Müllschätze & Stimmen für Bildung

Der Hamburger Verein Nutzmüll e.V. sammelt Schulgeld und Material für Gambia
Titelbild
Wer zur Schule gehen kann hat Glück. Der Nutzmüll e.V. hilft diesem Glück seit 15 Jahren nach. (Nutzmüll e.V.)
Von 28. November 2007

Gambia. Der kleine Staat in Westafrika ist mit seiner Fläche von 11.000 Quadratkilometern nur 15 Mal so groß wie Hamburg. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 46 Jahre. Mit einem durchschnittlichem Jahreseinkommen von 290 Euro pro Kopf ist Gambia eines der ärmsten Länder Afrikas.

In diesem 5000 Kilometer von Hamburg entfernten Land sitzen 12 junge Frauen an fußbetriebenen Nähmaschinen im „Skill center“ von Binta Sidibe, einer engagierten gambischen Soziologin. Bei Binta lernen sie Schneidern, Rechnen und Schreiben, während ihre Kinder im angeschlossenen Kinderhort betreut werden. Später werden sie in diesem Beruf Geld verdienen und so auf eigenen Füßen stehen können. Die Nähmaschinen standen einst auf Hamburger Dachböden oder Kellern und später an Hamburgs Straßenrändern, wo sie vom Sperrmüll abgeholt wurden. Nutzmüll e.V. und seine Partner in Gambia zeigen seit 1993 mit einer deutsch/afrikanischen Sperrmüll-Connection, wie sich aufgearbeiteter Hamburger Wohlstandsmüll in Gold verwandelt.

Über 500 meist fußbetriebene Nähmaschinen, 615 Schreibmaschinen, 495 Fahrräder sowie diverse Werkzeuge, Rollstühle, Gehstützen, Krankenhausbetten und Schulsachen sind inzwischen in Hamburg gesammelt, repariert und in zehn Containern nach Gambia verschifft worden. Mit rund 3.200 Euro pro Container bezuschusst und somit überhaupt erst ermöglicht wurden die Transporte von der Hamburger Senatskanzlei und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). Die „Schätze aus der Mülltonne“ werden unter anderem von der Roman Catholic Mission in Banjul entgegengenommen und verteilt. Zum Beispiel Fahrräder: Einst rollten sie auf Hamburger Radwegen, heute auf staubigen Schotterpisten. Fünfzehn Kilometer bei 35 Grad im Schatten ist ein normaler Schulweg eines Kindes in Gambia. Die Fahrräder „verkürzen“ den sonst stundenlangen Marsch zur Schule und ermöglichen vielen SchülerInnen überhaupt erst einen regelmäßigen Schulbesuch.

Stundenlang zu Fuß gehen zu müssen ist jedoch das kleinere Bildungshindernis. In Gambia gibt es keine allgemeine Schulpflicht. Der Besuch öffentlicher oder privater Schulen kostet Geld – können die Eltern nicht zahlen, wird das Kind abgeschult, rigoros. Schulgeldpflicht und Abschulungen aus Mangel an Geld sind in Gambia eine Mitursache für die hohe Analphabetenquote von 75 Prozent bei den Mädchen und 50 Prozent bei den Jungen.

Keine Bildung bedeutet keine Zukunft. Seit 15 Jahren sammelt der Umweltverein und Beschäftigungsträger Nutzmüll e.V. darum Schulgeld für Gambia. Zum Beispiel am 2. Dezember wieder mit einem Nikolausbasar in der bahrena, dem Bürger- und Veranstaltungszentrum in Bahrenfeld, das der Verein seit drei Jahren betreibt. Die bahrena brachte die Leute vom Verein nun auf eine weitere Idee: Wie viele gute Musiker mit ihren Liedern hier schon Bahrenfelds und andere Hamburger Abendschwärmer erfreut haben. Was liegt da näher, als die Künstler zu fragen, ob sie ihre Stimme für Bildung (ab)-geben mögen? Einige der Statements: „Wir singen gern. Für einen guten Zweck singen wir noch gerner“ (Poppschutz). „Wir helfen gern dabei, den Teufelskreislauf keine Bildung – keine Zukunft‘ zu durchbrechen“ (Rangin). „Bildung ist eine Leiter, auf die wir steigen können, um den Sternen, nach denen wir greifen möchten, näher zu kommen. Wir freuen uns, dass wir mit dem, was uns am liebsten ist, dieses Projekt unterstützen dürfen“ (Fjarill). Und so weiter und so fort sind 21 Lieder zusammen gekommen.

Und nun liegt sie vor, die erste bahrena Benefiz-CD, bunt wie das Nachleben in Hamburg: Folk meets Pop meets Musik-Comedy. Deutsche, englische, schwedische und norwegische Texte treffen auf Instrumentals und A-capella Gesang. Neben den genannten Künstlern sind Regy Clasen, Rainer Bielfeldt, Christina Lux, Roya, Kelpie, Hafennacht eV, Michy Reincke, DuFreitag!, Anna Depenbusch, reimer I setzer, FourOneSound, Himmel + Ernst, der Fall Böse, Wiebke Wimmer, Lotta & Geli, Voicebusters, Nagelritz und Feen in Absinth mit bereits veröffentlichten Titeln oder exklusiv für diese CD eingespielten Songs zu hören.

Die CD kann man für 15 Euro (plus 2,50 Euro Versandgebühr) bei Nutzmüll e. V. telefonisch unter 040-890 663-11 bestellen oder in der Mendelssohnstraße 13 direkt beziehen. Zehn Euro davon gehen in den Schulgeldtopf. Christian Budde (47), der Initiator des Projekts, sagt: „Drei von vier Mädchen können weder lesen noch schreiben. Mit dem Kauf einer CD kann jeder eine Tür zur Zukunft öffnen.“

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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