Warum keine arabische Regierung den Gazastreifen oder das Westjordanland verwalten will
Israel mag zwar auf absehbare Zeit den gesamten Gazastreifen kontrollieren, ist aber nicht bereit, die Enklave zurückzunehmen. Die israelische Regierung verließ den Gazastreifen im Jahr 2005 und nahm dabei alle dort lebenden und sogar alle dort begrabenen Juden mit. Und Israel ist nicht allein.
Auch Ägypten will nichts mit dem Gazastreifen zu tun haben, den es bis zum Sechstagekrieg im Jahr 1967 – währenddessen Israel die Region einnahm – beherrschte. Ägypten hat die einmalige Herrschaft über Gaza gereicht. Trotz des Drucks der Vereinigten Staaten weigert es sich, den Gazastreifen zurückzunehmen, nachdem Israel das Gebiet von den Hamas-Terroristen befreit hat – auch nicht vorübergehend. Ägypten weigert sich auch, Palästinensern, die vor dem Krieg in Gaza fliehen, Zuflucht zu gewähren.
Jordanien, Saudi-Arabien und andere arabische Länder wollen ebenfalls nichts mit der Verwaltung des Gazastreifens zu tun haben. Versuche, die arabischen Länder für eine Friedensmission im Gazastreifen nach Ende des Krieges zu gewinnen, sind wegen des Verdachts auf palästinensische Absichten und aufgrund des Blutvergießens in der Vergangenheit gescheitert.
Kein arabisches Land will Palästinenser aufnehmen
Auch wollen die arabischen Länder nichts mit den Menschen in Gaza zu tun haben. Obwohl in Jordanien, Jemen, Algerien, Marokko, Libanon und Syrien und anderen arabischen Staaten Anti-Israel-Demonstrationen stattgefunden haben, hat keine dieser Regierungen angeboten, palästinensische Flüchtlinge aufzunehmen.
Jordanien fürchtet die Palästinenser seit dem Schwarzen September – dem blutigen Versuch der schwer bewaffneten palästinensischen Fedajin von Jassir Arafat im Jahr 1970, den jordanischen König Hussein zu töten und Jordanien zu erobern. Nachdem es den Palästinensern nicht gelungen war, die jordanische Armee zu besiegen, flohen sie in den Libanon, wo sie den Südlibanon einnahmen, der bald nach Arafats Fatah-Organisation Fatahland genannt wurde. Der Libanon, ein teils christliches, teils muslimisches Land, das als die Schweiz des Nahen Ostens bekannt war, zerfiel danach innerlich, zumal die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) den Südlibanon als Basis für Angriffe auf Israel nutzte.
Im Jahr 1975 wurde der Libanon von einem chaotischen Bürgerkrieg erschüttert, der das benachbarte Syrien dazu veranlasste, Truppen in den Libanon zu entsenden, um gegen die PLO vorzugehen. Im Jahr 1982 kam es dann zu einer israelischen Invasion, die Arafat und seine Getreuen zur Flucht nach Syrien veranlasste, von wo aus sie dann nach Tunesien vertrieben wurden.
1991: Kuwait verbannt alle Palästinenser
Im Jahr 1991, nach der Invasion und siebenmonatigen Besetzung Kuwaits durch Saddam Hussein, wies Kuwait aus Unmut über Arafats Loyalität zu Saddam praktisch alle 200.000 palästinensischen Einwohner innerhalb einer einzigen Woche aus.
Die Saudis haben sich gegen die Herrschaft der Hamas im Gazastreifen positioniert. Berichten zufolge verbietet das Königreich seinen Imamen, für die Palästinenser zu beten, und inhaftiert saudische Bürger, die ihre Unterstützung für die palästinensische Sache zum Ausdruck bringen.
Ägyptens Weigerung, die Bewohner des Gazastreifens zu akzeptieren, ist besonders interessant, da sich viele von ihnen als Ägypter betrachten. „Die Hälfte der Palästinenser sind Ägypter“, stellte Ḥamas-Innenminister Fathi Ḥammad vor einem Jahrzehnt verbittert fest, als er sich darüber ärgerte, dass der ägyptische Präsident Abd al-Fattah as-Sisi sich weigerte, der Hamas gegen Israel zu helfen.
„Wer sind die Palästinenser?“, rief er aus. „Wir haben viele Familien mit dem Namen al-Masri, deren Wurzeln ägyptisch sind! Sie können aus Alexandria, aus Kairo, aus Damietta, aus dem Norden, aus Assuan, aus Oberägypten stammen. Wir sind Ägypter; wir sind Araber. Wir sind Muslime. Wir sind ein Teil von euch. Ägypter! Die Hälfte meiner Familie ist ägyptisch – und die andere Hälfte ist Saudi.“
„Masri“ bedeutet auf Arabisch „der Ägypter“.
Arafat – der prominenteste Ägypter in Gaza
Zu den prominenten Ägyptern in Gaza gehört Arafat, der die unabhängigen, selbstverwalteten arabischen Clans in der Region zu einer palästinensischen Nation umdefinierte. Er selbst sagte in seiner offiziellen Biografie: „Wenn es so etwas wie ein palästinensisches Volk gibt, dann habe ich, Jassir Arafat, es geschaffen.“ Arafat ist in Ägypten geboren und aufgewachsen; er studierte an der Universität Kairo und diente im ägyptischen Militär.
Arafat ist auch ein Grund dafür, dass Ägyptens Präsident as-Sisi den Gazastreifen trotz seiner Energieressourcen vor der Küste nicht haben will. Arafat verwandelte den Gazastreifen in einen Zufluchtsort für Terroristen, die sich später der Hamas anschlossen – einem Ableger der Muslimbruderschaft, die vor einem Jahrzehnt die Macht in Ägypten ergriff und nun wieder droht, dies zu tun.
Ägypten nimmt seine Sicherheit ernst. Um Ägypten vor Terroristen aus dem Gazastreifen zu schützen, riegelte das Land nach der Machtübernahme durch die Hamas im Jahr 2007 seine Grenze ab. Um den Transport von Waffen und Terroristen über Tunnel zwischen Ägypten und Gaza zu unterbinden, schuf es eine kilometerbreite Pufferzone, indem es die Sinai-Stadt Rafah auf der ägyptischen Seite der Grenze zerstörte, wodurch etwa 70.000 Menschen vertrieben wurden. Außerdem flutete Ägypten die Tunnel und errichtete eine sechs Meter hohe Stahlbetonmauer, die bis zu fünf Meter unter die Erde reicht.
Wie Israel sehen auch die arabischen Regierungen den Gazastreifen und die Palästinenser als existenzielle Bedrohung an. Deswegen fordert keine arabische Regierung die Rückgabe des Gazastreifens an Ägypten oder die Rückgabe des Westjordanlands an Jordanien. Die arabischen Regierungen versuchen, die Palästinenser in den an Israel angrenzenden Gebieten einzudämmen, damit sie Israels Problem bleiben.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: “Why No Arab Government Wants Gaza, the West Bank, or Palestinians“. (deutsche Bearbeitung nh)
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