Ostern 2021: Die Vertreibung aus dem Paradies der Freiheit

„Ostern steht gegen die Versuchung, immer wieder vor den eigenen Schwierigkeiten davonzulaufen und den falschen Weg einzuschlagen. Ostern triumphiert über alle schlechten Erfahrungen, die wir je gemacht haben und auch nach Ostern wieder machen werden“, schreibt der Theologe Dr. Tropf. Auch im Corona-Jahr 2021.
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Ostern will Hoffnung setzen, wo alles dagegen spricht!Foto: iStock
Von 29. März 2021

Maria Magdalena steht in der Grabhöhle. Sie weint. Sie trauert. Sie weiß nicht, wie es weitergehen soll. Damit es überhaupt weitergehen kann, muss sie erstmal weggehen. Aber wohin? Wohin kann ich in der größten Katastrophe meines Lebens noch gehen? Welche Wege stehen mir noch offen, wenn alles zusammenbricht? Erstmal weg, nach Hause, mich einspinnen und die Decke über den Kopf ziehen.

Auf keinen Fall solch zweifelhaften Nachrichten trauen wie dem Bericht über eine „Auferstehung“ von diesen weißen Männern im leeren Grab. Das kann doch nicht sein! Er war diesen grausamen Martertod gestorben und ist ins Grab gelegt worden. Drei Tage lag er schon da und begann – wie jeder Mensch – zu verfallen. Das Grab ist der Ort der Verwesung – einmal auch für jeden von uns – wir können es nicht verhindern. Das Grab ist der Ort menschlicher Verzweiflung.

Aktuell gibt es auch in unserem Leben große Schwierigkeiten: Angst und Verzweiflung machen sich breit! Der Dauer-Lockdown zehrt unsere Nerven und unsere Finanzen auf. Sogar auf die Weihnachts- und Ostergottesdienste sollen die praktizierenden Christen verzichten.

Manchmal sind auch wir in dieser Zeit geneigt, mit Gott zu hadern und uns von ihm abzuwenden. Wer diese Art der Gottesfinsternis, diese persönliche Vertreibung aus dem eigenen Paradies schon einmal erlebt und erlitten hat, für den ist es ein spürbares Gefühl von Erlösung und Liebe, sich wieder mit Gott zu versöhnen, sich ihm wieder zuwenden zu können. Ein gutes Gefühl – zu dem uns die Auseinandersetzung mit der Bedeutung des christlichen Osterfestes helfen kann.

Draußen im Friedhofsgarten begegnet Maria jemandem, den sie nicht kennt. Sie hält ihn für den Gärtner.

Er fragt sie, warum sie weint. Sie antwortet: „Ich finde meinen Herrn nicht!“ (Joh 20,15) Sie kommt mit ihm ins Gespräch. Wieder spielt eine Schlüsselgeschichte der Bibel in einem Garten: Auch Adams Geschichte aus der Genesis spielt in einem Garten – im Garten Eden! Aus diesem Garten wird Adam vertrieben, weil er sich von Gott abwandte. Selbst als Gott ihn bei seinem Namen gerufen hatte: „Adam, wo bist Du?“, versteckte sich Adam vor Gott (Gen 3,9).

Als Jesus Maria Magdalena, die ihn nicht erkannte und von ihm abgewandt war, bei ihrem Namen rief: „Maria!“, wandte sie sich erneut um, ihm zu. Da erkannte sie ihn (Joh 20,16). Mit dieser zweiten Wende wendet sich ihr ganzes Leben.

Da ist also zunächst der Garten Eden, aus dem Adam herausgetrieben wurde, weil er vom „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ gegessen und sich daraufhin von Gott abgewandt hatte. Die Todverfallenheit des Adam liegt nicht in seiner in der Erkenntnis von Gut und Böse, sondern in seiner fortgesetzten Abgewandtheit von Gott. Er wird den Garten Eden nicht mehr lebend betreten.

Es ist derselbe Garten, in dem der Sohn Gottes, Jesus Christus, sich aus freiem Willen Leiden und Tod unterwarf, aus lauter Liebe am „Baum des Lebens“ Sühne für Adams Schuld der Gottabgewandheit zu leisten. Im Garten des Todes ist Jesus am Kreuz gestorben und bestattet worden.

Und es ist derselbe Garten schließlich und endlich, der zum Garten der Auferstehung geworden ist, denn dort wird Jesus auferweckt und zeigt sich Maria Magdalena als der Auferstandene. Maria wendet sich dem Auferstandenen zu und ist damit hineingenommen in das Geheimnis von Erlösung und Auferstehung – stellvertretend für jeden von uns, der sich dem Geheimnis der „Auferstehung“ zuwendet.

Im Augenblick tragen wir diese österliche Stimmung nicht so strahlend in uns.

2021: Vertreibung aus dem Paradies der Freiheit

Die Einschränkungen unserer Freiheit machen uns zu schaffen, sind vergleichbar mit der Vertreibung aus dem Paradies. Sie bringen viele dunkle Stunden – vielen Menschen in unserem Land. Der gläubige Christ stellt sich an dunklen Tagen zum hellen Licht der Osternacht! Er geht in den Garten der Auferstehung – ans leere Grab, wo der auferstandene Christus auf ihn wartet und ihm neue Hoffnung gibt. Christus hat durch seinen Tod und seine Auferstehung das Tor zu diesem Garten, das Tor zum Paradies wieder aufgestoßen!

Ostern ist nicht etwa eine Frage des Verstandes!

Ostern berührt tiefer! Ostern berührt mich ganz: An Leib, Geist und Seele! Der Auferstandene berührt mich in der Tiefe meiner Existenz, weil er Hoffnung gibt – über den Tag hinaus.

Ostern steht gegen die Versuchung, immer wieder vor den eigenen Schwierigkeiten davonzulaufen und den falschen Weg einzuschlagen. Ostern triumphiert über alle schlechten Erfahrungen, die wir je gemacht haben und auch nach Ostern wieder machen werden.

Ostern will Hoffnung setzen, wo alles dagegen spricht! So steht der Garten des Lebens auch uns offen, wenn wir auf unserem Lebensweg auch den Weg zum Leben gehen. Die Hinweisschilder dahin hat der „Gärtner“ selbst für uns aufgestellt – auch in diesem verzweifelten Corona-Jahr 2021!

Über die Autoren: Bettina und Philipp Tropf wohnen bei Aschaffenburg und führen gemeinsam das Unternehmen Bephitro. 2020 haben sie das Buch „Todesursache: Unfehlbarkeit!: Eine Kirche nimmt Abschied von dieser Welt“ veröffentlicht. Dr. theol. Philipp Tropf promovierte 2009 im Fach Kirchengeschichte. In Würzburg empfing er die Priesterweihe und wirkte in der Rhön und im Spessart. Ende 2017 wurde er durch die Amtskirche mit Berufsverbot belegt, nachdem er sich offen zu seiner Frau bekannt hatte. Seit November 2020 ist Philipp Tropf Bundesgeschäftsführer der WerteUnion.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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