Pro & Contra: Karlspreis für Wlodymyr Selinskyj

Darf man die Verleihung des Karlspreises an den ukrainischen Präsidenten überhaupt kritisieren? Der Journalist Matthias Matussek findet ja. Rechtsanwalt Ralf Höcker sieht in der Verleihung ein Bekenntnis zu unseren westlichen Werten.
Der ukrainische Präsident Selenskyj ist erstmals nach Beginn des russischen Angriffskriegs in Deutschland. Der Internationale Karlspreis zu Aachen ist der älteste und bekannteste Preis, der für Leistungen im Dienste der europäischen Einigung verliehen wird.
Der ukrainische Präsident Selenskyj ist erstmals nach Beginn des russischen Angriffskriegs in Deutschland. Der Internationale Karlspreis zu Aachen ist der älteste und bekannteste Preis, der für Leistungen im Dienste der europäischen Einigung verliehen wird.Foto: Ina Fassbender/Pool AFP/dpa
Von 17. Mai 2023

Am 14. Mai 2023 fand in Aachen die Verleihung des Karlspreises für europäische Verdienste statt, der Selenskyj und dem ukrainischen Volk im Dezember zugesprochen worden war. Die Vergabe wird kontrovers diskutiert, hier zwei gegensätzliche Meinungen.

PRO: Ralf Höcker

Warum Selenskyi den Karlspreis verdient hat

„Es ist mir ein Rätsel, wie so viele konservative Weggefährten nach der Wende auf die Seite Russlands schwenken konnten. Glauben sie, dass Putin uns vor dem Gendern und den Windrädern rettet? Das wird er nicht tun. Das müssen wir schon selbst hinkriegen. Oder wollen sie sich ein Gegengewicht zu den verhassten USA ins Haus holen?

Ich mag die USA. Als Rentner will ich auf meiner Ranch in Montana mit dem Schnellfeuergewehr herumballern, ohne dass mir irgendwer mit Verboten und Vorschriften auf den Keks geht. Ich bin weitgehend amerikanisiert. Das sind wir alle, wir wollen es nur nicht wahrhaben: Wie viele amerikanische Bands und Sänger der letzten 60 Jahre mögen Sie? Und wie viele russische? Haben Sie im Kino mehr amerikanische oder russische Filme gesehen? Haben Sie (außerhalb der DDR) mehr Soljanka, Borschtsch und Blini gegessen oder mehr Hamburger, Spare Ribs und New York Cheese Cake? Wir tragen amerikanische Kleidung, telefonieren mit amerikanischen Handys und sind häufiger im fernen Los Angeles und Miami zu Besuch als um die Ecke in Sotschi. Wir sind der Westen!

Sie nicht? Sie sind rein national gesinnt? Dann baue ich Ihnen eine Krücke: Die Amerikaner waren eine englische Kolonie. Die Engländer sind ausgewanderte Norddeutsche mit ein bisschen Einfluss aus Skandinavien und Frankreich. Englisch ist im Kern ein alter deutscher Dialekt. Europäer haben die Kultur der USA weitgehend bestimmt und umgekehrt beeinflussen die Amerikaner nun uns – mit Rock und Rap und leider auch mit Gendergedöns. Wir sind der Westen, auch wenn Ihnen das nicht passt. Die Russen sind uns zwar geografisch näher. Sie haben Strawinsky und Kandinsky und sie gendern nicht. Aber: Europa ist für die Russen gerade geografisch bedingt, sicherheitspolitisch begründet und imperialistisch beansprucht ihr Vorhof, in dem sie bestimmen wollen, was geschieht. Ich will sie mir genau deshalb so weit wie möglich vom Hals halten.

Jeder Pufferstaat, der zwischen uns und Moskau liegt, ist ein Segen. Er schafft erst die Äquidistanz zu Russen und Amerikanern, zu der uns im Westen der Atlantik und sechs Zeitzonen verhelfen. Auch deshalb unterstütze ich den Abwehrkampf der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg. Er ist ein Kampf für Demokratie und Menschenrechte, aber auch für die Freiheit Europas. Es ist dumm und unsinnig, zu glauben, dass es Europa besser geht, wenn wir uns in die Arme des russischen Bären werfen. Das Gegenteil ist der Fall. Europa von Lissabon bis Luhansk sollte langfristig gute Beziehungen zu Russen und Amerikanern halten. Wir sollten unsere Interessen international selbstbewusst vertreten, im Zweifel aber wissen, auf welcher Seite wir stehen, und das ist auf historisch absehbare Zeit nicht die Russische. Und wenn Europa angegriffen wird, sollten wir es verteidigen.“

Höcker ist Fachmann für Medien- und Markenrecht, Erfolgsanwalt und Autor

CONTRA: Matthias Matussek

Warum Selenskyi den Karlspreis nicht verdient hat

„Der ganze Krieg ist ein großer, blutiger Bluff. Der Auftritt des ukrainischen Präsidenten Selenskyj bei Steinmeier, Scholz, und dann in Aachen war wie Geisterbahnfahrt. Nein, wie ein Mafiatreffen. Wie tief ist die europäische Idee seit den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, die eine Friedensidee war, nur gesunken! Ich habe mich erschrocken über diese Horrortruppe. Ich dachte, so viel Unheil auf einem Haufen, das gibt’s doch gar nicht, einfach nur beängstigend.

Dass Ursula von der Leyen tatsächlich noch frei herumläuft, nachdem sie in dunklen Hinterzimmerdeals Pfizer Milliarden veruntreut hat, wundert mich nicht mehr, da passt der erwiesenermaßen korrupte Selenskyj genau in diese Truppe. In Aachen saßen mindestens 250 Jahre schweres Zuchthaus zusammen.

Klar, dass Olaf Scholz, gegen den wegen der dunklen Cum-Ex-Geschäfte ermittelt wird – Bestechlichkeit im Amt – der Festredner war. Das ist unsere politische Klasse sozusagen in Reinform. Die schiebt sich solche Preise zu. Und Steinmeier kann ohnehin keiner ernst nehmen.

Ja, wenn du die früheren Aachen-Preisträger anguckst, mit Helmut Kohl usw., das waren doch gestandene Staatsmänner. Preisträger Churchill war vielleicht ein großer Kriegskrimineller, aber dennoch auch ein großer Staatsmann im besten Sinne des Wortes, wenige wissen noch, dass er auch Literaturnobelpreisträger war, ein wunderbarer Stilist.

Der Auftritt von Präsident Selenskyj hat etwas von einer Schmierenkomödie. Mich wundert es nicht, dass selbst gestandene Schauspieler in Hollywood wie Sean Penn so hin und weg von diesem Theater sind – Schauspieler sind immer genau der Meinung, die mit dem größten Applaus rechnen kann.

Dieser Krieg in der Ukraine ist ein Stellverteterkrieg, den sich Selenskyj mit mittlerweile wohl hunderten Milliarden finanzieren lässt. Man müsste dringend ein Sonderkommando einrichten, das ermittelt, wo die ganzen Hunderte Milliarden geblieben sind, die der Westen Selenskyj da in den Hals gestopft hat. Sein Gewissen hat der schon längst abgeliefert. Diese Mischung aus Schmierenkomödie und Geschäftssinn ist unnachahmlich.

Selenskyj hatte seinen Wahlkampf gewonnen mit einem großen Friedensversprechen. Doch er stieg schon mit Russland in den Ring, als von einer Invasion noch lange nicht die Rede war. Mittlerweile werden die ukrainischen Männer von der Straße geholt. Da werden Zwangsrekrutierungen betrieben, wie im 30-Jährigen Krieg.

Ich glaube, im Donbass gibt es eine russische Mehrheit für Putin. Und die Krim wird er natürlich auch nicht aufgeben können. Letztlich wird es einen russischen Diktatfrieden geben, der eigentlich die Situation herstellt, die Putin von vornherein angeboten hat. Kein NATO-Beitritt, Krim bleibt russisch, Donbass bleibt bei Russland.

Die Zustimmung für Putin wächst stündlich. Nach dem Krieg wird er als Verteidiger des russischen Vaterlandes gepriesen werden. Das zeigen die Umfragen schon jetzt.“

Matussek ist Journalist, ehem. Kulturchef des Spiegels und mehrfacher Bestseller-Autor

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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