Ist das der Startschuss für den finalen Melt-up?
Diese globalen Entwicklungen werfen die entscheidende Frage auf: Stehen wir vor einem finalen „Melt-up“ an den Finanzmärkten, oder droht uns doch der Crash?
Die Rückkehr des „Moneyprinters“ – was China damit bezweckt
China steht aktuell vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen, allen voran im Immobiliensektor. Die Preise in den Großstädten sind auf den tiefsten Stand seit acht Jahren gefallen. Jetzt muss man wissen: Die chinesische Bevölkerung hat rund 60 Prozent ihres Vermögens in Immobilien investiert.
Das ist deutlich höher als in anderen Ländern. Daher greift die Regierung jetzt ein, um den Markt zu stützen. Zinssenkungen auf bestehende Kredite, eine reduzierte Mindestanzahlung auf Immobilienkredite und eine Lockerung der Reservenanforderungen für Banken sollen frisches Geld in das System spülen.
Ergebnis: Rund eine Billion Yuan werden freigesetzt – eine gewaltige Summe, die die chinesischen Aktienmärkte bereits spürbar beflügelt hat. Die Alibaba-Aktie zum Beispiel hat seit Anfang September mehr als 40 Prozent zugelegt. Trotz dieser massiven Kursgewinne sind viele chinesische Aktien immer noch weit von ihren ehemaligen Höchstständen entfernt.
Auch andere Zentralbanken wie die EZB könnten bald nachziehen und die Zinsen weiter senken. Goldman Sachs rechnet mit einer Beschleunigung der Zinssenkungen in Europa. Und wenn man sich die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland anschaut, dann wird wohl kein Weg an Zinssenkungen vorbeiführen.
Frische Daten des ifo Instituts belegen jetzt, wovon ich schon seit Monaten warne: Deutschland ist wieder der kranke Mann Europas.
Der ifo-Geschäftsklimaindex meldete für die deutsche Wirtschaft den vierten Rückgang in Folge. Die Stimmung in der Exportindustrie ist im Sinkflug. So gingen zum Beispiel die ifo-Exporterwartungen im September auf -6,3 Punkte im Vergleich zu -5,2 Punkte im August zurück.
Deutschland galt lange Zeit als der Wirtschaftsmotor in der Eurozone. Nimmt man nun noch die hohe Verschuldung vieler südeuropäischer Staaten dazu, so ist es logisch, dass die Zinsen gar nicht mehr lange auf diesem Niveau bleiben können.
Stagflation und steigende Rohstoffpreise
Doch all diese Maßnahmen, die mehr Liquidität ins System spülen, bergen auch erhebliche Risiken. Die globalen Stimulusprogramme könnten zu einem erneuten Anstieg der Rohstoffpreise führen, was wiederum die Inflation anheizt. Das Szenario einer Stagflation – steigende Preise bei stagnierendem Wachstum und zunehmender Arbeitslosigkeit – rückt immer näher.
Beim Wort Stagflation werden natürlich Erinnerungen an die 1970er-Jahre wach. Damals waren es vor allem Öl, Silber und Gold, die in dieser Phase als sichere Häfen fungierten und die eine starke Kursentwicklung gesehen haben. Und wer weiß: Sollte es zu einer Stagflation kommen, so könnte auch der Bitcoin zu den großen Profiteuren zählen.
Alle Augen auf Bitcoin
Historisch betrachtet reagiert Bitcoin besonders sensibel auf die Liquiditätsschübe der Notenbanken. Die Korrelation zwischen der Geldmenge und dem Bitcoin-Kurs ist klar erkennbar.
Gerade jetzt, wo die Liquidität weltweit steigt, könnte Bitcoin seinen nächsten Ausbruch erleben. Besonders spannend wird es im Oktober: Dieser Monat gilt historisch als einer der stärksten für Bitcoin – mit durchschnittlichen Kursgewinnen von 23 Prozent.
Sollten wichtige Kursmarken wie das alte Allzeithoch überschritten werden, könnte dies der Startschuss für eine weitere massive Rallye sein. Bitcoin-Investoren sollten sich jedoch bewusst sein, dass die Volatilität hoch bleibt.
Ein Bruch wichtiger Unterstützungslinien, wie etwa der 57.000-Dollar-Marke, würde kurzfristig für Turbulenzen sorgen und dann könnte es sogar noch einmal in Richtung 40.000 US-Dollar gehen.
Nahost-Krise: Öl und Gold im Fokus
Natürlich richtet sich der Fokus vieler Anleger gerade auf die Geschehnisse im Nahen Osten. Vor allem sehr liquide Märkte reagieren meist kurzfristig negativ auf geopolitische Ereignisse, fangen sich jedoch schnell wieder.
Politische Börsen haben bekanntlich kurze Beine, dennoch sollte man die Geschehnisse im Auge behalten. Sollte es weiter eskalieren, könnte es im Extremfall schnell dazu kommen, dass die Straße von Hormus geschlossen wird, was vor allem auf den Ölpreis einen großen Einfluss hätte.
Öl bleibt daher auf jeden Fall aus Anlegersicht interessant. Ölaktien könnten nach den jüngsten Korrekturen einen Blick wert sein. Bei Gold sehe ich ebenfalls eine kurzfristige Korrektur nach der geopolitisch bedingten Rallye, wobei ich Rücksetzer mittel- bis langfristig als Einstiegschance betrachte.
Fazit: Melt-up oder Crash?
Die kommenden Monate versprechen, volatil zu bleiben. Aktuell gibt es viele Anzeichen für eine anhaltende Rallye an den Märkten. Zentralbanken weltweit werden gezwungen sein, noch mehr Geld in die Märkte zu pumpen, was mittelfristig die Inflation weiter anheizen dürfte.
In einem solchen Szenario bleiben limitierte Sachwerte wie Gold die Favoriten für eine langfristige Absicherung, vor allem im Hinblick auf eine Abwertung des US-Dollars. Wer in diesen volatilen Zeiten erfolgreich sein will, sollte flexibel bleiben, Trends genau beobachten und sich nicht auf ein einziges Szenario versteifen.
Mein Szenario ist eine weitere Inflationierung bis ins kommende Jahr, bevor die Rezession diesen Aufstieg stoppen wird. Dann werden wir eine deutliche Korrektur sehen, die man antizyklisch nutzen sollte, weil ich dann einen finalen Melt-up sehe mit neuen Höchstständen bei Aktien, Edelmetallen und Bitcoin.
Über den Autor:
Marc Friedrich ist einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Deutschlands (sechs SPIEGEL-Bestseller in Folge), ausgewiesener Finanzexperte, gefragter Redner, YouTube-Star, bekannt aus Funk und TV, Vordenker, Freigeist und Honorarberater. Sein neues Buch trägt den Titel „Die größte Revolution aller Zeiten – Warum unser Geld stirbt und wie Sie davon profitieren“ und beschäftigt sich ausschließlich mit dem Thema Bitcoin und Geldgeschichte. Mehr Informationen unter: www.friedrich-partner.de und www.marc-friedrich.de
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