Prinzessin Diana: Ungeklärte Fragen nähren die Gerüchte

Auch ein abschließendes Gerichtsurteil zur Todesursache von "Lady Di" und Dodi al-Fayed lässt Fragen offen
Titelbild
Diana, Prinzessin von Wales. Ihr Fahrer Henri Paul und die sie verfolgenden Paparazzi wurden vom Obersten Britischen Gerichtshof an ihrem Tod und dem von Dodi al-Fayed wegen ihres rücksichtslosen Verhaltens für schuldig erklärt. (AP Photo/John Stillwell)

London. Die Britischen Geheimdienstchefs – und ihre Kollegen in Paris und Washington – waren verständlicherweise erleichtert, nachdem die Geschworenen in ihrem Gerichtsurteil über den Tod von Prinzessin Diana und Dodi al-Fayed feststellten, dass ihr Fahrer Henri Paul und die Paparazzi, die das Paar im August 1987 verfolgten, für den tödlichen Unfall in der Pariser Alma-Unterführung verantwortlich waren. Doch sie befürchten, dass der Untersuchungsrichter Lord Justice Baker großen Raum für blühende Verschwörungstheorien ließ.

Nur wenige Stunden nach der Verkündung des Urteils des „Unlawfull Killing“, was einem schweren Fall von Totschlag entspricht, zeigte das Ergebnis einer vom viel gesehenen BBC-Programm Newsnight durchgeführten Meinungsumfrage, dass ein Drittel der Briten immer noch glaubt, dass „dem Tod der beiden etwas Verdächtiges anhaftet“.

Zu Beginn der sechsmonatigen Untersuchung über die Todesursache hatte Lord Baker versprochen „jeden Stein umzudrehen“ um die Wahrheit und „nichts als die Wahrheit“ aufzudecken. Doch als die 250 Zeugen im Saal 73 des Obersten Königlichen Gerichtshofs in London vor ihm standen, um unterschiedlich lange Aussagen zu machen, gab es welche, die aussagen wollten aber nicht vorgeladen wurden – sowie solche, die sich weigerten zu erscheinen. Oder – und das scheint bedeutender zu sein – davon abgehalten wurden zu erscheinen. Den Gründen hierfür ist Richter Lord Baker aber nie nachgegangen.

Eines der ungelösten Rätsel bleiben die 1.050 Überwachungsbänder, die die Nationale Amerikanische Sicherheitsbehörde NSA, die mächtigste Satelliten-Überwachungsbehörde der Welt, in einem klimatisierten Tresorraum unter ihrem Hauptquartier, Fort George Meade, in der ländlichen Gegend von Virginia weiterhin unter Verschluss hält. Auch wenn die NSA wiederstrebend zugegeben hat, dass die Tonbänder in den letzten Wochen von Dianas und Dodis Leben an Bord der Jonikal, der Jacht von al-Fayed, und „anderswo“ aufgenommen wurden, hat sie sich aus Gründen der „nationalen Sicherheit“ strikt geweigert sie herauszugeben.

Richter Lord Baker fragte während der 88 Tage dauernden Untersuchung nicht einmal danach, inwiefern die „nationale Sicherheit“ davon betroffen sei. Weder ließ er den amerikanischen Botschafter in London kommen um ihm Fragen über Washington zu stellen, noch beauftragte er den MI6-Chef John Scarlett, der enge Verbindungen zur NSA hat, etwas herauszufinden. So nähren diese Tonbänder nun weiter die Verschwörungstheorien.

Wollte jeden Stein umdrehen - Untersuchungsrichter Lord Justice Scott Baker. (AP Photo/Cathal McNaughton)Wollte jeden Stein umdrehen – Untersuchungsrichter Lord Justice Scott Baker. (AP Photo/Cathal McNaughton)

Und dann gibt es auch noch das Thema Mossad. Einige Tage nach dem Tod des Paares erklärte Ari Ben-Menashe, ein früherer Berater für öffentliche Sicherheit der israelischen Regierung unter Premierminister Yitzhak Shamir, öffentlich: „Der Mossad war in der Nacht, in der das Paar starb, in Paris um den Fahrer Henri Paul zu ihrem Informanten im Hotel Ritz zu machen. Der Mossad glaubte, daß das Hotel von Waffenhändlern und arabischen Waffenschmugglern genutzt wurde, um mit Waffen für den Kampf gegen Israel zu handeln.

Die Mossad-Akten, die ich gesehen hatte, belegen, dass Henri Paul beträchtliche Geldsummen angeboten wurden um für Israel zu arbeiten. Er weigerte sich aber, weil er eine antisemitische Einstellung hatte, worauf der Mossad anfing, ihn unter Druck zu setzen. In der Nacht ihrer Todesfahrt übte der Mossad so großen Druck auf Henri aus, dass er offensichtlich in Panik versetzt wurde und daher auch jene vier Drinks nahm, bevor er mit dem Auto losfuhr.“

Ben-Menashe ist eine schillernde Persönlichkeit, die jetzt in Montreal lebt; er fand keine Gelegenheit seine Aussagen von Lord Justice Baker überprüfen zu lassen – obwohl er sagte, dass er bereit sei zu erscheinen. Er wurde aber nie darum gebeten und weiß bis heute nicht warum.Ben-Menashe verließ den Mossad um seine eigene Behörde aufzubauen und wurde ein „Berater“ von Präsident Robert Mugabe.Aber Lord Justice Baker machte keine Anstalten das Außenministerium darum zu bitten, die Möglichkeit zu untersuchen, ob ein Mossad-Agent vor der Untersuchung erscheinen könne, um zu bezeugen, ob Ben-Menashe die Wahrheit sagte – oder nicht.

Ein weiteres Rätsel spinnt sich um die drei Stunden, die Henri Paul an dem Abend vor dem tödlichen Unfall verbrachte. Er verließ das Ritz etwa gegen 19 Uhr und wurde erst um 22 Uhr gesehen, als er in das Hotel zurückkehrte. War er fortgegangen um einen seiner Auftraggeber des französischen Geheimdienstes zu treffen, um sein monatliches Gehalt abzuholen, das er für das Ausspionieren der Hotelgäste bekam? Lord Justice Baker suchte nicht nach der Antwort. Hätte sie Lohnenswertes ergeben? Wir werden es nie erfahren.

Doch wir können sicher sein, dass weder Prinz William noch Prinz Harry ein Ende der Spekulationen erleben dürfen, auch wenn sie es sich noch so sehr wünschen. Zunächst bleibt die interessante Frage, warum Lord Justice Baker ein 9:2 Mehrheitsurteil akzeptierte, nachdem er der Jury in seiner Zusammenfassung drei Tage lang deutlich gemacht hatte, dass er ein einstimmiges Urteil wünschte. Was hat seine Einstellung geändert? Wir werden es nie erfahren. Ebenso wird die Frage bleiben, warum sich die beiden in ihrer Meinung abweichenden Geschworenen weigerten, sich den anderen anzuschließen und ihr Urteil zurückzuziehen, nachdem die Entscheidung ja schon gefällt worden war.

Lord Justice Baker dankte der Jury und sagte, es gebe „nicht den geringsten Anlass“ all die Verschwörungstheorien aufrecht zu erhalten, die einige der Zeugen vorgebracht hatten. Aber nur wenn er weitere Fragen gestellt und weitere Zeugen aufgerufen hätte, könnten wir jetzt sicher sein, dass die 3 Millionen Wörter der Zeugenaussagen und die beträchtlichen Kosten der Untersuchung von 10 Millionen Pfund einem wirklichen Zweck gedient hätten.

In den kommenden Jahren wird als bizarres Schauspiel in Erinnerung bleiben, wie die MI6-Agenten vor dem Obersten Gerichtshof gefragt wurden, ob ihnen vom Duke of Edingburgh befohlen worden sei seine frühere Schwiegertochter zu ermorden. Dass solche Fragen weiterhin gestellt werden, ist die Tragik einer nicht zufriedenstellenden Untersuchung.

© G-2 Bulletin, Washington D.C./USA and Gordon Thomas

Gordon Thomas ist ein international anerkannter Geheimdienstspezialist und Autor des Buches „Secrets & Lies: A History of CIA Mind Control and Germ Warfare“ (Octavo Editions, USA). Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge im Internet im G2 Bulletin.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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