Wissen Grünen-Politiker oft gar nicht, wovon sie überhaupt reden?
In Berlin soll es bereits ein geflügeltes Wort geben: „einen Baerbock schießen“. Gemeint ist damit, dass jemand völlig daneben haut. Dies ist eine Anspielung darauf, dass spätestens ab dem 15. Jahrhundert bei Schützenfesten dem schlechtesten Schützen, der überhaupt nichts traf, ein Ziegenbock als Trostpreis überreicht wurde. Doch dabei ist die Grünenvorsitzende durchaus keine Ausnahme in ihrer Partei. Nein, es scheint sich vielmehr wie ein roter Faden durch Die Grünen zu ziehen, die quasi Bock um Bock schießen.
Baerbock vertut sich um den Faktor 10 hoch 9
Deutschland hat Pro-Kopf-Emissionen von neun Gigatonnen pro Einwohner. Bangladesch, das ist zehnmal mehr als Bangladesch zum Beispiel.“
Das sagte Annalena Baerbock doch tatsächlich in der ZDF-Sendung maybrit illner. Pro Kopf pro Einwohner würde bedeuten, dass im Nenner zweimal pro Kopf vorkäme. Wir hätten dann also 9 Gigatonnen durch Einwohner im Quadrat. Was dieser Quotient ausdrücken soll, bleibt wohl Frau Baerbocks Geheimnis.
Vielleicht meinte sie ja, die Pro-Kopf-Emissionen nicht pro Einwohner – doppelt gemoppelt -, sondern pro Jahr. Das ergäbe einen Sinn. Vielleicht hat sie auch das pro Jahr still mitgedacht und hat rein aus rhetorischen Gründen das pro Einwohner wiederholt, weil sie dachte, „die anderen Mitdiskutanten und viele Zuschauer (insbesondere unsere Parteianhänger?) sind ja auch nicht die Hellsten, also wiederhole ich das lieber nochmal“. Geschenkt.
Aber wenn man als Spitzenpolitikerin in einer TV-Sendung, die von Millionen Menschen gesehen wird, Zahlen und Einheiten nennt, dann sollten die schon stimmen. Stimmen diese von Baerbock genannten Zahlen und Einheiten und Behauptungen, abgesehen davon, dass sie wohl nicht so richtig verstanden hatte, was Pro-Kopf-Emissionen bedeutet?
Eine Gigatonne sind 1.000.000.000 Tonnen (eine Milliarde Tonnen). Jeder Deutsche würde laut Baerbock im Schnitt 9 Gigatonnen, also 9 Milliarden Tonnen CO2 emittieren. Diese Zahl dürfte Ihnen wahrscheinlich spontan extrem hoch vorkommen und wohl auch wenig realistisch.
Schauen wir es uns an. Deutschland hatte, wie Sie hier sehen können, im Jahr 2016 CO2 -Emissionen von 8,88 Tonnen pro Kopf (Platz 24). Runden wir meinetwegen auf 8,9 Tonnen auf und runden wir nochmals auf 9 Tonnen auf. 9 Tonnen, nicht 9 Gigatonnen! 9 Tonnen, nicht 9 Milliarden Tonnen! Baerbock hat sich hier um den Faktor 10 hoch 9, also um den Faktor eine Milliarde vertan.
Ich hoffe, dass Frau Baerbock niemals in den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages berufen oder gar Finanzministerin wird. Zwischen einem Euro mehr Schulden und einer Milliarde Euro mehr Schulden ist ein nicht ganz geringer Unterschied.
Baerbock vergleicht Deutschland mit Bangladesch und nicht mit Katar, um Deutschen ein schlechtes Gewissen zu evozieren
Warum Baerbock Deutschland ausgerechnet mit Bangladesch vergleicht, einem der ärmsten Länder des gesamten asiatischen Kontinents mit 90 Prozent Muslimen, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Richtig ist, dass die Deutschen in der Tat sehr viel mehr CO2 pro Kopf emittieren als Bangladescher. Hätte sie Deutschland mit dem Kongo, dem Niger oder Äthiopien verglichen, wären die Unterschiede sogar noch krasser.
Vergleichen wir aber Deutschland mit Japan oder den Niederlanden, die wohl eher mit Deutschland vergleichbar sind, was Wirtschaftskraft und Lebensstandard anbelangt, so müssen wir feststellen, dass diese Länder pro Kopf durchaus mehr CO2 emittieren. Und Tschechien und Russland haben sogar noch höhere Pro-Kopf-CO2-Emissionen als Japan und die Niederlande. Taiwan und Südkorea haben sogar noch höhere. Die von Turkmenistan, Estland und Kasachstan sind noch höher. Die Pro-Kopf-Emissionen von Oman, Luxemburg und Kanada übertreffen wiederum die von Kasachstan. Und all diese Länder gehören noch nicht zu den Top-Ten der Pro-Kopf-CO2-Emittenten.
Auf Platz 1 liegt hier Katar mit nicht 8,9, sondern mit 30,8 Tonnen CO2 pro-Kopf pro Jahr, also etwa dreieinhalb mal so viel. Auf Platz 2 und 3 liegen die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi Arabien, also drei arabisch-islamische Länder.
Halten wir also fest: Frau Baerbock hat offensichtlich Probleme mit Einheiten und mit Zahlen. Ob sie so genau weiß, was sie in Diskussionen von sich gibt, sei dahingestellt. Und bei Vergleichen neigt sie offensichtlich dazu, Deutschland mit ganz bestimmten anderen Ländern zu vergleichen, die sich auf einem vollkommen anderen Entwicklungsstand befinden, und nicht mit solchen, die eigentlich eher mit Deutschland vergleichbar wären, vermutlich, das muss hier zumindest angenommen werden, um in ihren eigenen Landsleuten ein schlechtes Gewissen zu erzeugen.
Der Trick ist seit Jahrhunderten und Jahrtausenden bekannt. Erzeuge den Menschen ein schlechtes Gewissen und biete Ihnen dann etwas Exklusives an, dass sie von ihrer „Schuld“ befreit. Damit hat die katholische Kirche sich dumm und dämlich verdient und es bis auf die Spitze getrieben, Stichwort: Ablasshandel, bis es dann sogar vielen „guten Christenmenschen“, insbesondere einem Herr Luther zu bunt wurde.
Stoßen Deutsche wirklich zehnmal so viel CO2 pro Kopf aus wie Schweden?
Nun könnte man sagen, dies sei vielleicht ein einmaliger Ausrutscher gewesen von Annalena Baerbock. Da hatte sie einfach einen furchtbar schlechten Tage und brachte alles Mögliche durcheinander. Zwar wäre es dann etwas seltsam, mit welcher Selbstsicherheit sie völlig abstruses Zeug von sich gegeben hat, aber es könnte ja eine absolute Ausnahme gewesen sein. Schauen wir also, was Frau Baerbock an anderen Tagen gesagt hat, ob sie noch mehr Böcke schoss. Im Januar gab sie zusammen mit Christian Lindner von der FPD der ZEIT ein Interview. In diesem sagte sie:
Deutschland steht an sechster Stelle weltweit beim CO2-Ausstoß. Pro Kopf stoßen wir doppelt so viel CO2 aus wie Frankreich und zehn mal so viel wie Schweden.“
Betrachten wir, ob diese Aussagen denn jetzt wenigstens alle stimmen. An sechster Stelle stimmt dann, wenn Baerbock hier nicht den Pro-Kopf-, sondern den absoluten CO2-Ausstoß meint. Hier liegt Deutschland, die viertgrößte Volkswirtschaft der Erde (2018), tatsächlich auf Platz sechs (2016) mit ca. 2,2 Prozent des weltweiten Ausstoßes.
Hier liegen wir weit hinter China mit ca. 28,2 Prozent (fast 13 mal so viel!), den USA mit 16 Prozent, Indien mit über 6,2 und Russland mit über 4,5 Prozent und nur knapp vor dem Iran mit über 1,7 und Saudi Arabien mit knapp 1,6 Prozent.
Nun hat aber Saudi Arabien nicht einmal annähernd halb so viele Einwohner wie Deutschland. Betrachten wir die Pro-Kopf-CO2-Emissionen aller Länder weltweit, dann liegt Deutschland nicht auf Platz sechs, sondern auf Platz 24. Auch hier fällt also wieder auf, dass Baerbock immer die für Deutschland ungünstigere Zahl wählt, nämlich nicht Platz 24, sondern Platz sechs und dies auch nicht ins Verhältnis setzt zur Größe der Volkswirtschaft.
Weiter behauptet sie, Deutschland würde pro Kopf doppelt so viel CO2 ausstoßen wie Frankreich und zehn mal so viel wie Schweden. Doppelt so viel wie Frankreich stimmt tatsächlich. Deutschland kam 2016 auf 8,88 Tonnen pro Person, Frankreich auf 4,38 Tonnen. Hier lässt sie aber unerwähnt, dass die Franzosen mehr als 5,25 mal so viel Strom aus Kernernergie erzeugen wie Deutschland. Der Anteil der Kernenergie an der Gesamtstromerzeugung lag 2017 in Deutschland bei 12, in Frankreich aber bei 72 Prozent, also sechsmal so hoch! Und Kernenergie verteufeln Die Grünen ja noch mehr als z.B. Kohlekraftwerke.
Nun zu Schweden. Die Deutschen würden, so Baerbocks Behauptung, pro Kopf zehnmal so viel CO2 emittieren wie unsere nördlichen Nachbarn. Stimmt wenigstens das? Schauen wir wieder in unsere Liste. Deutschland lag 2016 wie erwähnt bei 8,88 Tonnen pro Person. Und Schweden? Bei 3,83 Tonnen. 8,88 ist aber doch nicht das Zehnfache von 3,83. Es ist mehr, aber nicht zehnmal so viel, sondern nur das 2,3-fache. Also ähnlich wie bei Frankreich. Wie kommt Baerbock denn hier auf die Zahl zehn? Ich weiß es nicht und ehrlich gesagt, ich vermute, sie weiß es auch nicht.
Verbreitet Baerbock vorsätzlich und gezielt Fake-News (Lügen) oder weiß sie einfach oft gar nicht, was sie redet?
Somit kommen wir zu dem Ergebnis, Annalena Baerbock, die seit Janaur 2018 zusammen mit Robert Habeck, der meint, so etwas wie ein deutsches Volk gäbe es gar nicht, neue Bundesvorsitzende der Grünen ist, hat offensichtlich nicht nur einmalig größere Probleme mit Daten, Zahlen, Einheiten und Fakten. Manche Zahlen, die sie nennt, stimmen tatsächlich, aber oft greift sie diese dann in völlig verzerrender Weise aus Gesamtzusammenhängen, ohne diese deutlich zu machen.
Das Ganze wirkt sehr ideologisch getrieben und scheint darauf abzuzielen, ihren eigenen Mitbürgern ein schlechtes Gewissen machen zu wollen und ihnen einzureden, sie seien im Vergleich mit Bürgern anderer Staaten irgendwie besonders schlimm, was meist der Realität krass widerspricht.
Außerdem vertut sie sich offensichtlich vollkommen bei Zahlen und Einheiten. Dabei kann man leicht den Eindruck gewinnen, dass sie an diesen Stellen gar nicht bewusst lügen und betrügen, neudeutsch: gezielt Fake-News verbreiten will, es wirkt vielmehr eher so, dass sie öfter nicht mutwillig handelt, sondern einfach gar keine Ahnung hat, wovon sie eigentlich redet, was aber ihren Redefluss und auch den Grad der Überzeugtheit von sich selbst nicht im Geringsten zu tangieren scheint.
Özdemir verwechselt Energie mit Datenmengen
Ist Baerbock nun die schwarze Schwänin innerhalb ihrer Partei oder finden wir ähnliche Muster auch bei anderen Grünen-Politikern? Betrachten wir dazu den Film unten weiter. In einem TV-Interview in der ARD-Brennpunkt sagte Baerbocks Vorgänger als Bundesvorsitzender, Cem Özdemir:
„Im Spitzenlastbereich, also nicht im Normallastbereich, dann, wenn der Energieverbrauch am höchsten in Deutschland ist (ja genau bedeutet der Begriff ‚Spitzenlastbereich‘ ja, JFB), ungefähr mittags zwischen elf und zwölf, verbrauchen wir etwa 80 Gigabyte. Wir produzieren aber ungefähr 140 Gigabyte. Das heißt, das Anderthalbfache dessen haben wir immer noch übrig, was wir brauchen.“
Lieber Herr Özdemir, ein Byte ist eine Maßeinheit für eine Datenmenge, es ist keine Maßeinheit eines Energieumsatzes pro Zeiteinheit (physikalische Leistung). Oder kurz: ganz andere Baustelle.
Und die Spitzenlast wird nicht nur zwischen 11 und 12 Uhr erreicht, sondern eher zwischen 11 und 14 Uhr und im Winterhalbjahr oft auch zwischen 16:30 Uhr und 19 Uhr. Und wenn wir 80 Gigawatt verbrauchen und 140 Gigawatt produzieren, dann haben wir nicht das Anderthalbfache noch übrig, dessen was wir brauchen, denn 80 sind ja dann von den 140 schon weg, so dass nur noch 60 übrig sind. Und 60 ist nicht das Anderthalbfache von 80.
Hofreiter kann nicht mal das übergeordnete Ziel der Klimawandelgläubigen korrekt benennen
Nun aber zum absoluten Lieblingsthema der Grünen: dem „Klimaschutz“. Was Prof. Lüdecke dazu sagt („Das Klima kann man nicht schützen“), dass wissen regelmäßige JFB-Leser ja bereits. Interessant ist nun aber, was Anton Hofreiter, neben Katrin Göring-Eckardt Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion, dazu sagt:
Noch haben wir alle Chancen unter zwei Prozent zu bleiben.“
Auch hier genau das Gleiche wie bei Baerbock und Özdemir. Hofreiter weiß offensichtlich gar nicht so ganz genau, was eigentlich das Ziel all der Anstrengungen der „Klimaschützer“ ist. Es geht nicht um zwei Prozent, also zwei Hundertstel (von was?), sondern es geht den Klimawandelgläubigen darum, die globale Erwärmung bis zum Jahr 2100 auf weniger als zwei Grad Celsius gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen.
Somit kommen wir zu dem Fazit: Nein, Annalena Baerbock scheint kein Einzelfall in dieser Partei zu sein. Ganz im Gegenteil, dieses Nicht-wissen-wovon-man-eigentlich-redet scheint sich vielmehr tatsächlich wie ein roter Faden durch die gesamte Partei zu ziehen. Und dabei gehören die drei hier gewählten Beispiele noch längst nicht zum Schlimmsten, was diese Partei in diesem Bereich zu bieten hat.
Es gäbe noch ganz andere Exempel, die hier gezeigt werden könnten, insbesondere von Claudia Roth und Katrin Göring-Eckardt. Was aber all diese Personen über ihre eher gering wirkende Sachkompetenz hinaus eint, ist die absolute Überzeugung von sich selbst. Das hat irgendwie schon etwas Imponierendes und der normale Mensch fragt sich unweigerlich: Wo nehmen die diese Selbstüberzeugung nur her?
Zuerst veröffentlicht auf JFB
Jürgen Fritz studierte in Heidelberg Philosophie, Erziehungswissenschaft, Mathematik, Physik und Geschichte (Lehramt). Nach dem zweiten Staatsexamen absolvierte er eine zusätzliche Ausbildung zum Financial Consultant unter anderem an der heutigen MLP Corporate University. Er ist seit Jahren als freier Autor tätig. Sein Blog: JFB
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