Weihnachten ist keine Zeit zum Streiten

Heute hat jeder eine Meinung zu den verschiedenen Ereignissen auf der Welt. Das kann bei Gesprächen schnell zu Meinungsverschiedenheiten führen und in Streit ausarten. Doch das muss nicht sein.
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Eine Familie zu Weihnachten.Foto: Deagreez/iStock
Von 9. Dezember 2021
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Wir alle wissen, wie politisch polarisiert die Gesellschaft heute geworden ist. Die Meinungen darüber, was die Regierung tun oder nicht tun sollte, gehen weit auseinander. Besonders bedauerlich ist, dass Familien und Freundschaften an dieser Polarisierung zerbrechen. Wie traurig – und vielleicht unnötig.

Da Weihnachten vor der Tür steht, möchte ich einige Tipps zur Entschärfung potenziell explosiver Meinungsverschiedenheiten unter Verwandten und Freunden teilen.

Andere Meinungen tolerieren

Die Fähigkeit, andere Meinungen zu tolerieren, wurde schon immer geschätzt. Seit Generationen ermahnen Vertriebsleiter ihre Vertriebsmitarbeiter, niemals mit ihren potenziellen Kunden über Politik oder Religion zu sprechen. Warum sollte man riskieren, Menschen zu provozieren, indem man etwas sagt, das ihre tiefsten Überzeugungen verletzen könnte?

Heute leben wir in einer pluralistischen Gesellschaft, in der Menschen eine Vielzahl von politischen und religiösen Überzeugungen vertreten. In den vergangenen Jahrzehnten hatte dieser Pluralismus Auswirkungen auf unzählige Familien. Viele Menschen geben die politischen und religiösen Überzeugungen ihrer Eltern auf. Manchmal hat jedes Kind in der Familie eine andere Überzeugung. Das kann andere Familienmitglieder verwirren, einschüchtern, deprimieren oder verängstigen.

Ich möchte an dieser Stelle eine kleine Weisheit teilen, die ich vor langer Zeit bei einer Lehrveranstaltung über Strafrecht an der University of Michigan Law School aufschnappte. Dieses eine Juwel allein war die Aufnahmegebühr wert. Professor Yale Kamisar (der heute 90 Jahre alt ist, Gott segne ihn) verglich einen klugen mit einem weisen Menschen. Während der erste darauf achtet, wie er sich von anderen Menschen unterscheidet, achtet ein weiser Mensch darauf, wie er anderen gleicht. Wenn sie es beherzigen, könnte dieses Motto vielen Menschen heute nützen.

Andere nicht bekehren wollen

Der Grund, warum so viele Gespräche, ob mit völlig Fremden, zufälligen Bekannten, Kollegen, Freunden oder Verwandten in Streit und Missverständnis enden, ist, dass die Gesprächspartner in einer Frage unterschiedliche Schlüsse ziehen. Leider gibt es bei uns die Tendenz, den anderen von der Richtigkeit unserer Position „überzeugen“ zu müssen. 

Das Problem dabei ist, je energischer eine Seite versucht, ihre Richtigkeit zu beweisen, desto mehr hat die andere Seite das Gefühl, sie müsse sich verteidigen und zurückschlagen. Wenn man einem anderen zeigt, man möchte beweisen, er liege falsch, ist das kein gutes Vorgehen. Es untergräbt das Miteinander und den gegenseitigen Respekt. Anstatt zu versuchen, den anderen zu besiegen, sollte man versuchen, die Goldene Regel zu befolgen. 

Keiner möchte, dass man ihm sagt, er liege bei einer Sache absolut falsch. Warum sollte man also versuchen, seinen Gesprächspartner davon zu überzeugen? Was erhofft man sich von einem solch aggressiven Vorgehen? Man erschwert eher einen weiteren Dialog, macht ihn gar unmöglich, und zerstört vielleicht jegliche Aussicht auf einen Waffenstillstand und ein friedliches Zusammenleben.

Auch wenn man gegensätzliche Schlüsse zieht, könnte es einen überraschen, wie viel man mit seinem Gesprächspartner eigentlich gemeinsam hat, wenn man danach sucht. Man sollte mal darüber nachdenken: Glaubt man wirklich, die eigenen Verwandten oder Freunde würden jetzt auf der dunklen Seite stehen oder seien zu bösen Menschen geworden, nur weil sie einen anderen Politiker oder andere Maßnahmen befürworten als man selbst?

Man sollte sie fragen, was das übergeordnete Ziel der Position ist, die sie vertreten. Was hat sie dazu bewogen, ihren Standpunkt einzunehmen? Wenn man so vorgeht, erscheinen die meisten Themen ein wenig differenzierter. Es ist nicht so, dass die eine Seite ihren Mitmenschen schaden und die andere ihnen helfen will. Die meisten Menschen wollen tun, was richtig und gut ist. Sie haben jedoch ein anderes Verständnis (oder Missverständnis) der Fakten oder Fehler, die ihnen begegnen.

Gemeinsamen Nenner finden

Nehmen wir den Klimawandel als Beispiel. Viele Menschen wollen unbedingt sehr schnell aus den fossilen Energieträgern aussteigen, obwohl dies viele Menschen, vor allem die Armen, hart treffen würde. Der Durchschnittsmensch (zumindest derjenige, der kein Hardcore-Umweltschützer ist), der diese Position vertritt, tut dies nicht aus Herzlosigkeit, sondern weil er (wie die arme Greta Thunberg, Alexandria Ocasio-Cortez und Millionen anderer) der Hysterie um die Klimakatastrophe glaubt, die den Menschen in der Schule und von den Medien ständig eingetrichtert wird. 

Millionen anderer Menschen glauben hingegen, dass eine weitere wirtschaftliche Entwicklung die angemessene Reaktion der Menschheit auf das sich ständig verändernde Klima der Erde sei. Auf diese Weise könnten die Menschen besser mit den sich verändernden Bedingungen und der periodischen Wildheit von Mutter Natur zurechtkommen. Beide Seiten wollen das Beste für die Menschen – das ist die Gemeinsamkeit. Das sollte uns veranlassen, die guten Absichten unserer Gegner zu respektieren, auch wenn wir mit ihrer bevorzugten politischen Agenda nicht einverstanden sind.

Ein weiteres Beispiel ist das Bestreben der Sozialisten, verschiedene Gruppen von Bürgern staatlich zu unterstützen und zu finanzieren. Manche lieben es, den anderen ist es ein Gräuel. Die Sozialisten würden sagen, sie möchten den Bedürftigen helfen und wie ungerecht unser System der freien Marktwirtschaft sei, weil es zu wirtschaftlicher Ungleichheit führe. In diesem Fall könnte es förderlich sein, freundlich den Unterschied zwischen Gerechtigkeit und „sozialer Gerechtigkeit“ zu erklären. 

Ebenso wäre es von Vorteil, an Beispielen zu zeigen, dass der Sozialismus nie funktioniert hat. Zudem könnte man wirtschaftlich erklären, warum er nicht funktionieren kann und warum Ungleichheit für das wirtschaftliche Wohlergehen einer Bevölkerung besser ist als Gleichheit. Aber auch in dieser Situation kann man leicht erkennen, ob das Gegenüber an einem Gedankenaustausch interessiert ist oder nur beweisen möchte, dass man im Unrecht ist; in diesem Fall sollte man zu weniger kontroversen Themen wechseln.

Sobald man die Motive und Ziele anderer zu verstehen versucht, sollte man dabei der Versuchung widerstehen, zu glauben, man müsste den anderen bekehren. Das ist vielleicht die wichtigste Faustregel, um zu verhindern, dass politische Diskussionen zu Groll und Respektlosigkeit führen. Man sollte so viel Selbstvertrauen haben, um nicht zu denken, man müsste die anderen von der Richtigkeit der eigenen Position überzeugen. 

Wenn der andere bereit ist, darüber zu sprechen, wie er zu seinen Schlussfolgerungen gekommen ist, kann man eine respektvolle Diskussion führen. Wenn hingegen ein Gesprächspartner den anderen nur anpöbeln, kritisieren und verurteilen will, ist es an der Zeit, höflich das Gespräch zu beenden oder es in eine andere Richtung zu lenken. Um es kurz zu machen: Man sollte einen gemeinsamen Nenner finden und die andere Person respektvoll behandeln, auch wenn man ihre Meinung verabscheut (eine andere Version von „liebe den Sünder, aber hasse die Sünde“).

Wenn sich die Familie zu Weihnachten oder anderen Feiern versammelt, sollte man die guten Absichten seiner Freunde und Angehörigen schätzen und sie nicht abschreiben, nur weil sie bei komplexen politischen Fragen anderer Meinung sind. Denn das Leben besteht nicht nur aus Politik!

Mark Hendrickson ist Wirtschaftswissenschaftler. Er unterrichtete am Grove City College in Pennsylvania, wo er weiterhin Fellow für Wirtschafts- und Sozialpolitik am „Institute for Faith and Freedom“ ist. Er veröffentlichte Bücher zu unterschiedlichen Themen, darunter solche über die amerikanische Wirtschaftsgeschichte, anonyme Schriftzeichen in der Bibel, Vermögensungleichheit und den Klimawandel.

Dieser Artikel erschien im Original auf The Epoch Times USA unter dem Titel: Learning to Defuse Anger Through Respectful Dialogue (deutsche Bearbeitung von as)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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