Die deutsche Klimaschutzpolitik sei teurer als nötig, las man kürzlich in der FAZ. Es genüge für den Klimaschutz, also für das Vermeiden des anthropogenen Kohlendioxids (CO2), des vorgeblichen „Klimakillers“, allein der Handel mit CO2-Zertifikaten. Stattdessen aber diskutiere man in Deutschland den Ausbau der Wind- und Solarenergie und neuerdings den Kohleausstieg. So, als könne man Klimapolitik nur mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und dem Abriss von Kohlekraftwerken betreiben. Das sei Unfug. Eine gute Idee? Ja und nein.
Gut zunächst ist die Idee dann, wenn sich der CO2-Ausstoß ganz ohne Windkraft- und Fotovoltaikanlagen senken ließe und das nur mit dem Zertifikatehandel gelänge. Denn diese Anlagen sind wegen des EEG unglaublich teuer. Allerdings werden Ausbau von Windkraft und Solarstrom sowie Kohleausstieg nicht nur „diskutiert“, sondern sie finden – politisch gewollt – wie unaufhaltsam statt. Und Zigtausende dieser Zufallsstromerzeuger bedecken weite Landstriche in Deutschland seit langem schon in unerträglicher Weise.
Die sind nun erst einmal da und verschlingen weiterhin unnötig ein Heidengeld. Sie werden bleiben, bis die staatliche Subventionierung ausgelaufen ist, die der deutsche Gesetzgeber den Betreibern für zwanzig Jahre zugesichert und den Stromverbrauchern aufgelastet hat. Auch werden die überaus vielen Gewinnler und ihre Lobbyisten (einschließlich der einschlägigen Bürokratie) heftige Gegenwehr leisten, um zu verhindern, dass man ihnen ihre Goldesel wegnimmt. Gesetze abschaffen, gelingt ohnehin kaum. Das wird beim EEG erst recht schwer sein.
Wie das CO2 einen Marktpreis bekommt
Zertifikatehandel meint den Handel mit staatlich begrenzten Rechten, die es erlauben, (vermeintlich) klimaschädliches CO2 auszustoßen. Dabei beschränkt der Staat den Gesamtausstoß auf eine CO2-Menge, die er jährlich für höchstens zulässig hält. Dann teilt er diese Gesamtmenge tonnenweise in Einzelmengen auf, zwingt alle CO2-Emittenten, solche Rechte (in Form von Zertifikaten) zu erwerben und erlaubt es den Rechteinhabern, mit den Zertifikaten zu handeln.
Wer also solche Rechte bekommen hat und sie nicht (mehr) alle benötigt, kann sie also verkaufen. Und wer von diesen Rechten (vorerst noch) nicht genug hat, muss welche zukaufen. Stattfindet der Handel an einer Zertifikatebörse. Dort bildet sich der Zertifikatepreis frei nach Angebot und Nachfrage. So bekommt die „Verschmutzung“ mit CO2 einen Preis, einen Marktpreis.
Ökonomen lieben so etwas
Bekanntlich entsteht für ein Gut nur dann ein Preis, wenn dieses Gut knapp ist. Freie Güter haben keinen. Aber von denen gibt es inzwischen fast keine mehr. Immerhin ist noch die Luft, die wir atmen, so ein freies Gut.
Ein Knappheitspreis ist auch der Zertifikatepreis. Doch handelt es sich um eine künstliche Verknappung. Sie entsteht, weil der Staat den CO2-Ausstoß auf eine bestimmte Gesamtmenge beschränkt hat. Beschränkt er sie im Lauf der Jahre weiter – und so geschieht es in der EU seit 2013 – wird die erlaubte CO2’-Menge knapper, und der Zertifikatepreis steigt – es sei denn, den Emittenten gelingt es, durch technischen Fortschritt, den Ausstoß zu verringern, denn eben das ist der Zweck der Übung: den Ausstoß verringern mit marktwirtschaftlichen „Instrumenten“. Ökonomen lieben so etwas.
Was der Emissionshandel leistet
Joachim Weimann ist ein solcher. Er lehrt als Professor für Volkswirtschaft an der Universität Magdeburg. Jener FAZ-Beitrag mit der Überschrift „Unterschätzter Emissionshandel“ stammt aus seiner Feder. Klug sei es, schreibt Weimann, dafür zu sorgen, dass die Menge an CO2-Einsparung („je eingesetzter Ressourceneinheit“) maximal werde und dass die Kosten je vermiedener Tonne CO2 minimiert würden. Genau das leiste der Emissionshandel.
Weimann: „Ökonomen nennen das ‚Kosteneffizienz’. Achten wir nicht darauf und betreiben eine ineffiziente Politik, bedeutet das, dass wir mit dem gleichen Ressourceneinsatz mehr CO2 hätten einsparen können, als wir tatsächlich tun.“
EEG und Kohleausstieg sind überflüssige Instrumente
Für Weimann funktioniert der Emissionshandel „besser als jedes andere Instrument und vor allem besser als der deutsche Alleingang, der aus EEG und Kohleausstieg besteht“. Aber nicht nur das, sondern mit ihm koste das Vermeiden von CO2 nur 5 bis 8 Euro je Tonne. Dagegen koste es 415 Euro je Tonne Kohlendioxid, wenn Deutschland zum CO2-Einsparen Fotovoltaik einsetze. Das ist 83- bis 51mal so viel.
Selbst wenn man den aktuellen Emissionsrechtepreis von 20 Euro zugrunde lege, sei Fotovoltaik immer noch 20mal teurer.
Weimann schreibt: „Der Emissionshandel führt dazu, dass man alles andere nicht braucht. Man kann mit ihm jedes Klimaziel kosteneffizient realisieren. Der Einsatz nationaler Klimapolitiken kann deshalb die Klimapolitik nur teurer machen, aber nicht besser. Das EEG ist deshalb ein überflüssiges Instrument. … Die vielen Windräder, die nach 2026 am Netz sein werden, und die dann stillgelegten Kohlekraftwerke werden kein Gramm CO2 einsparen. … Der Handel mit Emissionszertifikaten eröffnet Möglichkeiten, die weit über das hinausgehen, was mit EEG und Kohleausstieg erreichbar ist.“
Überlegungen, die in Deutschland tabu sind
Kohlekraftwerke stillzulegen, so Weimann, „wäre nur dann sinnvoll, wenn das die kostengünstigste Möglichkeit wäre, die notwendige CO2-Vermeidung hinzubekommen. Das ist wahrscheinlich nicht der Fall. In Europa gibt es eine große Zahl von Anlagen, bei denen die Vermeidung zu deutlich geringeren Kosten möglich ist. Wir würden die CO2-Emissionen der Kohlekraftwerke sicher und vollständig einsparen, ohne komplett aus der Kohle aussteigen zu müssen. Der Ausstieg würde sicher irgendwann kommen, aber nicht dann, wenn es einer bunt zusammengewürfelten Kommission passt, sondern wenn der Ausstieg die effizienteste Form der Vermeidung ist. Bei welchem CO2-Preis das der Fall ist, würde sich zeigen.“
Aber in Deutschland seien solche Überlegungen tabu. An den Grundfesten der Energiewende dürfe nicht gerüttelt werden.
Aber warum soll der Ausstoß von CO2 überhaupt etwas kosten?
So weit, so gut. Wenn man also „alles andere nicht braucht“, dann weg mit dem Strom mittels Wind und Sonnenschein. Dann immerhin würde das CO2-Einsparen sehr viel kostengünstiger zu haben sein – falls denn die Widerstände in Politik und Lobby überwunden würden. Aber warum soll der Ausstoß von CO2 überhaupt etwas kosten?
Dafür dass dieses Spurengas das Erdklima erwärmt oder gar aufheizt, haben die Klimaschützer bisher keinerlei Beweis vorgelegt. Trotzdem wollen sie die Menschen mit exorbitant hohen Kosten belasten, die kumuliert in die Billionen Euro gehen. Ihre CO2-Erwärmungsbehauptung ist noch nicht einmal plausibel. Plausibel dagegen ist, dass der Klimawandel, der auf der Erde seit Jahrtausenden nachgewiesen stattfindet, hauptsächlich auf die schwankenden Sonnenaktivitäten zurückzuführen ist.
In Wirklichkeit stehen hinter der Klimaschutzpolitik ganz andere Absichten. Der Klimaschutz dient nur als Begründung fürs Volk, das der Angstmacherei ziemlich blind folgt. Kurzum, auch der CO2-Zertifikatehandel ist überflüssig.
Wie man im falschen Leben landet
Einer meiner Freunde – ich zitiere ihn, ohne seinen Namen zu nennen, weil er das nicht möchte – äußerte sich in diesem Zusammenhang so: „Vielerorts meint so mancher Bürgerliche, dass der Zug in Sachen Klimaschutz ‚abgefahren’ sei und man nur noch eine Chance habe, auf etwas mehr ‚marktwirtschaftliche Instrumente’ beim Klimaschutz zu drängen. Ein bekannter Satz vom Theodor W. Adorno heißt: ‚Es gibt kein richtiges Leben im falschen.’ Wer die unbewiesene Behauptung vom angeblich ‚klimaschädlichen’ CO2 akzeptiert, landet augenblicklich im falschen Leben. Und kann dann nur auf Milderung des Wahnsinns hoffen. Und einige ‚marktwirtschaftliche’ Elemente und Schönheitskorrekturen anmahnen.
Was für eine Chance auf ein Alleinstellungsmerkmal für bürgerliche Politiker, wenn man linken Schwindel Schwindel nennt. Ein bisschen Rückgrat muss der oder die allerdings schon mitbringen. Denn der ökologisch-industrielle Komplex wird solche Mutigen gnadenlos verfolgen. Doch der Versuchung, die Luft zum Atmen zu besteuern, werden wohl auch bürgerliche Politiker erliegen.“
Woran der geplante Ausbau von Wind- und Solarenergie scheitern wird
Abschließend noch einmal der Ökonom Joachim Weimann: Der geplante Ausbau von Wind- und Solarenergie werde schon bald an technische, finanzielle und politische Grenzen kommen – technisch, weil beispielsweise weder das Speicherproblem noch der Netzausbau gelöst würden, finanziell, weil die CO2-Vermeidungskosten (nicht zu verwechseln mit den Stromgestehungskosten) für alle Erneuerbaren exorbitant seien, sowie politisch, weil der Widerstand in der Bevölkerung exponentiell wachsen werde, wenn die Energiekosten weiter stiegen. Schon heute gebe es in Deutschland mehr als 1000 Bürgerinitiativen, die gegen die hohen externen Kosten der Windkraft Sturm liefen.
Grüner Populismus, aber politisch hoffähig
Nach Weimann zeigen alle Erfahrungen mit dem Instrument Emissionshandel,
dass es eine hohe Dynamik des technischen Fortschritts bei der Vermeidung von Emissionen erzeugt. Vermeidung wird immer billiger, wenn man das Entdeckungsverfahren des Marktes einsetzt. Die deutsche Klimapolitik hält davon nicht viel. Sie verlässt sich lieber auf die einfachen, sehr teuren Lösungen. Das ist zwar grüner Populismus, aber der ist politisch hoffähig und gefällt den Kindern.“
Zuerst erschienen bei www.kpkrause.de
Zum Autor: Dr. Klaus Peter Krause, geb. 1936, war bis zu seinem Ruhestand verantwortlicher Wirtschaftsredakteur (Ressortleiter) der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und Geschäftsführer der FAZit-Stiftung, der Mehrheitsgesellschafterin der FAZ und der Frankfurter Societäts-Druckerei. Er betreibt seit 2008 den Blog kpkrause.de
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