Richtig atmen: Der überraschende Schlüssel zu besserer Gesundheit

Studien zeigen, dass die richtige Atmung entscheidend für unsere Gesundheit ist und oft unterschätzt wird. Atemtechniken könnten daher eine einfache, aber wirkungsvolle Methode sein, um Ihr Wohlbefinden zu verbessern.
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Gesundheit beginnt mit jedem Atemzug.Foto: Petmal/iStock
Von 1. Juni 2024

Ernährung? Abgehakt. Bewegung? Abgehakt. Vitamine? Abgehakt. Aber was ist mit der Atmung? Natürlich atmen wir jeden Tag, ganz automatisch und ohne darüber nachzudenken. Könnte es dennoch sein, dass gerade etwas so Selbstverständliches und Einfaches der Schlüssel zu guter Gesundheit ist?

Mehr als nur Sauerstoff

Ein einziger tiefer Atemzug. Klingt einfach, oder? Doch hinter diesem einen Ein- und Ausatmen, das wir täglich über 20.000-mal wiederholen, steckt eine ganze Welt der Wissenschaft.

„Egal, was wir essen, wie viel wir uns bewegen, wie widerstandsfähig unsere Gene sind, wie schlank, jung oder weise wir sind – all das spielt keine Rolle, wenn wir nicht richtig atmen“, sagt James Nestor, Autor von „Breath – Atem: Neues Wissen über die vergessene Kunst des Atmens“. „Die fehlende Säule der Gesundheit ist die Atmung. Alles beginnt damit“, ist sich Nestor sicher.

Sauerstoff: Die Lebensader unseres Körpers

Sauerstoff ist ein grundlegendes Element für das Leben und spielt eine zentrale Rolle bei den Körperfunktionen. „Jede gesunde Zelle im Körper wird durch Sauerstoff versorgt“, erinnert Nestor.

Beim Einatmen gelangt Luft in die Lungen und erreicht die Alveolen, winzige Bläschen, die Sauerstoff an das Blut abgeben. Von dort, gebunden an Hämoglobinmoleküle in den roten Blutkörperchen, wird der Sauerstoff durch den Blutkreislauf transportiert und erreicht jede Zelle im Körper. Das Ziel? Billionen Zellen, die alle auf ihren Anteil an diesem lebenswichtigen Element warten.

„Beim normalen Atmen nehmen die Lungen nur etwa 25 Prozent des verfügbaren Sauerstoffs auf“, erklärt Nestor. Diese Effizienz zeigt ein fein abgestimmtes Gleichgewicht, das sich über Jahrtausende entwickelt hat. Der Körper nutzt genau die richtige Menge Sauerstoff, um die Stoffwechselprozesse zu unterstützen, ohne ins Übermaß zu geraten.

Der Sauerstoffgehalt im Blut zeigt, wie gut der Körper den Sauerstoff von den Lungen verteilt. Dieser Wert, messbar mit einem Pulsoximeter, einem Gerät, das am Finger befestigt wird, sollte typischerweise zwischen 95 und 100 Prozent liegen. Werte unter 90 Prozent können auf gesundheitliche Probleme hinweisen.

Nestor warnt vor dem Irrglauben, dass mehr Sauerstoff immer besser sei, und nennt Sauerstoffgeräte als Beispiel.

„Das Einatmen von reinem Sauerstoff hat für einen gesunden Körper keinen Nutzen. Reiner Sauerstoff ist nur in großen Höhen oder bei Krankheiten hilfreich.“

Eine Studie unterstützt dies und zeigt die potenziellen Gefahren der Aufnahme von reinem Sauerstoff. „Reiner Sauerstoff ist wie ein Streichholz, das einen Waldbrand im Körper entzünden kann“, erklärt Ronald Harper, Professor für Neurobiologie an der UCLA.

Der Schlüssel liegt nicht in der Menge des eingeatmeten Sauerstoffs, sondern in der Effizienz, mit der der Körper ihn nutzt. Sowohl ein Mangel als auch ein Überschuss an Sauerstoff können schädlich sein. Dies unterstreicht die Notwendigkeit für das richtige Maß an Sauerstoff im Körper, gemäß dem sogenannten „Goldlöckchen“-Prinzip (benannt nach der Protagonistin eines englischen Märchens): nicht zu wenig, nicht zu viel.

Die unterschätzte Rolle von CO₂ beim Atmen

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, die den Schwerpunkt auf Sauerstoff legt, betont Nestor die oft übersehene Bedeutung von Kohlendioxid (CO₂) für die Atmung.

Denn CO₂ ist entscheidend für die effektive Nutzung von Sauerstoff. Es ermöglicht die Freisetzung von Sauerstoff aus dem Hämoglobin in das Gewebe. Dies ist ein wesentlicher Schritt für die Gesundheit der Zellen. Besonders für Menschen, die übermäßig atmen, hat dies Bedeutung. Denn es führt zu einem Ungleichgewicht mit zu viel Sauerstoff und zu wenig CO₂.

Moderne Lebensstile tragen zu einem Trend des Überatmens bei, der das Gleichgewicht von Sauerstoff und CO₂ im Körper stört. Nestor bringt dies mit Gesundheitsproblemen wie Bluthochdruck in Verbindung. Er plädiert für eine effizientere Atmung, bei der das Gleichgewicht der Gase im Vordergrund steht. Für die meisten von uns bedeutet das, weniger zu atmen.

„So wie wir zu einer Kultur des Überessens geworden sind, sind wir auch zu einer Kultur des Überatmens geworden“, schreibt er und schlägt vor, dass der Schlüssel zur Erhöhung der Kohlendioxidwerte im Körper kontraintuitiv ist – es geht darum, weniger zu atmen.

Dieser Ansatz erfordert Übung, ähnlich wie die Disziplin, die nötig ist, um übermäßiges Essen oder Trinken zu reduzieren. Laut Herrn Nestor liegt das Geheimnis des optimalen Atmens darin, unseren Atem zu verlangsamen und dessen Volumen zu verringern.

Das Zwerchfell, ein kuppelförmiger Muskel direkt unter den Lungen und dem Herzen, spielt eine zentrale Rolle beim Atmen. Beim Einatmen zieht sich das Zwerchfell zusammen und flacht ab, wodurch ein Unterdruck entsteht, der die Lungen ausdehnt und mit Luft füllt. Dieser Prozess ist essenziell für den effizienten Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid im Körper.

Das Zwerchfellatmen, auch Bauchatmung genannt, umfasst tiefe, bewusste Atemzüge unter Verwendung des Zwerchfells anstatt flacher Brustatmung. Durch den Fokus auf tiefe Baucheinatmungen verbessert das Zwerchfellatmen die Atmungseffizienz und wird mit verschiedenen positiven gesundheitlichen Effekten in Verbindung gebracht.

Optimales Atmen und seine spirituellen Verbindungen

Obwohl es viele Atemtechniken gibt, empfiehlt Nestor eine Methode, bei der das Einatmen 5 1/2 Sekunden und das Ausatmen auch 5 1/2 Sekunden dauert, was zu einer Atemfrequenz von etwa 5 1/2 Atemzügen pro Minute führt. Diese Methode ist auf die natürlichen Rhythmen des Körpers abgestimmt und gilt als vorteilhaft für die Gesundheit.

Nestors Forschung berührt auch traditionelle Gebetspraktiken in verschiedenen Kulturen, die oft rhythmisches Atmen beinhalten. Er sagt: „Ein letztes Wort zum Atmen. Es hat einen anderen Namen: Gebet.“ Diese Beobachtung legt nahe, dass diese uralten Praktiken durch die Nutzung kontrollierter und rhythmischer Atemtechniken möglicherweise unbewusst optimale Atemmuster nachgeahmt haben und sowohl spirituelle als auch gesundheitliche Vorteile bieten.

Eine im „British Medical Journal“ veröffentlichte Studie unterstützt Nestors Erkenntnisse. Sie untersuchte die Auswirkungen des Rezitierens des Rosenkranzes und von Yoga-Mantren. Beide Praktiken beinhalten typischerweise eine Atemfrequenz von nahezu sechs Atemzügen pro Minute. Die Studie kam zu dem Schluss, dass „rhythmische Formeln, die ein Atmen mit sechs Atemzügen pro Minute umfassen, günstige psychologische und möglicherweise physiologische Effekte hervorrufen.“

Tipps für optimales Atmen

  • Durch die Nase atmen: Atmen Sie wann immer möglich durch die Nase. Nasenatmung filtert, wärmt und befeuchtet die Luft. Ihre Lunge wird es Ihnen danken.
  • Leises Atmen: Konzentrieren Sie sich auf leise, sanfte Atemzüge. Vermeiden Sie lautes oder schweres Atmen, das zu Überatmung führen kann.
  • Gleichmäßiger Rhythmus: Halten Sie einen gleichmäßigen Atemrhythmus ein, indem Sie etwa 5 1/2 Sekunden einatmen und 5 1/2 Sekunden ausatmen. Dies hilft, die Stressreaktion des Körpers zu regulieren und einen ruhigen, ausgeglichenen Zustand zu bewahren.
  • Zwerchfellatmung: Nutzen Sie Ihr Zwerchfell beim Atmen. Diese tiefere Atemtechnik ist effizienter und fördert die Entspannung.
  • Achtsames Atmen: Seien Sie sich Ihres Atems bewusst. Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Atemmuster und passen Sie diese an, um langsamer und entspannter zu atmen.
  • Atemübungen: Integrieren Sie Atemübungen in Ihren Tagesablauf. Praktiken wie „Box Breathing“ oder „4-7-8 Atmung“ können helfen, die Atmung zu kontrollieren und die Lungenfunktion zu verbessern.
  • Haltung beachten: Achten Sie auf Ihre Haltung. Aufrechtes Sitzen oder Stehen ermöglicht es Ihren Lungen, sich vollständig auszudehnen und erleichtert besseres Atmen.
  • Regelmäßige Übung: Machen Sie bewusstes Atmen zu einer regelmäßigen Praxis. Wie jede Fähigkeit erfordert die Verbesserung Ihrer Atemgewohnheiten konsequente Anstrengung und Achtsamkeit.

Diese Tipps können Ihre Atmungseffizienz und Ihre allgemeine Gesundheit verbessern. Denken Sie daran, dass die Art und Weise, wie wir atmen, einen tiefgreifenden Einfluss auf unser körperliches und geistiges Wohlbefinden hat.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Harness the Transformative Power of Optimal Breathing“. (deutsche Bearbeitung kr)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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