Respekt und Glaubwürdigkeit als Führungsmerkmal

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Foto: Jürgen Hanke
Von 9. September 2011

Werte sind wieder gefragt, die die ständige Unruhe und Unsicherheit vertreiben können und die der inneren und äußeren Panik standhalten.

Unsicherheit ist ein Faktor, der heute massiv unsere Gesellschaft prägt. Keiner kann sich zurzeit den gegensätzlichen Meldungen, die krasser nicht sein können, entziehen. Auch wir Journalisten stehen täglich vor einem Entscheidungszwiespalt angesichts widersprüchlicher Nachrichten. Was aus dem Geld wird, interessiert uns verständlicherweise alle; und ob es wieder einmal „kaputt“ geht, davon können die Älteren noch berichten. Und es treibt vielen den Angstschweiß auf die Stirn, als wären sie oder gar das Geld kurz vor dem Kollaps. Die einen wollen den Euro retten mit einem Rettungsschirm, die anderen bezeichnen genau das als „Wirtschaftskiller“ und plädieren, wissenschaftlich gestützt natürlich, für die freien Kräfte des Marktes. Spielen die Großen im Geschäft und in der Politik miteinander Poker, „Schwarzer Peter“ oder eher Eierlaufen?

Politiker der jeweils gleichen Partei erklären das Zusammenwachsen der europäischen Staaten mit gemeinsamer Regierung zum erwünschten Ziel, während die anderen Politiker aus den gleichen Reihen dies verteufeln und im besten Fall als schnell wieder abzuschaffendes notwendiges Übel betrachten.

Das alles ist verwirrend. Keiner weiß, was „die da oben“ wollen. Wissen es „die da oben“ denn? Kaum einer glaubt noch den Politikern im Wahlkreis, wenn die versichern, welche Meinung sie vertreten würden und sich dann doch der „Parteiräson“ anpassen, um nicht auf die „Abschussliste“ zu geraten. Schließlich will jeder wiedergewählt werden, denn Politik ist heute vorrangig ein Beruf – nicht mehr Berufung. Und da liegt der Hund begraben. Noch dazu ist es ein Beruf, für den es keine Ausbildung gibt – „Learning by doing“ auf Kosten des Volkes. Oder wie sonst lässt sich der Verschiebebahnhof der Amtsinhaber rechtfertigen?

Freund und Feind

In einem Gespräch bei „Beckmann“ Anfang September stellte der erzkonservative BUND-Mitbegründer, Freiherr und leidgeprüfter Vater, Enoch zu Guttenberg, beiläufig fest, dass den heutigen Politikern die Leidenschaft fehle. Früher habe man zuerst einen Beruf gehabt und dann noch die Welt retten wollen. Oder zumindest besser machen. Und genau dieses Ziel erkannte man auch beim politischen Gegner an, nur war sein Weg eben anders. Aber alle wollten gemeinsam dieses Ziel mit demokratischen Mitteln erreichen; das sorgte dafür, dass man sich gegenseitig respektierte und achtete, eben als würdige Gegner. In heißen Debatten und Redeschlachten bekämpften sich oft gerade jene, die am Abend als Freunde beim Wein gemeinsam in geselliger Runde den Tag ausklingen ließen. Sie waren politische Gegner, aber keine Feinde.  Sie wussten, woran sie miteinander waren und konnten einander vertrauen. Ganz nach dem alten Sprichwort: „Achte deine Feinde und fürchte jene, die dir schmeicheln.“ Umfragen zum Thema, welchem Politiker die Menschen heute vertrauen, zeigen ebenfalls das Desaster – kaum einer kann über die Parteigrenze hinaus das Vertrauen des Volkes erlangen …

Dass dies aber immer noch möglich ist, bewies Winfried Kretschmann, den die Schwaben zum ersten grünen Ministerpräsidenten machten in Deutschlands erfolgreichstem, bisher konservativen „Musterländle“. Menschen, die ihn kennen, sagen, dass er einer ist, der es gut mit den Menschen meint, der tut, was er sagt, der zuhören kann und der heute noch so geradlinig ist wie vor Zeiten als junger Mann. Einer, den man respektiert, den man achtet, dem man vertraut und den man deshalb unterstützt. Möge er standhaft bleiben …

Sehnsucht und Veranlagung

Menschen wollen einander vertrauen, sich gegenseitig respektieren, würdigen und schätzen. Dieser Gemeinsinn, der Wunsch nach Gemeinschaft, ist sogar genetisch verankert über die vielen Jahrtausende vom Jäger und Sammler hin bis zum heutigen Verhalten der Finanzjongleure an der Börse. Alle suchen Stabilität, etwas, worauf sie langfristig bauen können, was morgen noch Bedeutung und Wichtigkeit hat und seinen Wert behält. Und eben nicht nur den gesellschaftlich definierten materiellen Wert, sondern eine Beständigkeit, die in diesen „windigen“ Zeiten auch Einfluss auf die persönlich erlebten Gefühle hat. Werte sind gefragt, die die ständige Unruhe und Unsicherheit vertreiben können und die der inneren und äußeren Panik standhalten.

Paradigmen-Wechsel

Noch vor wenigen Jahrzehnten übernahm diese Aufgabe der persönliche Glaube an eine höhere Macht, die manche Gott nannten, manche Jehova, manche Allah, Buddha oder mit anderen über Jahrtausende überlieferten Namen. Für die Stabilität der Gesellschaft waren die Religionen zuständig mit ihren jeweiligen Organisationen, die auch politische Machtansprüche hatten und in vielen Ländern heute noch beanspruchen. Dennoch wusste jeder Einzelne, wo er in seiner Gesellschaft stand. Mit allen Vor- und Nachteilen. Heute übernimmt diese Aufgabe die Wissenschaft. Seit Jahrzehnten haben alle bereits in den Schulen die Doktrin gelernt, dass der Mensch vom Affen abstammt, und wenn auch nicht in direkter Linie, so sei er ihm genetisch doch zu 98 Prozent gleich – sagt die Wissenschaft. Und jene, die die Wissenschaft Kreationisten nennt, weil sie noch an die alte Doktrin glauben, dass ein Gott ein Volk erschuf, sind schon von vornherein mit Skepsis zu betrachten, da sie offensichtlich der heiligen Wissenschaft nicht glauben. So wird die Religion ganz nebenbei ersetzt durch das Geschenk der gesellschaftlichen Allgemeinbildung durch staatliche Einrichtungen.

Innere Entwurzelung

„Mein Vater war doch so ein hochintelligenter, gebildeter, begabter und angesehener Mann! Wie konnte er nur an so einen Quatsch wie ein göttliches Gesetz glauben? Was hat es ihm genützt?“ Welche Bitterkeit und Verzweiflung schwingen in solchen Worten jugendlichen Unverstands mit – die seelischen Schmerzen ganzer Generationen entwurzelter und der inneren Wahrheit beraubter Menschen. Wer in sich selbst nicht ruht und auch in keinem Glauben Frieden findet, ist prädestiniert für Ängste, Panikattacken, Unruhe und Verführbarkeit – solche Menschen suchen Zerstreuung, Ablenkung und äußeren Halt. Wo sollen die hin in diesen Zeiten mit einer Not, die sie nicht einmal benennen können? Welche Werte können diese vom Wissenschaftsglauben indoktrinierten Menschen überhaupt akzeptieren und leben? Eine wahre Hölle, die sie in sich haben und die ihnen Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft nimmt. Da ist die Religion weit weg! Kein Weg zurück.

Vorwärts und nicht verzweifeln

Allgemeine übergeordnete Werte könnten die Lösung sein für diese Gesellschaft, der die Hoffnung ausgeht. Werte, die für alle Menschen gelten, überall auf der Welt. Eine neue Moral, die nicht moralisierend ist, sondern gütig, liebevoll, wahrhaftig und voller Toleranz und Geduld. Die helfende Hand für andere, die die eigene Einsamkeit und Verlorenheit überwindet und Brücken baut. Persönlicher Mut zur Güte, die nicht verurteilt, sondern das Mensch-Sein wagt im Miteinander-Füreinander. Man muss nicht an einen Weltuntergang glauben, doch dass eine alte Welt untergeht, ist für viele spürbar. Ebenso, dass wir uns jetzt entscheiden müssen, in welcher Welt wir leben wollen. Die stürmischen Zeiten können die Menschen nur als Gemeinschaft überstehen. Nur mit der bewussten Entscheidung zu persönlicher Zuverlässigkeit und zum gegenseitigen Vertrauen können sie den Pfad in eine für sie unbekannte, aber bessere Zukunft gehen.

 

 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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