Künstler reagieren auf die Tragödie vom 9/11
New York – „Ich war wütend und deprimiert. Ich wollte niemanden anrufen. Ich wusste nicht, wen ich hätte anrufen sollen oder was ich hätte tun können. Ich habe mich für eine Woche in mein Studio zurückgezogen und habe Gedichte geschrieben und Kunst gemacht“, erinnert sich Loren Ellis in ihrer Galerie an der Upper Westside, fast zehn Jahre nach den tragischen Ereignissen am 11. September 2001.
Ellis gründete eine gemeinnützige Organisation mit dem Namen Art for Healing NYC (Kunst zur Heilung von NYC). Ein Projekt der Organisation war es, Kunst, die von New Yorkern aus allen fünf Stadtteilen, aus allen Gesellschaftsschichten und mit unterschiedlichen künstlerischen Fertigkeiten kreiert wurde, in einer kleinen Sammlung zusammenzustellen. Das Buch heißt „9/11…NYC…The Days After“ (9/11 … NYC … Die Tage danach).
Ein Objekt, das Ellis als besonders kraftvoll empfand, und das in das Buch aufgenommen wurde, ist eine Bronze-Skulptur von Meredith Bergmann aus Manhattan.
Eine nackte Frau hält ihre Hände vor das Gesicht. Ihre Augen sind geschlossen und jede Hand wird von einem Flugzeug durchbohrt.
Die Bilder reichen vom Holzschnitt eines Rettungshundes über eine Fotografie von Touristen, die Masken tragen, um ihre Lungen vor dem schädlichen Staub zu schützen, bis hin zu einem Bild aus einem Film, der einen Ureinwohner Amerikas vor den brennenden Gebäuden zeigt.
Sarah Yuster malte das Portrait eines Feuerwehrmanns. Sie wurde von den Worten ihres Bruders inspiriert, der den Angriff auf das World Trade Center überlebt hatte:
„Die Feuerwehrleute beruhigten uns, begleiteten uns und stellten sicher, dass wir heil davon kamen. Ich versuchte, mir die Gesichter der Männer zu merken, die an uns vorbei die Treppen hinaufstiegen. Sie mussten wissen, dass sie möglicherweise nie mehr nach unten kommen würden. Aber selbst wenn, man konnte das nicht in ihren Augen sehen…Ich hatte das Gefühl, jemand musste in ihre Gesichter sehen, denn es könnte das letzte Mal sein, dass dies jemand tut.“
Yuster wählte den Feuerwehreinsatzleiter Ed Ellison weil „er intelligent und kompetent ist und ein Gesicht hat, das Erfahrung und Pathos ausdrückt.“
Staten Island verlor bei der Katastrophe im Vergleich zu anderen Stadtteilen sehr viel mehr Opfer an Ersthelfern: 80 Feuerwehrleute. Yuster erinnert sich an die auf Dudelsäcken gespielten Melodien für die Begräbnisse, die fast ein Jahr lang ständig in der Nachbarschaft zu hören waren.
Während die Gebäude noch am „schwelen waren“, erhielt Yuster viele Anfragen für eine Reproduktion ihres 1985 gemalten Landschaftsgemäldes „Victory Blvd. At Dawn“. Die Szene zeigt eine glücklichere Zeit mit Blick von einem Aussichtspunkt auf Staten Island auf einen friedlichen, ruhigen Sonnenaufgang und die am Horizont aufragenden Zwillingstürme.
Ihr aktuelles Werk „Staten Island, September“ wird am 10. und 11. sowie am 17. und 18. September im National Lighthouse Museum auf Staten Island in einer multimedialen Ausstellung zum zehnten Jahrestag von 9/11 ausgestellt sein.
Es zeigt die zwei mit blauem Licht dargestellten Türme, die zur Erinnerung jedes Jahr am 11. September in den Himmel gestrahlt werden. Im Vordergrund ist das Postcard Memorial am Ufer von Staten Island, das die hunderte von Männern und Frauen Anerkennung zollt, die nie in ihren Stadtteil zurückgekehrt sind.
Die Klänge der Dudelsäcke, die Yuster Tag für Tag verfolgten, erreichten auch das Haus ihrer Nachbarin, der Dichterin Marguerite Rivas, die die Ausstellung im Light House Museum kuratieren wird. Sie wohnte in dieser Zeit in der Nähe einer Kirche, und während sie ihr Gedicht „Witness“ schrieb, mag sie die Dudelsackbläser gehört haben, wie sie ihre Instrumente für das Lied „Amazing Grace“ stimmten:
„Beim Amazing Grace der Dudelsäcke
zucken alle zusammen
leere Feuerwehrhelme liegen neben den Osterkerzen
und geborgte Särge, mit Flaggen bedeckt,
werden von mutigen Schultern getragen.“
Die Geschichte einer Dichterin
Am 22. August deutete Rivas von der Uferpromenade von Staten Island auf die allgegenwärtige Skyline. In den klaffenden Löchern, die die eingestürzten Zwillingstürme hinterlassen haben, entstehen jetzt neue Bauten.
Ihre Rolle als Dichterin sei es, „die Geschichte ihres Stammes zu erzählen“, zitierte sie die Dichterin Ezra Pound.
In ihrer Arbeit beschreibt Rivas das Leid der Inselbewohner, die auf der Fähre von den Trümmern zurückgekehrt waren, die die Zerstörung vom Ufer aus beobachtet hatten und die „auf ihren Schultern das Joch der pulverisierten Stadt trugen: Asche bestehend aus Beton, Papier und verbranntem Leben.
„Ich kann mich nicht erinnern, nach dem 9/11 viel geschrieben zu haben, außer einer E-Mail an meine beste Freundin“, sagte Rivas. „Sie hob diese E-Mail für mich auf und schickte sie mir, als ich mich ein bisschen erholt hatte, weil das praktisch alles war, was ich damals geschrieben hatte.“ Ihr Gedicht „Witness“ entstand aus diesem Austausch heraus.
Auf einer Fähre, umgeben von Trauernden, die von einem Begräbnis für Feuerwehrleute zurückgekehrt waren, schrieb Rivas noch ein anderes Gedicht: „Aquehonga Night Chant“.
Sie nahm an einer Lesung von „Aquehonga Night Chant“ teil und sah, wie der Leser bei den Worten schlucken musste, hörte Schluchzer im Publikum und weinte selbst. Rivas spürte in dieser Nacht die Macht ihrer Worte.
John Coburn aus Toronto hat nicht die Geschichte seines „Stammes“ erzählt, als er die Stadt in ihrer schwersten Zeit besuchte, aber er hatte immer eine Vorliebe für New York City und zeigte in seinen Malereien eine Form des Leids, die alle Ländergrenzen überschreitet.
Erinnerungen wach halten
John Coburn begann schon als Kind damit, New York City zu malen. Aus der Zeit, in der die Zwillingstürme fielen, hat er bereits ein Buch mit Malereien des Central Parks und ein Buch mit Malereien von Hotels in New York City veröffentlicht.
Er schlüpfte durch eine offen gelassene Tür auf das Gelände des World Trade Centers und malte.
In der Zeit, die er in der Stadt verbrachte, malte er Rettungshelfer, Geistliche und die St. Pauls Kapelle der Trinity Church. Symbole der Hoffnung und Einigkeit im Leiden, sowie die Spuren der in Trümmer gelegten Vergangenheit.
„Für gewöhnlich ist das Malen eine schöne und inspirierende Sache. Hier war es aber voller Trauer und Bestürzung“, sagte Coburn in einem Telefoninterview.
Coburns Studio brannte 2006 ab und wundersamer Weise war das einzige, was nicht Opfer der Flammen wurde, eine Mappe mit Zeichnungen zu 9/11.
Coburn hat 2900 Exemplare seines Buchs “Healing Hearts” (Herzen heilen) gedruckt, um diese den Familien zu geben, die bei der 9/11-Katastrophe Familienangehörige verloren haben. Er konnte sie kostenlos verteilen. Viele Freiwillige und Spender hatten dies möglich gemacht. Eine Mutter, deren 35 Jahre alter Sohn im World Trade Center ums Leben kam, sagte Coburn: „Wenn Ihr kleines Buch Menschen helfen kann, sich an meinen Sohn zu erinnern, dann denke ich, war es der Mühe wert, das Buch herauszugeben.
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