Ist China bereit für Trump 2.0?

Es wird erwartet, dass der neue US-Präsident die Zölle auf chinesische Importe erhöhen wird. Wie wird Peking darauf reagieren und droht ein neuer Handelskrieg? Ein Kommentar.
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Der designierte 47. Präsident Donald Trump wurde am 20. Januar im US-Kapitol in Washington, D.C. vereidigt.Foto: Anna Moneymaker/Getty Images
Von 21. Januar 2025

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In einem kürzlich erschienenen Artikel der US-Zeitung „Wall Street Journal“ hieß es, dass China bereit sei, auf den von Trump angedrohten Handelskrieg „mit voller Schlagkraft“ zu reagieren. Eine sorgfältige Analyse der Fakten deutet jedoch darauf hin, dass es kaum Anzeichen für so eine Bereitschaft in Peking gibt.

China scheint höchstens bereit zu sein, die sich bietenden Gelegenheiten zu ergreifen. Um bei der Boxmetapher zu bleiben: Auch wenn Peking vielleicht einige Schläge austeilen wird, so ist doch davon auszugehen, dass das Regime aufgrund seiner Wirtschaftslage nur noch mit schwachen Schlägen reagieren kann.

Trump’sche Verhandlungstaktik

Während des Wahlkampfs brachte Trump Einfuhrzölle in Höhe von mindestens 10 Prozent auf alle Handelspartner Amerikas ins Spiel. Für China war von mindestens 60 Prozent die Rede. Später sprachen Vertreter Trumps von zusätzlichen Zöllen in Höhe von 10 Prozent für China. Diese Ungewissheit ist typische Trump’sche Verhandlungstaktik. Er nennt zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Zahlen, um seine Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen und Zugeständnisse zu erzwingen, indem er sie im Unklaren darüber lässt, wozu er bereit ist.

Noch wissen die chinesischen Behörden also nichts über die Höhe von Trumps künftigen Zöllen. Sicher ist aber, dass die in seiner ersten Amtszeit verhängten Zölle bestehen bleiben werden. Joe Biden hat diese Zölle während des US-Präsidentschaftswahlkampfs im Jahr 2020 kritisiert. Seine Handelsbeauftragte Katherine Tai erklärte aber, dass er sie doch beibehalten habe. Er wollte so Peking unter Druck setzen, unfaire Handelspraktiken aufzugeben, die die Trump-Zölle überhaupt erst veranlasst hatten.

Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) weiß auch, dass das Weiße Haus unter Biden mit Unterstützung beider Parteien im Kongress den Handelskrieg gegen China mindestens genauso aggressiv wie Trump führte. So belegte es chinesische Elektrofahrzeuge mit Zöllen von 100 Prozent. Auch bot es Subventionen für Halbleiterhersteller an, die ihre Fabriken in den Vereinigten Staaten ansiedeln wollten. Zudem blockierte es den Verkauf von fortschrittlichen Halbleitern an China.

Die KPCh weiß auch, dass Trump kaum eine von Bidens Maßnahmen rückgängig machen wird. Nur Zugeständnisse Chinas bei seinen strittigen Handelspraktiken könnten das bewirken.

Selbst wenn die genaue Höhe von Trumps Zöllen noch unklar ist, wissen chinesische Funktionäre doch, dass er sie erhöhen wird. Trump könnte die Zölle also immer weiter erhöhen, wenn die Verhandlungen mit Peking nicht im Interesse Washingtons verlaufen.

Schwache Konter

Chinas bisherige Gegenmaßnahmen sind kaum geeignet, Washington einzuschüchtern, und schon gar nicht eine Regierung Trump. Peking hat eine Untersuchung gegen das US-Unternehmen Nvidia eingeleitet, einen Halbleiterhersteller mit führenden Fähigkeiten im Bereich der künstlichen Intelligenz.

Die KPCh hat auch damit gedroht, die Produkte bestimmter amerikanischer Bekleidungshersteller auf eine schwarze Liste zu setzen. Auch hat sie die Ausfuhr von Drohnen und „kritischen Materialien“, womit Peking wahrscheinlich Seltene Erden meint, in die Vereinigten Staaten verlangsamt oder blockiert.

Zweifelsohne werden solche Maßnahmen der KPCh einem Teilbereich der US-Wirtschaft schaden und die betroffenen Unternehmen zu Lobbyarbeit veranlassen. Im Übrigen fördern sie eher Trumps umfassendere Bemühungen. Sie helfen ihm, die heimischen Produktionskapazitäten in den USA zu erweitern und Chinas Ansehen auf dem Weltmarkt einzuschränken.

Ein Bereich, in dem China der US-Wirtschaft schaden könnte, sind einfache Computerchips. Die chinesischen Chiphersteller haben bei diesen herkömmlichen Halbleitern einen weltweiten Vorteil erlangt. Sie sind in Automobilen und Haushaltsgeräten unverzichtbar.

China ist abhängiger

Die Abhängigkeit der USA von derartigen Importen wurde im Jahr 2021 deutlich. Engpässe in genau diesen Bereichen verlangsamten die Erholung der US-Wirtschaft von der Corona-Pandemie. China konnte seinen Anteil hier von 14 Prozent im Jahr 2017 auf 18 Prozent im Jahr 2023 erhöhen.

Peking könnte diesen Bereich in den Verhandlungen mit Trump als Druckmittel nutzen. Doch die Vertreter des chinesischen Regimes werden wahrscheinlich zögern, eine solche Karte auszuspielen. Sie wissen, dass Chinas angeschlagene Wirtschaft in hohem Maße von den Exporten dieser Produkte auf den Weltmarkt, insbesondere in die Vereinigten Staaten, abhängt.

Der Zusammenbruch des chinesischen Immobilienmarktes hat zu einem Rückgang der Bautätigkeit, der Verbraucherausgaben und der privaten Investitionen geführt. Die so gesunkene inländische Nachfrage macht China zunehmend von Exporten abhängig. Bedeutend ist in diesem Zusammenhang der Export von einfachen Computerchips, auch in die Vereinigten Staaten.

Dies zeigt einen grundlegenden Nachteil Pekings auf. Eine Unterbrechung des Handels zwischen den USA und China würde zwar beiden Volkswirtschaften schaden. China ist aber stärker auf den Handel mit den Vereinigten Staaten angewiesen als umgekehrt.

Peking könnte Trumps Zölle kompensieren, indem es seine Binnenwirtschaft durch Investitionen in die Bauwirtschaft, erhöhte Konsumausgaben und Investitionen privater chinesischer Unternehmen ankurbelt. So würde es seine Abhängigkeit von Exporten und dem Handel mit den Vereinigten Staaten verringern und sich in eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Trump bringen.

Bislang hat Peking dies jedoch nicht getan. Und jede Aussicht auf mutigere Stimulierungsmaßnahmen wird wohl bis zur Sitzung des Nationalen Volkskongresses im März auf Eis liegen. Bis dahin wird Trump bereits fast zwei Monate im Amt sein. So wird zunächst wohl zuerst der 47. Präsident „mit voller Schlagkraft“ auftreten.

Über den Autor:

Milton Ezrati ist mitwirkender Redakteur bei dem Magazin „The National Interest“, einer Tochtergesellschaft des Center for the Study of Human Capital an der University at Buffalo in New York, und Chefökonom bei Vested, einem in New York ansässigen Kommunikationsunternehmen. Bevor er zu Vested kam, war er leitender Marktstratege und Wirtschaftswissenschaftler bei Lord, Abbett & Co. Außerdem schreibt er häufig für das „City Journal“ und bloggt regelmäßig für „Forbes“. Sein neuestes Buch ist „Thirty Tomorrows: The Next Three Decades of Globalization, Demographics, and How We Will Live“.

Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten sind Meinungen des Autors und spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der Epoch Times wider.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Is China Ready for Trump 2.0?“. (deutsche Bearbeitung jw)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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