Wie kritische Wähler dazu gebracht werden, für den Klimawandel Opfer zu bringen
Hier ist eine Schlagzeile aus dem „Daily Telegraph“ vom 9. August 2021: „Die politische Frage unserer Zeit ist, wie man den Klimawandel bekämpfen kann, ohne Wähler zu verlieren.“
Klingt plausibel, nicht wahr? Vielleicht sogar tiefgründig. Aber je mehr man über diese Aussage nachdenkt, desto merkwürdiger erscheint sie.
Natürlich können Sie sehen, worauf der Autor des Artikels, Tom Harris, hinaus will. Er ist wie die meisten Medienvertreter, die über dieses Thema schreiben, der Ansicht, dass die Notwendigkeit, „den Klimawandel zu bekämpfen“, sowohl (a) dringend als auch (b) unpopulär ist.
Er sieht den Widerspruch zwischen diesen beiden Überzeugungen nicht.
Seit 30 Jahren kurz vor dem Abgrund
Anlass für den Artikel von Tom Harris war der fast 4.000-seitige Bericht des IPPC, einem Gremium der Vereinten Nationen, das die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel bewertet.
In diesem wird, wenn man der „Washington Post“ glauben darf, von „Wissenschaftlern“ davor gewarnt, dass uns die Zeit davonläuft, um noch sofortige und drastische Reduktionen von Verbrennungen fossiler Brennstoffe und anderen Menschen verursachten Emissionen vornehmen zu können.
Für den UN-Generalsekretär António Guterres ist der Bericht ein „Alarmzeichen für die Menschheit“. Mir scheint, ich habe so etwas schon einmal gehört – wahrscheinlich in den fünf vorangegangenen Berichten desselben Gremiums.
In den mehr als dreißig Jahren seines Bestehens hat das Gremium mehrere Berichte über die „existenzielle Bedrohung“ durch die globale Erwärmung veröffentlicht – so oft, dass das „Global Warming“ zu einer Art Klischee verkommen ist. Und doch läuft die Zeit, von der schon so lange behauptet wird, dass sie abläuft, irgendwie immer weiter.
Die meisten Menschen, die nicht Anhänger des quasi-religiösen Kults der Klimawandel-Apokalyptik sind, stehen den Argumenten für die Dringlichkeit etwas skeptisch gegenüber.
Könnte das der Grund dafür sein, dass drastische Maßnahmen, wie das Ziel von Netto-Null-Kohlenstoffemissionen, zu dem sich viele Länder verpflichtet haben, unpopulär sind?
Der Klimakult verlangt Opfer
„Die Geschichte“, schreibt Harris selbstbewusst, „wird [die Regierungen] hart beurteilen, wenn sie sich nicht dafür entscheiden, eine führende Rolle bei den Maßnahmen zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs zu übernehmen“.
Wie so viele Progressive geht er davon aus, dass er bereits weiß, was die Historiker der Zukunft über ihn und seine angeblich umnachteten Zeitgenossen sagen werden – weshalb er davon ausgeht, dass Letztere mit ihren Führern nicht Schritt halten können, weil sie einfach nicht so klug sind.
Progressive Führer müssen daher damit rechnen, dass „sie in den nächsten Jahren von den Wählern genauso hart beurteilt werden, wenn sie Maßnahmen vorschlagen, die dazu führen, dass sich normale Bürger und insbesondere solche mit niedrigem Einkommen mit einem messbaren Rückgang des Lebensstandards abfinden müssen.“
Zahl der Ungläubigen wächst
Was ist zu tun? Doch wenn die Bekämpfung des Klimawandels wirklich so dringend wäre, wie Harris glaubt und wie uns politisch aktive Wissenschaftler und die Greta Thunbergs dieser Welt routinemäßig erzählen, wie könnte sie dann nicht auch populär sein?
Sogar der Krieg mit all seinen schrecklichen Opfern – von Leben und Lebensstandard – ist populär, wenn die Menschen glauben, dass sie ohne ihn einer echten existenziellen Bedrohung der Nation gegenüberstehen.
Als 1940 die Bomben auf London fielen, gab es nur wenige Andersdenkende, die nicht erkannten, dass es notwendig war, die Kriegsmaschinerie der Nazis koste es, was es wolle, zu „bekämpfen“.
Liegt das Problem also nicht darin, dass die „Warmisten“ [Anm. de. Red.: Verfechter des Klimawandels] die Dringlichkeit überbewertet haben? Seit über 30 Jahren erzählen sie uns, dass die Klimakatastrophe vor der Tür steht. Sie sagen es heute immer noch. „Demokraten haben ein Jahr Zeit, um den Planeten zu retten“, schrieb Farhad Manjoo Ende Juni in der „New York Times“.
Es ist kein Wunder, dass immer weniger Menschen glauben, dass die sogenannte „Klimakrise“ wirklich eine Krise ist. Wenn die internationale Gemeinschaft die Klimaziele nicht gemeinsam umsetzt, könnten die Wähleropfer wertlos werden – weil andere nicht mitziehen.
Würde China die Null-Emissionsziele erreichen wollen?
Es gibt kaum jemanden, der glaubt, dass China als größter Kohlendioxid-Emittent jemals zu den tugendhaften Nationen gehören wird, die das hehre Ziel der Null-Emissionen erreichen wollen.
Es scheint, dass der Sinn von Null-Emissionen wohl eher darin besteht, Tugendhaftigkeit zu signalisieren, als wirkliche Auswirkungen auf das Klima zu haben. Verzeihen Sie mir, wenn ich es ablehne, ein solches Tugendsignal als dringlich zu betrachten.
Eine bestimmte Gruppe von „Warmisten“, die insbesondere mit John Kerry, Präsident Bidens Chef-Klimadiplomat, in Verbindung gebracht wird, behauptet tatsächlich, dass wirklich keine Opfer gebracht werden müssen.
Menschen, die durch die Abschaffung der fossilen Brennstoffe arbeitslos werden, könnten leicht „gut bezahlte Arbeitsplätze“ im neuen Bereich der „grünen Energie“ finden – deren Preis unweigerlich fallen wird, bis sie mit Gas, Öl oder Kohle konkurrenzfähig wird.
Tom Harris behauptet aber nicht, dass es gar keine Opfer geben wird. „Es seien die Wähler und nicht die Minister“, schreibt er, „die davon überzeugt werden müssen, dass ihr Lebensstandard im Kampf gegen den Klimawandel entbehrlich ist.“
Viel Glück dabei!
Der Leser wird gemerkt haben, dass ich es nicht für möglich halte, dass solch eine Überzeugungsarbeit in Sachen Klimaschutz Erfolg haben kann, selbst dann nicht, wenn es irgendwann Beweise dafür gäbe, dass die Dringlichkeit größer wäre als bisher angenommen wurde.
Vielleicht ist der „John Lewis Voting Rights Advancement Act“ für die Demokraten deshalb so wichtig, weil dabei Teile des „Voting Rights Act“ von 1965 wiederhergestellt würden. Der beinhaltet nämlich, dass bestimmte Staaten bestimmte Änderungen ihrer Wahlgesetze mit der Bundesregierung abstimmen müssten.
Künftige Wahlen zu manipulieren, wäre notwendig, wenn sich die Wähler nicht überzeugen lassen, auf ihren Lebensstandard zu verzichten.
Die Antwort auf Harris‘ „politische Frage unserer Zeit“ könnte darin bestehen, dass die Politiker auf die apokalyptischen Übertreibungen in Bezug auf den Klimawandel und die notwendigen (oder vielleicht auch nicht so notwendigen) Opfer verzichten und sich kreativere und schmackhaftere Lösungen einfallen lassen, statt die Energiekosten so stark zu erhöhen, dass ihre eigenen Länder verarmen.
James Bowmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ethics and Public Policy Center in Washington DC. Er ist Autor von „Honor: A History“, ist Filmkritiker für The American Spectator und Medienkritiker für The New Criterion.
Tom Harris ist ein ehemaliger Abgeordneter der sozialdemokratischen Labour-Partei während Blair und Brown Premierminister von England waren. Er leitete die schottische Brexit-Kampagne. Er schreibt regelmäßig Meinungsberichte für den „Daily Telegraph“ und veröffentlichte kürzlich ein neues Buch.
Das englische Original erschien zuerst auf der Epoch Times USA.
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