So würden die Deutschen heute wählen: Schwarz-Grün hätte eine Mehrheit

Aktuell käme die schwarz-rote Regierungskoalition gerade noch auf 41 Prozent. Eine Mehrheit hätte dagegen eine andere Zweierkombination. SPD und Union sind zwar nicht noch weiter gesunken, aber sie kommen aus ihren Tiefs auch nicht heraus.
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Aktuell gingen sieben Institute mit ihrer jeweils aktuellsten Erhebung in die Wahl-O-Matrix-Werte einFoto: (c) JFB
Von 23. Dezember 2019

Wie würden die Deutschen votieren, wenn heute Bundestagswahlen wären? Hat Schwarz-Rot, welches man über viele Jahrzehnte „Große Koalition“ nannte, überhaupt noch eine Mehrheit? 2013 kamen CDU/CSU und SPD zusammen noch auf über 67 Prozent, bis in die 1980er Jahre hinein sogar auf über 80, teilweise 90 Prozent. Doch die Parteienlandschaft hat sich längst völlig geändert.

Aktuell käme die schwarz-rote Regierungskoalition gerade noch auf 41 Prozent. Eine Mehrheit hätte dagegen eine andere Zweierkombination.

Der Niedergang von Union und SPD von einst über 90 auf nun 41 Prozent

Union und SPD kamen bei der letzten Bundestagswahl im September 2017 gerade noch auf 53,4 Prozent der abgegeben gültigen Zweitstimmen. Das reichte für eine klare Mehrheit der Sitze im Bundestag und, nachdem die FDP aus den Jamaika-Gesprächen (Schwarz-Gelb-Grün) abgesprungen waren, zu einer erneuten schwarz-roten Regierung, der dritten in vier Legislaturperioden. Aber von einer GroKo, einer „Großen Koalition“ konnte man schon da nicht mehr sprechen. Und das aus einem einfachen Grund: weil die Schulz-SPD mit 20,5 Prozent schon da keine große Volkspartei mehr war und die Union mit 32,9 Prozent von ihren einstigen Größe von 40 Prozent plus X, teilweise 45 bis 49 Prozent, unter Adenauer einmal sogar über 50, auch schon weit entfernt war.

Doch dieser lange Abwärtstrend der beiden ehemals ganz Großen setzte sich in den letzten zwei Jahren weiter fort, bei der SPD noch stärker als bei CDU/CSU. Von einer GroKo kann also schon lange nicht mehr die Rede sein. Wer seit mehr als einem Jahr mit großem Abstand die zweitstärkste Partei im Lande ist, was die Wählergunst anbelangt und was sich schon bei der EU-Wahl Ende Mai 2019 überdeutlich zeigte, werden wir gleich sehen. Die SPD ist es nicht, so viel sei vorweggenommen. Diese ist, auch wenn Frau Esken davon träumt, der nächste Kanzler werde wieder ein Sozi sein und sich womöglich schon selbst in diese Rolle hinein phantasiert, nicht einmal mehr die Nr. 3.

Im letzten halben Jahr sind SPD und Union zwar nicht noch weiter gesunken, aber sie kommen aus ihren Tiefs auch nicht heraus. Derzeit kämen sie zusammen auf ca. 41 Prozent, wären also von einer Mehrheit doch deutlich entfernt. Hier nun also die konkreten Zahlen, wie die Deutschen derzeit wählen würden.

So in etwa würden die Deutschen heute wählen

In die Wahl-O-Matrixe-Werte gehen von allen Instituten die jeweils aktuellsten Erhebungen ein, sofern diese – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – nicht älter als drei Wochen (21 Tage) sind. Aus diesen Einzelwerten wird dann streng mathematisch das arithmetische Mittel gebildet. (Wenn der zweite Wert nach dem Komma eine 5 ist, wird je nach Tendenz der Entwicklung auf die erste Stelle nach dem Komma gerundet.)

Aktuell gingen folgende sieben Institute mit ihrer jeweils aktuellsten Erhebung in die Wahl-O-Matrix-Werte ein: 1. Allensbach (mittlerer Erhebungstag: 06.12.2019), 2. Infratest dimap (10./11.12.2019), 3. Forschungsgruppe Wahlen (11.12.2019), 4. INSA (14./15.12.2019), 5. YouGov (15.12.2019), 6. Emnid (15.12.2019), 7. Forsa (18.12.2019).

Angegeben ist bei jeder Partei die Range bei diesen sieben Instituten sowie fettgedruckt der arithmetische Mittelwert:

CDU/CSU: 2728,5 % ==> 27,4 %
GRÜNE: 20 23 % ==> 21,3 %
AfD: 1315 % ==> 14,4 %
SPD: 1315 % ==> 13,7 %
LINKE: 810 % ==> 8,9 %
FDP: 7 9 % ==> 7,9 %
Sonstige: 58 % ==> 6,4 %

© JFB

Schwarz-Grün hätte eine Mehrheit der Sitze im Bundestag, Schwarz-Blau-Gelb eine noch klarere

Damit hätte Schwarz-Grün gegenüber AfD, SPD, Linke und FDP eine Mehrheit der Stimmen von ca. 48,7 zu 44,9 Prozent bei 6,4 Prozent für sonstige Parteien, die den Einzug in den Bundestag nicht schaffen würden. Schwarz-Grün hätte damit eine Mehrheit der Sitze im Deutschen Bundestag von ca. 52 zu 48 Prozent.

Diese Zahlen kennt man in der Union und auch bei den anderen Parteien in den Führungsgremien sehr genau. Daher ist davon auszugehen, dass CDU/CSU sich auf eine zukünftige Koalition mit den Grünen vorbereiten und womöglich auch auf diese hinarbeiten werden, da eine andere Konstellation in den nächsten ein, zwei Jahren schwierig erscheint, zumal man jegliches Bündnis mit der AfD kategorisch ausschließt. Union + AfD + FDP (Schwarz-Blau-Gelb) hätten nämlich mit fast 50 Prozent (49,7) der Stimmen und ca. 53 Prozent der Sitze im Bundestag eine noch klarere Mehrheit als Schwarz-Grün.

Koalitionsmöglichkeiten: Bei 6,4 Prozent für sonstige Parteien würden knapp 47 Prozent der Stimmen ausreichen für eine Mehrheit der Sitze im Bundestag:

CDU/CSU + AfD + FDP: 49,7 %
Schwarz-Grün: 48,7 %
Rot-Rot-Grün: 43,9 %
CDU/CSU + SPD: 41,1 %

Zuerst erschienen bei JFB, dem Blog von Jürgen Fritz

Jürgen Fritz studierte in Heidelberg Philosophie, Erziehungswissenschaft, Mathematik, Physik und Geschichte (Lehramt). Nach dem zweiten Staatsexamen absolvierte er eine zusätzliche Ausbildung zum Financial Consultant unter anderem an der heutigen MLP Corporate University. Er ist seit Jahren als freier Autor tätig. Sein Blog: JFB

 

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