Israel ist aus gutem Grund das weltweite Negativbeispiel für Massenimpfungen

Israel ist aus gutem Grund das weltweite Aushängeschild für Massenimpfungen. Als erstes Land beschaffte Israel effizient die benötigten Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus, um das eigene Impfprogramm umzusetzen. Jetzt ist es das erste Land, das alle über 12-Jährigen mit einer dritten Auffrischungsimpfung impft.
Titelbild
Impfaktion in Israel.Foto: AHMAD GHARABLI/AFP via Getty Images
Von und 13. September 2021

Israels frühe Entschlossenheit, die eigene Bevölkerung vollständig zu impfen, führte dazu, dass das Land als besonders erfolgreich im Kampf gegen Corona angepriesen wurde. Damals galten zwei Impfungen als vollständig geimpft. Vor den Massenimpfungen lagen die täglichen COVID-19-Fälle bei rund 10.000 pro Tag – die Krankenhäuser waren massiv belastet. Bis Mai war die Bevölkerung weitgehend geimpft und die Infektionszahl sank in den einstelligen Bereich.

Doch plötzlich sind die Coronavirus-Fälle wieder mit voller Wucht da. Die Anzahl von 10.000 positiv Getesteten pro Tag ist wieder erreicht und beschert Israel damit eine der höchsten Infektionsraten der Welt.

Beunruhigende Zahlen

Noch besorgniserregender ist, dass Israel jetzt auch eine der weltweit höchsten Raten an Krankenhausaufenthalten aufweist – zwar niedriger als in den Vereinigten Staaten, aber 50 Prozent höher als in Großbritannien, doppelt so hoch wie in Italien, fünfmal so hoch wie in Kanada und siebenmal so hoch wie in Schweden. Nahezu die gleichen Verhältnisse gelten für Patienten auf den Intensivstationen: niedriger als in den USA, aber 50 Prozent höher als in Großbritannien, dreimal so hoch wie in Italien, zweimal so hoch wie in Kanada und siebenmal so hoch wie in Schweden.

Mit dem bis dato Höchststand an Corona-Patienten wurde die Kapazität von 1.200 Intensivbetten des israelischen Krankenhaussystems beinahe erreicht. Einige Prognosen deuten darauf hin, dass die Kapazitäten auf 2.000 erhöht werden müsste, um die nahende Lawine von Patienten angemessen zu versorgen. Sieben Krankenhäuser haben die Aufnahme neuer Coronavirus Patienten bereits mit der Begründung abgelehnt, dass sie nicht genügend Ressourcen hätten, um die Arbeitsbelastung zu bewältigen.

Immer mehr und immer schneller impfen

Die Antwort der israelischen Gesundheitsbehörden auf den wachsenden COVID-19-Notstand besteht darin, immer mehr und immer jüngere Menschen in immer schnellerem Tempo zu impfen. In dieser Woche wurden 12-Jährige für die Impfung ausgewählt. Die israelischen Gesundheitsbehörden erklären, dass die COVID-19-Impfstoffe zwar hervorragend funktioniert hätten, jedoch nicht lange.

Nach fünf Monaten hat der Impfstoff so stark nachgelassen, dass die israelischen Behörden annehmen, man könne sich nicht mehr auf die Schutzwirkung verlassen, sodass eine dritte Impfung erforderlich sei. Daher ändert Israel sein System des Grünen Impfpasses, der zum Reisen berechtigt und den Zutritt zu verschiedenen Orten ermöglicht. Um sicherzugehen, werden frühere Berechtigungen für Doppelimpfungen aufgehoben, wenn die dritte Impfung nicht rechtzeitig erhalten wird.

Israel hat also eine sehr einfache, sehr logische Strategie entwickelt, um die eigenen Krankenhäuser vor einer Patienten-Flut zu schützen: Die dritte Impfung muss schneller verabreicht werden, als die zweite Impfung nachlässt.

Obwohl die Tests zeigen, dass sich der Prozentsatz der Infizierten im letzten Monat verdreifacht hat und täglich weiter ansteigt, sind die israelischen Gesundheitsbehörden vorsichtig optimistisch, dass ihre Strategie letztlich erfolgreich sein wird.

Mehr als 2 Millionen Israelis, also mehr als 20 Prozent der Bevölkerung, haben bereits ihre dritte Impfung erhalten. Dies soll zu einem weniger kometenhaften Anstieg der Infektionen führen. Erwartet wird, dass die Fälle bald den Höchststand erreichen und dann abklingen werden.

Die israelischen Gesundheitsbehörden sind zwar optimistisch, räumen aber gleichzeitig ein, dass die dritte Auffrischungsimpfung ebenfalls nachlassen könnte, sodass ihr Nutzen nur vorübergehend wäre.

Ständig neue Impfungen nötig?

Dies lässt befürchten, dass sich die Israelis ständig neu impfen lassen müssen, um der stetig wachsenden Zahl von Varianten, die das ursprüngliche SARS-CoV-2 hervorgebracht hat, gewachsen zu sein. Sie könnten besonders anfällig für Varianten sein, die resistent gegen die Impfstoffe sind, wie es bei der neuen südafrikanischen Variante befürchtet wird.

In einer kürzlich durchgeführten Studie mit 32.430 Personen, war die Hälfte der Personen durch eine Impfung und die andere Hälfte durch eine natürliche Infektion immunisiert. Für die Geimpften war es 13-mal wahrscheinlicher, dass sie sich mit COVID-19 infizierten, und 27-mal wahrscheinlicher, dass sie einen symptomatischen Fall erlitten.

Nur neun Personen wurden ins Krankenhaus eingeliefert – acht von ihnen waren geimpft worden. In keiner der beiden Gruppen starb jemand.

Ein israelischer Artikel vom Juli berichtete von 7.700 Personen, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten. Davon waren 72 Personen ungeimpft, mit einer natürlichen Immunität. Im Vergleich dazu waren mehr als 3.000 Personen davon, also etwa 40 Prozent, Geimpfte.

Die 72 Fälle entsprachen 0,0086 Prozent der 835.792 Israelis, von denen damals bekannt war, dass sie sich von COVID-19 erholt hatten.

Die Herausforderung für Israel besteht nun darin, aus dem Hamsterrad auszubrechen. Eine Option, die in einigen anderen Ländern möglich ist. So wird beispielsweise in Schweden angenommen, dass die Herdenimmunität schon früh durch eine natürliche Infektion und nicht durch Impfung erreicht wurde. Dies steht in Israel möglicherweise nicht zur Debatte, da die Eile, mit der geimpft wurde, die Möglichkeiten eingeschränkt hat.

Das Original erschien in The Epoch Times USA mit dem Titel: Israel’s Vaccine Treadmill (deutsche Bearbeitung von zw)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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