Sieben Kilo weniger durch neue Routine

Wenn Sie Probleme mit dem Abnehmen haben, liegt es oft nicht nur an übermäßigem Essen oder mangelnder Bewegung allein.
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Konzentration und Arbeit: Der unerwartete Weg zum Gewichtsverlust.Foto: Illustration von The Epoch Times
Von 3. August 2024

Im Jahr 2021, als COVID-19 weltweit wütete, fand ich mich allein in einer kleinen, ruhigen Stadt in der Schweiz wieder. Fernab der Verantwortungen des Kochens für meine Familie und dem Lärm der belebten Straßen, genoss ich die Ruhe und das Zwitschern der Vögel.

Mein täglicher Ablauf begann mit einem einfachen Frühstück um 8 Uhr morgens, bestehend aus 200 Millilitern Milch, einem Ei und einer Scheibe Toast. Um 9 Uhr begann ich mit der Arbeit. Meine Hauptaufgabe war es, mein wissenschaftliches und medizinisches Fachwissen zu nutzen, um der Öffentlichkeit durch eine wöchentliche Live-Sendung auf einem einflussreichen TV-Kanal zu helfen, mit der COVID-19-Pandemie umzugehen.

Die Verantwortung und Dringlichkeit meiner Arbeit ließen mich oft so vertieft arbeiten, dass ich das Essen vergaß, bis der Hunger gegen 16 Uhr zuschlug. Dann bereitete ich mir normalerweise ein chinesisches Gericht zu: gebratene Gurken mit Eiern und Reis.

Nach nur zwei Wochen bemerkte ich eine signifikante Veränderung: Mein Gewicht sank um 7 Kilogramm und mein BMI verringerte sich von 23,2 auf 20,4.

Obwohl das reduzierte Essen eine Rolle spielte, war der Hauptfaktor für meinen unabsichtlichen Gewichtsverlust meine intensive Konzentration auf die Arbeit.

Doch warum hilft konzentriertes Arbeiten beim Abnehmen? Gibt es andere mühelose Wege, Gewicht zu verlieren? Nach eingehender Recherche zu diesem Thema möchte ich nun meine Erkenntnisse mit Ihnen teilen. Meine Erfahrungen zeigen nämlich, dass es manchmal die unerwarteten Veränderungen und neue Routinen sind, die zu signifikanten gesundheitlichen Vorteilen führen können.

Übergewicht und Adipositas

In Deutschland sind 53,5 Prozent der Erwachsenen übergewichtig, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Der Anteil der Erwachsenen mit Adipositas, also starkem Übergewicht, liegt bei beiden Geschlechtern bei 19 Prozent.

Übergewicht erhöht das Risiko für chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Fettleber und Virusinfektionen. Folglich wird Adipositas als Krankheit eingestuft. Übergewichtigen Menschen wird häufig geraten, ihre Essgewohnheiten zu ändern, weniger Junkfood zu konsumieren und mehr Selbstdisziplin zu üben. Doch in einer Gesellschaft, die von verlockenden, schmackhaften Lebensmitteln und zahllosen elektronischen Ablenkungen geprägt ist, gestaltet sich die Kontrolle des Gewichts durch Diät und Bewegung oftmals schwierig.

Diese Herausforderungen führen dazu, dass viele Menschen auf Medikamente zurückgreifen, um eine Gewichtsabnahme zu erreichen.

Seit 2012, als das erste Medikament zur Gewichtskontrolle, Qsymia, zugelassen und später aufgrund von Sicherheitsbedenken hinsichtlich Krebsrisiken vom Markt genommen wurde, hat die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA sechs Abnehmmedikamente genehmigt, darunter vier für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren.

Die Hälfte dieser Medikamente funktioniert, indem sie einen speziellen Signalweg im Körper aktivieren, der mit dem Hormon GLP-1 zu tun hat. GLP-1 hilft der Bauchspeicheldrüse, Insulin zu produzieren. Medikamente, die GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1 RAs) genannt werden, ahmen die Wirkung von GLP-1 nach. Sie beeinflussen dadurch den Blutzucker und lösen ein Sättigungsgefühl aus. Zu diesen Wirkstoffen, die zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und Übergewicht eingesetzt werden, gehören:

  • Liraglutid (Saxenda)
  • Semaglutid (Ozempic und Wegovy, injizierbare Medikamente, und Rybelsus, eine orale Pille)
  • Tirzepatid (Mounjaro)

Andere Arzneistoffe wirken durch verschiedene Stoffwechselmechanismen, um die Nahrungsaufnahme zu reduzieren:

  • Orlistat (Xenical, Alli): Sorgt dafür, dass aus der Nahurng weniger Fett vom Körper aufgenomen wird.
  • Phentermin-Topiramat (Qsymia): Reduziert den Appetit und führt zu einem schnelleren Sättigungsgefühl.
  • Naltrexon/Bupropion (Contrave): Naltrexon bindet an Opioidrezepteroen im Körper und wird eigentlich zur Behandlung von Alkohol- und Drogenabhängigkeit verwendet. Bupropion kommt bei der Behandlung von Depressionen und zur Raucherentwöhnung zum Einsatz. In Kombination reduzieren sie Appetit und Essgelüste.

Es gibt zwei wesentliche Bedenken hinsichtlich dieser Gewichtsabnahmemedikamente. Erstens, viele von ihnen erfordern möglicherweise eine langfristige Anwendung, um die Effekte aufrechtzuerhalten. Ein Absetzen könnte dann schnell zu einer erneuten Gewichtszunahme führen. Zweitens, einige Medikamente könnten zudem die Muskelmasse und den Fettverlust beeinflussen und auch die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen.

Darüber hinaus wird in laufenden Forschungen untersucht, ob GLP-1 RA mit Suizidversuchen und möglichen Verbindungen zu Schilddrüsenkrebs in Zusammenhang stehen.

Teufelskreis

Menschen mit Adipositas leiden häufig unter chronischen niedriggradigen Entzündungen, einschließlich solcher im Fettgewebe. Im Laufe der Zeit kann dies zu einem Übermaß an Fett und einer verringerten Insulinreaktion führen. Dadurch kann sich Fett in Gewebe und Organen ansammeln, wo es nicht hingehört, was wiederum zu vielfältigen gesundheitlichen Problemen beitragen kann.

Darüber hinaus haben stark übergewichtige Menschen oft mit psychischen Belastungen wie Nervosität, Angst, Depression und Stress zu kämpfen. Denn Körper und Geist sind auf komplexe Weise miteinander verbunden. Negative Emotionen können chronische Entzündungen im Körper verstärken. Dieses komplexe und vernetzte Problem kann nur durch eine grundlegende Veränderung von sowohl Geist als auch Körper wirksam angegangen werden.

Die Vorteile der Fokussierung

Die Biologie des Gehirns zeigt, dass der Geist seinen optimalen Zustand erreicht, wenn wir fokussiert sind. Eine Studie belegt, dass selbst die Konzentration auf eine einfache Aufgabe wie das Geschirrspülen negative Emotionen verringern und unsere Stimmung heben kann.

In einem Experiment wurden 51 Studenten gebeten, zwei Stunden lang Geschirr zu spülen. Sie wurden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe von 25 Teilnehmern erhielt detaillierte Anweisungen zum Spülvorgang, wie das Befüllen des Spülbeckens und das Reinigen des Geschirrs. Die zweite Gruppe von 26 Studenten wurde darauf hingewiesen, die Bedeutung von Präsenz und Achtsamkeit beim Geschirrspülen zu erkennen. Es wurde ihnen vermittelt, dass diese Aufgabe keine Zeitverschwendung oder langweilige Pflicht sei, sondern wertvolle Lebensmomente, die es zu schätzen gilt.

Die „achtsamen“ Geschirrspüler erlebten einen 25-prozentigen Anstieg des positiven Gefühls der Inspiration und eine 27-prozentige Abnahme des negativen Gefühls der Nervosität. Diese Ergebnisse unterstreichen die positiven Auswirkungen von Achtsamkeit im Alltag.

Neben der Konzentration auf die Arbeit sind Achtsamkeitspraktiken wie Sitzmeditation wirksame Methoden zur Reduzierung von Entzündungen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Hunderte Gene ihre Ausdrucksprofile ändern, wenn wir meditieren, wodurch unser Körper von einem entzündlichen in einen gesünderen Zustand übergeht.

Wenn wir uns vollständig auf eine Aufgabe oder Aktivität konzentrieren, ohne uns gelangweilt oder hungrig zu fühlen, wird dieser Zustand oft als „Flow“ bezeichnet. Das Erreichen dieses Zustands kann unser Wohlbefinden erheblich steigern und unsere allgemeine Lebensqualität verbessern.

Was verbirgt sich hinter dem Flow-Zustand?

Der Flow-Zustand, wie sein Name bereits suggeriert, ist vergleichbar mit einem Fluss, der mühelos seinem natürlichen Verlauf folgt. Personen, die sich in diesem Zustand befinden, erleben häufig ein Minimum an selbstreferenziellem Denken. Diese Phase der tiefen Konzentration ist von großer Bedeutung für das persönliche Wohlbefinden und wird seit Langem intensiv erforscht.

Eine kürzlich durchgeführte Studie begleitete 83 Teilnehmer über vier Tage, in denen sie täglich ihre Gedanken und Empfindungen dokumentierten. Die Ergebnisse zeigten deutliche positive Effekte des Flow-Erlebens am Arbeitsplatz. Teilnehmer, die in ihrer Arbeit aufgingen und Freude daran empfanden, berichteten im Anschluss von einer spürbaren Zunahme an Energie.

Neurowissenschaftler erklären, dass der Locus coeruleus, eine kleine Kernstruktur im Hirnstamm, der für Aufmerksamkeit, Erregung, Motivation und kognitive Funktionen eine zentrale Rolle spielt, während des Flow-Zustands besonders aktiv ist. Parallel dazu wird auch das Dopaminsystem stimuliert, was zu Gefühlen von Optimismus, Hoffnung und gesteigerter Energie führt.

Wenn wir uns im Laufe des Tages für einige Stunden auf unsere Aufgaben fokussieren, lassen häufig auch Sorgen über Gewicht oder Esskontrolle nach, und der damit verbundene Stress gerät in den Hintergrund. Die daraus resultierenden Vorteile sind vielfältig:

  • Reduktion von Stress
  • Geringerer Zeitaufwand für die Nahrungsbeschaffung und das Essen
  • Erhöhte Positivität und verbesserte Schlafqualität

Um Ablenkungen zu minimieren und den Fokus zu bewahren, empfehlen sich folgende Strategien:

  • Legen Sie Ihr Mobiltelefon in eine Schublade, schalten Sie es in den Flugmodus, deaktivieren Sie den Ton und schließen Sie Ihre Bürotür, um äußere Reize zu verringern.
  • Informieren Sie Freunde und Kollegen, dass dies Ihre ungestörte Zeit zum Fokussieren ist. Die meisten Menschen zeigen Verständnis und unterstützen dies.

Das gleiche Prinzip gilt, wenn Sie sich entspannen möchten: Konzentrieren Sie sich darauf, Zeit mit Ihrer Familie und Freunden zu verbringen, ein Buch zu lesen oder in der Natur zu wandern.

Ein bewusster Umgang mit der eigenen Aufmerksamkeit und die gezielte Förderung von Flow-Erlebnissen können somit maßgeblich zur Steigerung des persönlichen Wohlbefindens beitragen.

Positives Denken als Schlüssel zum Gewichtsverlust?

Übergewichtige Menschen erhalten häufig den Rat, mehr Sport zu treiben, um Gewicht zu verlieren. Doch warum zeigt dies bei einigen Menschen Wirkung und bei anderen nicht? Eine aktuelle Harvard-Studie, veröffentlicht in der renommierten Fachzeitschrift „Psychological Science“, liefert hierzu interessante Erkenntnisse.

Die Untersuchung widmete sich der Frage, wie positive Einstellungen und Überzeugungen von Hotelservicekräften über die Vorteile von Bewegung deren Gewichtsverlust beeinflussen können. Die Forscher teilten die Teilnehmer in zwei Gruppen ein:

  • Informierte Gruppe: Diese Gruppe erhielt genaue Informationen über die gesundheitlichen Vorteile von Bewegung und erfuhr, dass ihre tägliche Arbeit im Housekeeping den Empfehlungen der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC für einen aktiven Lebensstil entspricht.
  • Kontrollgruppe: Diese Gruppe erhielt keine Informationen über die gesundheitsfördernden Aspekte ihrer Tätigkeit.

Trotz identischer Arbeitsbelastung wiesen die Ergebnisse signifikante Unterschiede auf. Die informierte Gruppe verzeichnete deutliche Verbesserungen in Bezug auf Körperfettverlust, das Taille-Hüft-Verhältnis und die Herz-Kreislauf-Gesundheit im Vergleich zur Kontrollgruppe. Nach nur vier Wochen hatten die Arbeiter der informierten Gruppe durchschnittlich knapp ein Kilogramm abgenommen und ihren systolischen Blutdruck um zehn Punkte gesenkt.

Diese Studie unterstreicht eindrucksvoll, dass positive Einstellungen und Überzeugungen über die Auswirkungen von Bewegung auf die Gesundheit von großer Bedeutung sind und die physischen Vorteile von Sport übertreffen können. Positive Gedanken und ein bewusster Umgang mit den eigenen Tätigkeiten können zu erheblichen Verbesserungen des körperlichen Wohlbefindens führen.

Über die Autorin

Dr. Yuhong Dong ist medizinische Kolumnistin für The Epoch Times. Zuvor war sie als leitende medizinisch-wissenschaftliche Fachkraft und als Verantwortliche für die Arzneimittelsicherheit bei Novartis in der Schweiz tätig, wo sie viermal mit einem Novartis-Preis ausgezeichnet wurde. Sie besitzt präklinische Forschungserfahrungen in den Bereichen Virologie, Immunologie, Onkologie, Neurologie und Ophthalmologie und hat zudem klinische Erfahrungen in der Behandlung von Infektionskrankheiten und in der Inneren Medizin. Ihren medizinischen Doktorgrad sowie einen Doktortitel in Infektionskrankheiten erlangte sie an der Universität Peking in China.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „You Can Lose Weight Unintentionally, Without Diet Restriction–Here’s How“. (deutsche Bearbeitung kr)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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