Milieutheorie versus Keimtheorie – ein neuer Blick auf ein altes Prinzip

Die Rolle, die ein starkes Immunsystem bei Krankheiten spielt, wird in der modernen Medizin oft zugunsten von Medikamenten übergangen. Das hat mit der Keimtheorie zu tun, auf der die heutige Medizin basiert. Doch sie ist nicht die einzige Theorie, die beachtet werden sollte.
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Laut der Milieutheorie zieht ein geschwächter Körper Krankheiten an, während ein gesunder Körper ihnen widersteht.Foto: peterschreiber.media/iStock
Von 26. Mai 2024

Die moderne Medizin stützt sich bei Krankheiten größtenteils auf die Keimtheorie. Dieses Konzept stammte aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und führte in den 1940er-Jahren zur Entwicklung der ersten Antibiotika. Obwohl sie Millionen von Menschen vor tödlichen Infektionen bewahrte, zeigt die derzeitige explosionsartige Zunahme chronischer Erkrankungen die Unzulänglichkeiten dieser Theorie.

Aus der gleichen Zeit stammte auch das Modell der Milieutheorie, das heute fast in Vergessenheit geraten ist. Doch langsam erhält es endlich die Aufmerksamkeit, die es verdient, und könnte die nächste Entwicklung in der Medizin bestimmen. Jeder kann sich die Prinzipien der Milieutheorie zu eigen machen, um Krankheiten zu bekämpfen und gesund zu bleiben.

Unterschiedliche Ansätze zweier Theorien

Die Keimtheorie geht davon aus, dass Krankheiten durch bestimmte Keime entstehen. Um gesund zu werden, müssen die Keime vernichtet werden. Im Gegensatz dazu postuliert die Milieutheorie, dass ein geschwächter Körper Krankheiten anzieht, während ein gesunder Körper ihnen widersteht. 

Um die beiden Theorien zu vergleichen, kommt oft die Analogie eines Fischbeckens zum Einsatz. Wenn ein Fisch krank ist, müsste man ihn der Keimtheorie zufolge isolieren und ihn vielleicht mit einem Antibiotikum behandeln oder impfen. Die Milieutheorie besagt: „Reinige das Aquarium!“

Unser Körper ist unser Milieu. Um es gesund zu halten, müssen wir so einiges tun: 

Die Grundsätze der Milieutheorie dienen jedoch nicht nur dazu, uns gesund zu halten. Sie können genutzt werden, um uns wieder gesundzumachen, wenn wir krank sind. Der Fokus auf eine einzige Ursache wie einen Krankheitserreger eignet sich hingegen gut für ein Geschäftsmodell, das Medikamente unterstützt.

Ein ganzheitliches Gesundheitsverständnis, das sich auf die Milieutheorie stützt, stellt den Lebensstil in den Vordergrund und legt die Verantwortung für unsere Gesundheit weitgehend in unsere eigenen Hände.

Die Keimtheorie unter dem Mikroskop

Es besteht kein Zweifel, dass Antibiotika Leben retten. Die Keimtheorie hat unser Verständnis dafür erweitert, dass wir diese Welt mit winzigen Mikroben teilen, die wir nicht sehen können, die uns aber krank machen können. Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse, die die Bedeutung unseres Mikrobioms hervorheben, liefern jedoch reichlich Beweise dafür, dass die Keimtheorie unvollständig und bestenfalls kurzsichtig ist.

Das Mikrobiom oder die Mikrobenflora ist eine Bezeichnung für die Billionen Bakterien, Viren, Pilzen und Parasiten, die sich in und auf unserem Körper befinden. Die große Mehrheit dieser Organismen trägt zu einem glücklichen Milieu bei und beeinflusst eine Vielzahl von Prozessen in unserem Körper. Tatsächlich fördert ein Mangel an solchen nützlichen Bakterien Krankheiten und macht uns anfälliger für krankheitserregende Mikroben und chronische Erkrankungen.

Ferner vernichten Antibiotika viele unserer nützlichen Mikroorganismen. Außerdem forscht die moderne Medizin auf der Grundlage der Keimtheorie nach verschiedenen Medikamenten, um einzelne Krankheiten zu bekämpfen. Inzwischen gibt es jedoch Hinweise darauf, dass viele dieser Medikamente unser Mikrobiom beeinträchtigen. Des Weiteren entziehen Arzneimittel unserem Körper wichtige Nährstoffe, was unser Milieu weiter stört.

Beispiele für die Milieutheorie: Kinderkrankheiten

Die vielleicht älteste Kontroverse zwischen der Keimtheorie und der Milieutheorie ist die historische Aufzeichnung über Kinderkrankheiten wie beispielsweise Masern. Die Debatte kam in den letzten Jahre durch die Zunahme der Masernfälle in Europa und den USA wieder auf.

Masern können schwer verlaufen. Sie fordern immer noch jährlich schätzungsweise 100.000 Menschenleben weltweit – vor allem in den ärmeren Ländern Afrikas und Südostasiens. Allerdings ist allgemein anerkannt, dass Nahrung beziehungsweise ein Nahrungsmangel die größte Rolle dabei spielen, wie schwer die Krankheit verläuft.

Es lohnt sich, einen Blick auf die Geschichte der Masern zu werfen. Dabei sieht man, dass die Sterblichkeitsrate bei Masern zu sinken anfing, lange bevor ein Impfstoff auf den Markt kam. Sowohl historische als auch neuere Erkenntnisse bestätigen, dass eine bessere Ernährung –besonders wichtig ist Vitamin A – dabei hilft, Masern vorzubeugen und ihren Schweregrad zu senken.

Vitamin C ist ein weiterer wichtiger Nährstoff, insbesondere bei der Bekämpfung einer Viruserkrankung, wie Kardiologe und Vitamin-C-Fachkundiger Dr. Thomas E. Levy in einem Artikel erläuterte. Besser bekannt unter seinem wissenschaftlichen Namen Ascorbinsäure, ist Vitamin C ein starkes Antioxidans, das für die Gesundheit der Gefäße unerlässlich ist. 

Wenn der Körper eine Virusinfektion bekämpft, verbraucht er schnell Vitamin C. Deshalb können viele kritische Infektionen zu Blutungen führen und schließlich bei den Patienten Skorbut hervorrufen. Zudem ist hochdosiertes intravenöses Vitamin C bei der Behandlung von Sepsis (Blutvergiftung) wirksam. Das unterstreicht erneut, wie wichtig das Milieu ist, um Infektionskrankheiten vorzubeugen und zu behandeln.

Es ist nie zu früh, das Milieu zu säubern

Das Spannungsverhältnis zwischen Keim- und Milieutheorie könnte eine Frage des Zeitpunkts sein. Es braucht Zeit, unser Milieu nach dem Ausbruch einer Krankheit zu reinigen.

Wir müssen uns neue Gewohnheiten aneignen und unsere Ernährung sowie unsere Freizeitgestaltung ändern. Vielleicht müssen wir auch vergangene Traumata aufarbeiten. In manchen Fällen müssen wir auch unsere Umgebung ändern oder uns neue Kenntnisse aneignen. 

Es dauert lange, bis ein Milieu gereinigt ist. Deshalb kann man nie zu früh damit beginnen und sollte am besten nicht warten, bis eine akute Erkrankung auftritt – egal ob es sich um eine schwere Infektion, inoperablen Krebs oder einen Herzinfarkt handelt.

Wenn man der ganzheitlichen Milieutheorie folgt, senkt man das Risiko für solche Diagnosen oder wird zumindest schneller wieder gesund.

 

Über die Autorin:

Emma Tekstra ist Versicherungsmathematikerin, unabhängige Gesundheitsforscherin und Autorin von „How to Be a Healthy Human“. Seit 30 Jahren berät sie Unternehmen und Einzelpersonen in den Bereichen Sozialleistungen, Gesundheit und Wohlbefinden. Mehr unter EmmaTekstra.com.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Terrain Theory vs. Germ Theory–A Fresh Look at an Old Principle“. (redaktionelle Bearbeitung as)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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