„Nach Hormontherapie und zwei Brustamputationen entschied ich mich zur Detransition“: Laura Becker

Die Auseinandersetzung mit Rollenstereotypen führt bis dahin, eine Lösung der empfundenen Probleme durch operative Veränderungen des biologischen Geschlechts zu suchen. Laura Becker ist diesen Weg gegangen inklusive dessen Umkehr. Lesen Sie im Interview, welche Schlüsse sie daraus zieht und wieso sie die Praktik der Geschlechtsumwandlungen mit Transhumanismus in Verbindung bringt.
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Laura Becker: „Meine […] Botschaft an alle, vor allem an junge Menschen, die überfordert sind, lautet: Es ist okay, ein Mensch, ein verletzliches Geschöpf zu sein, zu existieren und fehlerhaft zu sein.“Foto: Epoch Times
Von 21. Mai 2024

Heute ist Laura Becker wieder ein lebensbejahender Mensch. Doch in ihrer Pubertät kämpfte sie mit Selbstmordgedanken. Anstatt von Erwachsenen aufgefangen zu werden, wurde sie dazu gebracht sich Hormontherapien und Operationen zu unterziehen.

Zu Gast bei American Thought Leaders erzählt sie Jan Jekielek im Rückblick ihre Erfahrungen mit der Geschlechtsumwandlung und der Rückkehr daraus. Hier eine Zusammenfassung des Interviews.

Jan Jekielek: Sie haben eine erstaunliche Geschichte, sehr herzzerreißend, aber auch großartig. Lassen Sie uns von Anfang an beginnen.

Laura Becker: Als Kind war ich exzentrisch, burschikos, sehr künstlerisch und sensibel. Der erste Teil meiner Kindheit war klasse, meine Eltern waren super. Ich interessierte mich für Bildung, Musik, Natur und Tiere. Ab der Pubertät, die für mich sehr früh mit etwa neun begann, wurde alles verrückter.

Ich war entwicklungsmäßig noch nicht bereit dafür und so bekam ich soziale und emotionale Probleme. Mit elf eskalierten diese Probleme. Ich wurde zum Psychologen geschickt, der mir eine Autismus-Spektrum-Störung diagnostizierte. Ich lehnte diese Diagnose ab, weil ich nicht das Gefühl haben wollte, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich hatte eher das Gefühl, dass mit meinen Mitschülern etwas nicht stimmte, dass ich nicht zu ihnen passte. Nett gesagt, waren sie mir einfach zu oberflächlich.

Zeitgleich wurde bei mir das Polyzystische Ovar-Syndrom diagnostiziert, was emotionale und körperliche Probleme verursachte. Es wird mit Depressionen, Angstzuständen, Unfruchtbarkeit, Gewichtszunahme und Akne in Verbindung gebracht. Ich hatte mit vielen dieser Probleme zu kämpfen.

Meine sozialen Fähigkeiten damals waren schlecht. Ich fühlte mich entfremdet und hatte das Gefühl, dass es keinen Platz für mich gab, daher habe ich mich isoliert. Etwa zur gleichen Zeit begannen meinen Eltern mich emotional und verbal zu misshandeln.

Das eskalierte immer weiter und wurde zu einem chronischen Problem. All diese Dinge geschahen zur gleichen Zeit in dieser sehr zerbrechlichen Phase meiner Entwicklung, sodass mein Selbstwertgefühl ziemlich zerstört war.

Ich entwickelte ein sehr negatives Selbstbild und auch eine negative Sicht auf die Welt, wurde extrem negativ, depressiv und nihilistisch. Ich hatte massive soziale Ängste und bekam verschiedene Medikamente, Antidepressiva und Verhütungsmittel, aber nichts schien wirklich zu helfen.

In welchem Alter waren Sie? 

Die ersten Selbstmordgedanken kamen mit 14, ich wollte mich selbst verletzen und fühlte mich insgesamt hoffnungslos. In der Highschool hatte ich einen Entwicklungsrückstand, weil ich kaum soziale Kontakte hatte und emotional unreif war. Dann entdeckte ich Tumblr, eine großartige und kreative Website. All die schrägen Leute waren dort.

Man konnte sich mit seinen einzigartigen besonderen Interessen beschäftigen. Dann stieß ich auf die Queer-Theorie, die damals anders hieß. Als ich 14 war, sagte man „soziale Gerechtigkeit“. Die Theorie wurde als Feminismus, Antirassismus und pro-LGBT bezeichnet.

Ich bin sofort darauf angesprungen, weil ich mich sehr für diese abstrakten Ansichten über Identitäten, Etiketten und Persönlichkeitstheorien interessierte. Damals freundete ich mich mit der Idee an, queer zu sein, denn in meinem Verhalten und meiner Kleidung war ich schon immer unangepasst.

Ich hatte das Gefühl, dass ich keine weibliche Persönlichkeit hatte. Ich hatte immer ein sehr negatives Verhältnis zu meinem Körper. Mit 15 outete ich mich zunächst als genderqueer und das entwickelte sich dann weiter zu der Trans-Idee. Ich habe mich nie mit den normalen, heterosexuellen Jungs identifiziert, aber auch nicht mit Mädchen.

Es kann durchaus Vorteile haben, mit dem Geschlecht zu spielen. Es ist kreativ, wie ausgefallene Kleidung zu tragen und mit Frisuren zu experimentieren, ganz normale Teenager-Dinge halt.

Aber da nichts von meinem Trauma aufgearbeitet war, hatte ich immer noch Selbstmordgedanken. Ich fing an, mich mit Marihuana, Alkohol und Tabletten selbst zu behandeln. Hinzu kamen verschreibungspflichtige Medikamente, die nicht wirklich halfen, aber mich etwas betäubten.

Wie ging es weiter?

Die Probleme mit meinem Körper, meiner Selbstakzeptanz und meiner Sexualität wurden immer schlimmer. Ich war extrem verwirrt, weil ich mich immer sehr zu Männern hingezogen fühlte. Ich hatte Probleme mit romantischen Dingen. Ich war verwirrt und kleidete mich wie eine Butch-Lesbe.

Dabei war ich komplett heterosexuell, sodass ich mich in Bezug auf Sexualität und Romantik noch wertloser fühlte. Ich dachte, Heteromänner würden sich nicht zu mir hingezogen fühlen, und da lag ich nicht falsch. Damals war das auch so. Also begann ich in der Highschool, mich mit schwulen Männern anzufreunden, den androgynen und kreativen Theater-Typen. Sie fühlten sich wie meine Clique an.

Im Internet und in der Schule wurde mir beigebracht, dass es legitim ist zu denken, dass ich vielleicht ein schwuler Mann sein sollte oder vielleicht trans bin. Ich begann, über meine Transidentität, meinen Körper und meine Genitalien nachzudenken. Gleichzeitig hatte ich unerwiderte Begierden und seltsame Beziehungen zu meinen Freunden, die bezüglich ihrer Sexualität verwirrt waren.

Sie benutzten mich emotional und körperlich, um festzustellen, dass sie schwul waren. Das war furchtbar für mich. Aufgrund der Ablehnung und des Missbrauchs durch meine Eltern sah ich das komplett als meine Schuld. Es fiel mir schwer zu akzeptieren, dass es das nicht war – ich bin einfach eine Frau, und sie sind schwul. Was ich damals nicht wusste, ist, dass ich eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung hatte, mein Gehirn war darauf eingestellt, auf Missbrauch zu reagieren.

Wie kamen Sie dazu über eine Transgender-Operation nachzudenken?

Ich hatte damals wirklich viel Angst, mit meinen Gedanken allein zu sein. Aber in der Nähe anderer fühlte ich mich immer noch zurückgewiesen, als ob mich meine besten Freunde ausnutzen würden. Wenn es meine Schuld ist und auf dem Geschlecht beruht und ich damit Probleme habe, dann leide ich unter Geschlechtsdysphorie. Das würde bedeuten, dass ich trans bin. Das ist nicht gut. Die Gesellschaft hasst Trans-Menschen. Die konservative, christliche Rechte will sie ausrotten. Dating und Liebesbeziehungen sind ebenfalls problematisch. Ich wollte nicht trans sein und stand der Sache enorm skeptisch gegenüber, war sehr nihilistisch und habe an nichts geglaubt.

Aber mir wurde die Idee nahegelegt, dass Trans-Sein im Grunde die einzige Option für mich sei. Mit 18 outete mich als schwuler Transgender-Mann und wollte die Pronomen “they” verwenden. Mit 19 hatte ich eine Sexologie-Professorin an der Uni, eine weibliche Trans-Person. Ich berichtete ihr von meinem Leid und sie sagte, dass ich in Chicago kostenlos oder günstig Testosteron bekommen könnte.

So ging ich zu einem einstündigen Termin in diese LGBT-Klinik. Dort habe ich meinen ganzen Schmerz in einem Trauma entladen und alles erzählt. Man sagte mir: „Das klingt so, als ob Sie wirklich Hilfe brauchen. Sie müssen dringend diese Hormone nehmen.“

Sie gaben mir am selben Tag ein Rezept und schickten mich weg.

Es scheint mir eine komplizierte Beziehung mit dem Thema Verantwortung zu sein, es gibt all diese verschiedenen Akteure: Eltern, Psychiater und Chirurgen. Wie gehen Sie damit um?

Wenn man traumatisiert ist, vor allem als Kind, wie viel Schuld trägt man dann für seine Entscheidungen und sein Verhalten? Die Eltern machen das Kind für all die negativen Dinge in ihrem Leben verantwortlich. Aber das Kind ist nicht verantwortlich. Für die Entscheidungen in meinem Leben übernehme ich die Verantwortung, für all meine negativen Bewältigungsmechanismen.

Aber das heißt nicht, dass ich komplett versagt habe. Ich wollte einfach überleben. Ich tat das auf eine Weise, die mich und andere verletzte. Die Umwandlung, den Drogenkonsum und die schlechten Beziehungen bedauere ich. Aber ich tat mein Bestes, um zu überleben, und das macht das Menschsein aus.

Diejenigen, die Detransitions-Whistleblower wie mich zurückweisen, sagen immer: „Warum übernehmt ihr nicht Verantwortung für eure Entscheidungen? Es ist eure Schuld. Ihr wart einfach dumm und egoistisch und habt die Ärzte manipuliert.“

Sie setzen die Trans-Bewegung mit der transhumanistischen Bewegung gleich, worüber Jennifer Bilek ausführlich gesprochen hat. Sie glauben, dass es sich dabei um eine nihilistische Weltanschauung handelt. Verstehe ich das richtig?

Ja, ich stimme Jennifer Bilek, genau wie James Lindsays Analyse zu, dass es einen großangelegten, systemischen Transhumanismus gibt. Die medizinischen, technologischen und wissenschaftlichen Institutionen beeinflussen die Menschen und unterziehen sie einer Gehirnwäsche, damit sie nihilistisch werden und sich für menschenfeindliche Interessen einsetzen.

Vielleicht gibt es dafür unterschiedliche Motive, sei es Macht, Kontrolle, Geld oder Sex. Aber ich glaube wirklich, dass wir gerade eine existenzielle Krise durchmachen. Ein Großteil dieser Ideologie stammt aus der Queer-Theorie, die aus der postmodernen Theorie stammt, die wiederum aus der marxistischen Ideologie stammt.

Ein paar wenige elitäre, reiche, mächtige Individuen versuchen, alle Ressourcen und Macht zu besitzen und die Massen davon zu überzeugen, dass es das Beste für sie ist, nichts zu besitzen und damit glücklich zu sein. Das ist die Gefahr, gegen die wir jetzt kämpfen müssen. Doch wir haben so viel Überfluss, dass es schwierig sein kann, das zu erkennen.

Trotz dieser harten Realität und trotz Ihres eigenen extrem schwierigen Weges haben Sie eine sehr positive Einstellung, was sehr inspirierend ist. Haben Sie noch einen abschließenden Gedanken?

Für mich geht es um Selbstentdeckung, stetiges Lernen und Sinnstiftung. Wie Jordan Peterson sagt, geht es darum, das Abenteuer des Lebens anzunehmen. Meine abschließende Botschaft an alle, vor allem an junge Menschen, die überfordert sind, lautet: Es ist okay, ein Mensch, ein verletzliches Geschöpf zu sein, zu existieren und Fehler zu haben.

Es ist okay, sonderbar, seltsam und ausgefallen zu sein. Wenn wir uns darin üben, uns selbst und anderen gegenüber verletzlich und radikal ehrlich zu sein, spiegeln wir uns gegenseitig und erkennen, dass wir alle dieselbe Überforderung, dieselbe Verwirrung und dieselbe Angst davor haben, einfach wir selbst zu sein.

Wenn wir uns darauf einigen können, dass es seltsam ist, zu existieren und ein Mensch zu sein, dann sind wir viele unserer Probleme los. Dann können wir uns auf die wahre Suche nach dem Guten begeben, Gutes schaffen und mit anderen teilen.

Laura Becker, vielen Dank für das Gespräch!

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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