Mehr Totalitarismus wagen: Psychotherapeuten-Journal fordert „Interventionen“ gegen Klima-Skeptiker
Nach Jahrzehnten, in denen deutsche Psychotherapeuten eher im öffentlichen Ruf standen, im Zweifel die Zwänge der „repressiv-patriarchalischen“, „kapitalistischen“ und/oder „faschistischen“ Gesellschaft hinter sozial auffälligem Verhalten Einzelner zu suchen und dieser beispielsweise das Restrisiko bezüglich „zweiter Chancen“ potenziell gefährlicher Straftäter aufzubürden, scheint sich nun eine Trendwende anzudeuten, wie „apollo-news.net“ schreibt.
Im „Psychotherapeutenjournal“ der Bayerischen Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten, deren Pflichtmitglied jeder dort tätige Psychotherapeut ist, macht sich ein Autor namens Fabian Chmielewski Gedanken über eine niedrigere Eingriffsschwelle für psychotherapeutische Maßnahmen gegen Personen, die zwar keine Gesetze verletzen, die er aber dennoch als gefährlich betrachtet. Es geht ihm konkret um Ursachenforschung, aber auch mögliche „konkrete psychotherapeutische Interventionen“ und die aktive Beteiligung der Psychotherapeuten an Gesundheitskampagnen gegen eine weit verbreitete „existenzielle Neurose“.
Zweifeln als Krankheit
Gemeint ist damit aber nicht die Art und Weise, wie sich Teile der Bevölkerung in die medial und politisch unterfütterte Angst vor einer angeblichen „Klimakatastrophe“ hineinsteigern, sondern der Umstand, dass es immer noch Menschen gibt, die genau dies mit Bedacht nicht tun. Das Problem sind demnach nicht junge Menschen, die aus Panik vor dem „Hitzetod“ ihre Schulbildung vernachlässigen, keine Kinder bekommen möchten oder auf öffentlichen Plätzen Regentänze aufführen und im Chor besingen, sie wollten „kein CO2 mehr“ – und auch nicht Erwachsene, die dabei noch mitmachen und sie bestärken.
Das Problem sind vielmehr Menschen, die statt „Panik zu haben“, wie Greta Thunberg es von ihnen verlangt, lieber einen kühlen Kopf bewahren wollen, oder die antitotalitäre Schullektüre wie „Die Welle“ als Mahnung und nicht als Anleitung betrachten.
„Ein breiter Konsens seriöser Forschung warnt vor dem Szenario einer bald nicht mehr abzuwendenden Spirale des menschengemachten Klimawandels“, ist Chmielewski sich sicher. Trotzdem schienen sowohl große Teile der Bevölkerung als auch der Entscheidungsträger sich „nicht für die drohende Zerstörung der Welt, wie wir sie kennen, angemessen zu interessieren“.
Psychologen als willige Vollstrecker der Politik bei der Verhinderung behaupteter Apokalypsen – was könnte in einem Land mit so tief wurzelnden freiheitlichen und antitotalitären Traditionen wie Deutschland da schon schiefgehen?
Über die Geschichte „existenzieller Bedrohungen“ in Deutschland
Immerhin wäre es in Deutschland nicht das erste Mal, dass sich ein „breiter Konsens seriöser Forschung“ oder zumindest dessen, was sich dafür hielt, über vermeintliche „existenzielle Bedrohungen“ einig wäre, die von einem erheblichen Teil der Bevölkerung nicht als solche empfunden werden. Die Wissenschaft ließ sich davon nicht beirren und wirkte demnach im engen Schulterschluss mit der Politik nicht nur an „Aufklärungskampagnen“, sondern auch an „Interventionen“ und der proaktiven Umsetzung von Gegenmaßnahmen mit.
So forschten Koryphäen wie der Begründer der modernen empirisch orientierten Psychopathologie, Emil Kraepelin, seit Beginn des 20. Jahrhunderts auch intensiv an Fragen zur „Degenerationslehre“, beispielsweise in seinem über Jahrzehnte hinweg in der Fachwelt hoch angesehenen Standardwerk „Zur Entartungsfrage“. Die Degenerationsforschung war in der deutschen Wissenschaftswelt der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Querschnittsmaterie, die sich Impulse auch aus den Forschungsergebnissen anderer Disziplinen holte, beispielsweise der „Rassenhygiene“.
Einrichtungen wie das „Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik“, das auf Grund widriger Umstände 1945 seine Pforten schließen musste, standen dabei auch im intensiven Austausch mit der Forschungselite der deutschen Psychologie. Arbeiten zu Fragen wie dem Zusammenhang zwischen morphologischen Merkmalen eines Menschen wie Schädelmaßen und dessen Charakter oder Neigung zu Neurosen, sonstigen geistigen Krankheiten oder zur Kriminalität nahmen dabei breiten Raum ein.
Auf Basis der dort erlangten „Erkenntnisse“ angefertigte Gutachten über „Rheinlandbastarde“, „Fremdvölkische“ oder „Erbkranke“ bestimmten über das weitere Schicksal von Betroffenen oder flossen in Konzepte des „Generalplans Ost“ oder in Planungen für ein beabsichtigtes Kolonialreich im Norden Afrikas ein. Neben kriegswirtschaftlichen Erwägungen waren auch solche der „wissenschaftlichen“ Forschung zur Eugenik Grundlage für die Ermordung von etwa 300 000 Menschen im Dritten Reich während des Zweiten Weltkrieges.
Psychologie in der DDR als Grundlage für Zwangseinweisung und „Zersetzung“
Die Alliierten, die 1945 die nationalsozialistische Diktatur in Deutschland beendeten, sprachen von „Staatsverbrechen“, an denen sich auch wissenschaftliche Einrichtungen und Forscher beteiligt hätten. In Deutschland hingegen wurden nach 1945 einige der daran beteiligten Wissenschaftler und deren Forschungen weiterhin für „seriös“ genug gehalten, um ihnen weiterhin Forschungsaufträge zu geben oder deren Pionieren – wie noch 2006 in der Stadt Neustrelitz Emil Kraepelin – Gedenktafeln zu widmen.
In der DDR gab es zwar keine physischen Massenvernichtungen mehr von Menschen, die als psychisch krank eingestuft wurden. Dennoch hatte die Bereitschaft der Psychologie in Forschung und Praxis, proaktiv an der Erreichung der als zentral definierten Staatsziele mitzuwirken, Konsequenzen, die den grundlegenden Werten eines freiheitlich-demokratisch verfassten Gemeinwesens in fundamentaler Weise zuwiderlaufen.
Die Diagnose psychischer Erkrankungen für Menschen, die aus welchen Gründen auch immer nicht willens oder in der Lage waren, das „wissenschaftliche Weltbild des Marxismus-Leninismus“ in ausreichendem Maße zu verinnerlichen, wurde zur Grundlage für Zwangsadoptionen und Zwangseinweisungen in psychiatrische Kliniken.
Dazu kam die Forschung im Bereich der „Operativen Psychologie“ an der Juristischen Hochschule (JHS) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Diese sollte es der Stasi ermöglichen, Maßnahmen der „Zersetzung“ gegen die Opposition mithilfe entsprechender Erkenntnisse als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen „Diversanten“ umzusetzen.
Befürworter umfassender und notfalls persönliche und wirtschaftliche Freiheiten einschränkender politischer Maßnahmen zum Zwecke der Bekämpfung der „Klimakrise“ argumentieren, diese sei „wissenschaftlich nachgewiesen“ – im Gegensatz zu den politisch-ideologischen Fisimatenten früherer totalitärer Diktaturen.
Politisierte „Wissenschaft“ hat ihre Unschuld verloren
Gegen die Stichhaltigkeit dieser These spricht, dass auch die Vorstellung, die „Degeneration“ des „Volkskörpers“ durch fehlende „Rassenhygiene“ würde eine existenzielle Bedrohung der Zukunft des Landes darstellen, in der Weimarer Republik einen breiten Konsens in der Politik hinter sich wusste – und die entsprechende Forschung als „seriös“ galt.
Ähnliches gilt für die DDR, wo der „Wissenschaftliche Kommunismus“ als Bestandteil des Marxismus-Leninismus als seriöser und empirisch nachgewiesener Erklärungsansatz für Phänomene galt, die Forschungsgegenstand der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften waren. Entsprechend war der „Marxismus-Leninismus“ auch ein Pflichtfach, in dem jeder Student in der DDR eine Prüfung ablegen musste.
Wer die Seriosität oder Relevanz dieser Disziplinen in Zweifel zog, geriet schnell in den Verdacht, wahlweise „Volksfeind“ zu sein, im Dienst der „jüdischen Weltverschwörung“ zu stehen oder als „Agent des Monopolkapitals“ zu fungieren, das nur darauf warte, die Hölle der Ausbeutung und des Faschismus über die „demokratischen Inseln“ in Form der sozialistischen Staaten zu bringen.
In seinem Beitrag mit dem Titel „Die Verleugnung der Apokalypse – der Umgang mit der Klimakrise aus der Perspektive der existenziellen Psychotherapie“ sieht Autor Chmielewski ebenfalls „auf der Seite mancher Entscheidungsträger finanzielle Interessen“ hinter der abwartenden Position zum umfassenden „Klimaschutz“. Aber auch wenn im Unterschied zu den altruistischen und knapp am Existenzminimum vegetierenden Forschern des IPCC oder des Potsdamer Instituts für Klimaforschung viele „Klimaleugner“ von „den Konzernen“ oder wem auch immer „gekauft“ seien, griffen finanzielle Interessen als Erklärungsansatz zu kurz.
Drei Typen von „Leugnern“
Tatsächliche gehe es bei der „Klimakrise“ um „Leben und Tod“. Und da Menschen „die Angst vor dem Tod nicht ertragen“ könnten, würden sie diesen verleugnen, ignorieren oder relativieren – „und also auch die totale Klimaapokalypse“.
Um die jeweils passenden Formen der „Feindbearbeitung“ gegen die „psychisch kranken Leugner“ ins Treffen führen zu können, unterscheidet Chmielewski im Wesentlichen drei Typen davon.
Der erste ist jener der „Klimaleugner“ im „Erduldungsmodus“, der zwar grundsätzlich von der Existenz der „menschengemachten Klimakatastrophe“ ausgehe, sich aber dagegen hilflos fühle. In der DDR wäre vom „Kapitulanten“ die Rede gewesen.
Der zweite sei der „Vermeider“. Er gehe Diskussionen aus dem Weg, verdränge Gedanken zu dem Thema oder ergehe sich in oberflächlichen Argumenten zu einzelnen Sachfragen. Er intellektualisiere seinen Umgang mit der „existenziellen Bedrohung“ und schiebe die Verantwortung auf Andere – „beispielsweise auf Wissenschaftler, die schon irgendwie eine Lösung finden werden, oder indem sie sagen, dass die Folgen sowieso nur in anderen Teilen der Welt spürbar sein werden“. Ob die Politiker der Bundesregierung, die auf die „deutsche Innovationskraft“ und deren erhoffte wegweisende Lösungen bauen, bereits darunter fallen, lässt Chmielewski offen.
Der dritte wiederum sei dann der eigentliche Prototyp des Klassenfeindes – nämlich der „Leugner“ im Modus der „Überkompensation“, der ein „Kreuzrittertum gegen den Klimaschutz“ und eine „aggressive Leugnung der existenziellen Bedrohung“ nach sich ziehen könne. Diese Gruppe versuche, ihrer Todesangst aus dem Weg zu gehen, indem sie eine „symbolische Unsterblichkeit“ erreichen will.
„Akute Eigen- oder Fremdgefährdung“
Es gehe diesen „darum, die Werte der Gesellschaft zu verteidigen und nicht durch den Klimaschutz einzuschränken, da die symbolische Unsterblichkeit über das tatsächliche Weiterleben (durch Klimaschutz) gestellt wird“.
Da die „Klimaleugnung“ dem Tatbestand der „akuten Eigen- oder Fremdgefährdung“ gleichkomme – also einem Tatbestand, der bereits nach derzeit geltendem Recht eine Zwangseinweisung rechtfertigen würde, sei es geboten, proaktiv dagegen vorzugehen. Immerhin gibt es, wie schon Vlogger Rezo deutlich gemacht hatte, „nur eine legitime Einstellung“ zu diesem Thema.
Demnach müsse man die Menschen im Erduldungsmodus „im Wesentlichen ermutigen“, ihnen „erreichbare Teilziele aufzeigen“, die ihnen zeigten, dass sie etwas bewegen könnten. Schwieriger werde es schon bei den „Vermeidern“. Hier müsse man „ein Schuldempfinden aufbauen”, so Chmielewski – und sie durch Herstellung eines „emotionalen Bezuges“ gefügig machen. Diese müssten durch „konkrete Handlungsanweisungen“ ergänzt werden.
Den kämpferischen „Klimaleugnern“ hingegen müsse man deutlich machen, dass ihre „kurzfristigen Werte“ – das Recht auf Autofahren nennt der Autor als Beispiel – hinter „übergeordnete Werte“ wie die „Fürsorgepflicht für künftige Generationen“ zurückzutreten hätten. Tatsächlich scheint er auch die Werte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung als „kurzfristig“ und „untergeordnet“ zu betrachten, ähnlich wie „Extinction Rebellion“- Gründer Roger Hallam, der den „Klimaschutz“ für eine „größere Sache“ als die Demokratie hält. Wobei Chmielewski unbeantwortet lässt, um welche künftigen Generationen es sich denn handeln solle, wenn doch – wie es von Klassikern der Klima-Ideologie wie Verena Brunschweiger heißt – „Kinder das Schlimmste für die Umwelt“ seien.
„Geeigneter Anstoß für die nötige Debatte“
Dass sich Chmielewskis Text geradezu wie eine Anleitung zur Errichtung einer totalitären Diktatur liest, in der Oppositionelle kurzerhand für „psychisch krank“ erklärt und aus dem Verkehr gezogen werden können, hindert die Redaktion nicht, ihn abzudrucken. Im Editorial heißt es vielmehr, es handele sich um einen „streitbaren Text gewiss“, der aber „gerade in seiner Zuspitzung und Parteinahme ein geeigneter Anstoß für die nötige Debatte um die gesellschaftspolitische Verantwortung unserer Berufsgruppe […]“ sein könne.
Möglicherweise könnte es ein ambitionierter Wissenschaftler wie Chmielewski ja noch zum wegweisenden Autor in einer Tradition forschungstechnischer Zuarbeit bringen, die in Deutschland vom „Hexenhammer“ über die „Rassenkunde des deutschen Volkes“ bis hin zur „Zersetzungsrichtlinie“ des MfS der DDR reicht.
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