges Tyrannisieren nicht einschüchtern lassen, dann sollten wir uns alle in einer Zeichnung von Mohammed versuchen, selbst wenn es damit endet, die Gefühle von Moslems zu verletzen.

Aber wenn unsere Absicht in erster Linie der Verstoß ist, anstatt einer Einschüchterung zu begegnen, oder die Grundsätze der freien Meinungsäußerung hoch zu halten, beleidigt die Zeichnung von Mohammed unnötigerweise alle Moslems, auch wenn wir nur die wenigen Radikalen ins Visier nehmen wollen.

Und selbst wenn es richtig ist, Darstellungen von Mohammed zu veröffentlichen, von denen wir wissen, das es einem Moslem ein Ärgernis ist, sollten sich jene Bilder nicht nach einer Norm richten?

Gesetzliche gegen ethische Grenzen

Es gibt eine entscheidende Unterscheidung zwischen dem gesetzlichen Spielraum der freien Meinungsäußerung und welche Arten des Ausdrucks ethisch akzeptabel sind.

Wir müssen das gesetzliche Recht haben, Mohammed zu zeichnen, selbst wenn es eine Beleidigung verursacht, weil die freie Meinungsäußerung großzügig genug sein muss, um sich auf die Diskussion von umstrittenen Problemen einzustellen. Wenn wir gesetzliche Verbote auf potenziell beleidigende Äußerungen wie Fotos von abgetriebenen Föten haben, verlieren wir die Möglichkeit, umstrittene Probleme wie Abtreibung offen zu diskutieren.

Aber das bedeutet ethisch gesehen nicht, dass alles erlaubt ist, was gefällt.

Eine Zeichnung des ‚Jeder-malt-Mohammed-Tags‘ zeigt Mohammed auf allen Vieren mit Schweinen, die auf ihm kriechen mit dem Untertitel: „Schweine seien mit ihm“ – ein Wortspiel auf das ehrende „Friede sei mit ihm“, mit dem sich Moslems normalerweise an den Propheten wenden. Das ist bei dem islamischen Verbot des Verzehrs von Schweinefleisch doppelt beleidigend.

Das ist eines der freundlicheren Bilder. Und wir könnten denken, dass es clever ist. Aber sind absichtlich beleidigende Bilder die passende Antwort auf Gewaltandrohungen im Namen der Religion?

Nein. Wir müssen grundsätzliche Freiheiten wie die freie Meinungsäußerung vor gewaltsamen Bedrohungen schützen, aber daraus folgt nicht, dass wir ethisch handeln, wenn wir unsere maximale Freiheit ausüben indem wir verletzen.

Unnötige Provokation

Manchmal können Sie ein Argument nicht entsprechend anbringen, ohne Verärgerung zu provozieren, zum Beispiel, indem Sie Folter-Fotos zeigen, um das Barbarische dieser Praktik zu verurteilen. Aber ethisch gesehen sollten wir versuchen, keine unnötige Verärgerung zu verursachen. Wir handeln ethisch, wenn unsere Absicht ist, das zu sagen, von dem wir denken, dass es gesagt sein muss, aber nicht, wenn es unsere alleinige Absicht ist, schädigend oder böswillig zu sein.

Vernünftige Leute müssen nicht darüber übereinstimmen, was eher unnötiges und nicht notwendiges Verärgern provoziert, so wie meine Kollegen und ich es über den ‚Jeder-malt-Mohammed-Tag‘ machen. Aber wir akzeptieren, dass in einer liberalen Demokratie wie Kanada über Bilder von Mohammed auf die gleiche Weise gedacht werden muss wie über Bilder eines jedes anderen kulturellen oder religiösen Helden  – sie sind öffentliche Gestalten und empfindlich gegenüber Kritik oder gar Spott.

Falls Sie am 20. Mai einen Stift gezückt haben sollten, denke ich, dass die ethische Antwort am besten durch einen anonymen Blogger auf Norris Site charakterisiert wird: „Kämpfe für das [gesetzliche] Recht, Mohammed zu zeichnen, aber lehne dann aus ethischen Gründen ab, es zu tun.“

Justin Jalea ist Volontär bei der Sheldon Chumir Foundation for Ethics in Leadership. Copyright Troy Media Corporation.

Originalartikel auf Englisch: On Drawing Mohammed to Protect Freedom of Expression

 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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