Heizungszwang: Gegen Privateigentum statt für die Umwelt
Sämtliche staatlichen Entscheidungen, die den Zugriff auf das Privateigentum einschränken, atmen zwanghafte, totalitäre Luft und stehen gegen zentrale marktwirtschaftliche Grundprinzipien. Marktwirtschaft beruht auf freiwilliger Kooperation und nicht auf erzwungener Kooperation oder erzwungenen Handlungen.
Als das Privateigentum einschränkende Maßnahmen sind Steuern, Verbote, Gebote, Kaufkraftentwertung durch lockere Geldpolitik ebenso wie bürokratische Vorgaben als Beispiele bekannt. Eine drastische Einschränkung des Privateigentums soll nun auf die Immobilieneigentümer in Form von erzwungenen Heiztechnologien und gesetzlich vorgeschriebenen energetischen Sanierungsmaßnahmen zukommen.
Manchem droht die totale Enteignung
Die Deutsche Bank errechnete jüngst einen durchschnittlichen Betrag in Höhe von 100.000 Euro, der für die Sanierung von Bestandsimmobilien fällig werden könnte. Teilweise könnten sogar höhere Summen die Eigentümer belasten.
In nicht seltenen Fällen bedeutet die staatliche Zwangsmaßnahme die totale Enteignung. Warum? Weil die Investitionen das Nettoeigenkapital – also den Marktwert der Immobilie – abzüglich des noch abzuzahlenden Kreditbetrags für das Objekt übersteigen.
Immobilienbesitzer, die ihr Objekt als integralen Bestandteil für die Altersvorsorge vorgesehen hatten, stehen nun vom einen auf den anderen Tag vor den Trümmern ihrer Altersruheplanung.
Die gesamte Immobilienbranche ist durch die geplanten staatlichen Zwangsmaßnahmen extrem verunsichert. Diese Verunsicherung trifft auf den allseits bekannten Wohnungsmangel, auf durch die höheren Zinsen gestiegene Fremdkapitalkosten und auf höhere Baukosten im Allgemeinen. De facto läuft der Immobilienmarkt Gefahr, komplett auszutrocknen. Der Wohnungsmangel könnte sich aufgrund dieser multiplen Bedrohungslagen also deutlich zuspitzen.
Immobilienpreise vs. Arbeitseinkommen
Im Zuge der Eurokrise und der 2007/08 vorangegangenen Banken- und Finanzkrise wurde die Geldmenge im Euroraum durch die staatlichen Krisenbekämpfungsmaßnahmen, also die planwirtschaftliche Gläubigerrettung, massiv ausgeweitet. Das neu geschaffene Geld wurde am Immobilienmarkt und auf anderen Märkten für Vermögensgüter (Aktien, Edelmetalle, Oldtimer usw.) eingesetzt. Die daraus resultierende Verknappung ließ die Preise steigen.
Die Immobilienpreise haben sich bezogen auf den Häuserpreisindex in Deutschland von 2010 bis 2022 mehr als verdoppelt. Die durchschnittlichen Arbeitseinkommen (ledig/kinderlos) sind im gleichen Zeitraum nur um 37 Prozent (von 19.659 Euro auf 26.939 Euro) gestiegen.
Durch die Politik des lockeren Geldes wurde das Arbeitseinkommen massiv entwertet, auch die Lebenshaltungskosten sind erheblich gestiegen. Die Möglichkeit zum Sparen nimmt ab.
Nebenbei bemerkt: Sämtliche staatlichen Interventionsmaßnahmen hätte es in einer tatsächlichen Marktwirtschaft nicht gegeben. In einer real existieren Marktwirtschaft hätten die Gläubiger der Euroländer ebenso wie die Gläubiger der Banken haften müssen. Dieser Vorgang ähnelt einem Gewitter. Es kommt zu Pleiten, Zahlungsausfällen und Gläubigerhaftung.
Nur in einer Planwirtschaft, in diesem Fall der Geldplanwirtschaft, werden die Gläubiger durch die Aktivität von Staaten und Zentralbanken aus dem Haftungsfall herausgekauft. Das Herauskaufen findet durch neu geschaffenes Geld statt.
In dem Zuge wird die Geldmenge aufgebläht und die quantitative Ausweitung lässt die Qualität (Kaufkraft) des Geldes sinken. Der Tauschwert in Relation zu anderen Gütern nimmt ab und so kommt es zu dem Umstand, dass sich die Mittelschicht alleine durch Arbeitseinkommen kein Wohneigentum mehr leisten kann.
Familienimmobilien: Ein generationenübergreifendes Projekt?
In der Not werden Familien gezwungen sein, Zins und Tilgung für die eigengenutzte Immobilie auf die nachfolgende Generation auszudehnen. Die etwas mehr als 40 Jahre Arbeitszeit reichen je nach Region nicht mehr aus, um das Hausdarlehen komplett bezahlt zu haben.
Die Folgen dieser sozialen Ungerechtigkeit und gesellschaftlichen Fehlentwicklung sind eindeutig den geldplanwirtschaftlichen Aktivitäten zuzuschreiben.
Zwangssanierungen könnten nun auch bei schon bezahlten Objekten zu einer Tilgungsausweitung auf die nachfolgende Generation führen. Dies gilt besonders dann, wenn die ältere Generation aufgrund ihres Lebensalters und des möglicherweise zu niedrigen Altersruheeinkommens kein Sanierungsdarlehen mehr erhält.
Die Zwangssanierung und der Heizungszwang führen folglich zu einer Minderung des Erbes. Sie reduzieren das, was die vorangegangene Generation aufgebaut hat. Die Banken werden jedenfalls kaum andere Möglichkeiten haben, als sich den Kapitaldienst über die Familie zu sichern.
Ohne Privateigentum ist die Wirtschaft im Blindflug unterwegs
Sollte das Privateigentum und damit das sogenannte Sondereigentum an den Produktionsmitteln weiter Schritt für Schritt eingeschränkt beziehungsweise gar abgeschafft werden, dann gibt es keine Preise mehr.
Produktionsmittel dienen dazu, Güter/Waren herzustellen und Dienstleistungen zu erbringen. Immobilien erbringen die Dienstleistung, Wohn- oder Gewerberaum zur Verfügung zu stellen. Preise ergeben sich aus den unterschiedlichen Austauschbeziehungen zwischen Geld und anderen Gütern.
Preistendenzen sind enorm wichtig, um die Knappheit oder den Überfluss in den verschiedenen Gütermärkten zu indizieren. Steigt der Preis für ein Gut, ist es knapp – und umgekehrt. Aus den Preisentwicklungen ergibt sich dann, welches Gut benötigt wird und welches nicht.
Ohne Privateigentum fällt dieser Koordinationsmechanismus weg und die Wirtschaft ist im Blindflug unterwegs. Der planwirtschaftliche Mangel und das Schlangestehen werden zum Alltag der Menschen. Dieses Bild und den Mangel gibt es schon in einigen Gütermärkten: Der Wohnungsmangel ist ein Beispiel, aber auch die Knappheit in einigen medizinischen Produkten.
Zwang ist zivilisatorischer Rückschritt
Sollte ein Immobilienbesitzer grundsätzlich aus freien Stücken seine Immobilie sanieren wollen, dann ist dagegen überhaupt nichts einzuwenden. Und es gibt auch gute Gründe, um zum Beispiel neue und besser gedämmte Fenster einzubauen oder andere Bautätigkeiten durchzuführen, die den Energieverbrauch des Objektes senken.
Allerdings muss sich der Eigentümer die Baumaßnahmen leisten können, er darf nicht durch eine Obrigkeit dazu gezwungen werden. Der Zwang steht in Konflikt mit freiheitlichen Grundsätzen und ist ein zivilisatorischer Rückschritt sondergleichen.
Bei dem Einbau von Wärmepumpen ist die Situation noch extremer. Hier müsste im Altbestand der Estrich, inklusive der mit dem Estrich verbundenen Fliesen oder ähnliches, ausgebaut werden. Nur so lässt sich eine Fußbodenheizung installieren. Anschließend ist der Einbau von neuem Estrich erforderlich.
Kein Immobilienbesitzer würde diese Maßnahme aus freien Stücken durchführen. Enorme Entsorgungskosten würden neben den Kosten für die neuen Baumaterialien und den Arbeitskosten exorbitant zu Buche schlagen. Der Eigentümer ist möglicherweise gezwungen, sein Objekt zu verkaufen.
Überdies werden Rohstoffe für den Estrich benötigt – und das, obwohl der alte Estrich inklusive Bodenbelag noch voll funktionstüchtig ist. Der Umwelt wird also eher geschadet.
Lobbyarbeit vs. ökonomisches Unternehmertum
Die Situation rund um die sogenannte Klimapolitik sollte genutzt werden, um sich für das Privateigentum als unverhandelbaren, gesellschaftlichen und marktwirtschaftlichen Grundsatz einzusetzen.
Immobilieneigentum stellt für viele Menschen die zentrale Säule zur Altersvorsorge dar. Sie macht die Bürger unabhängiger vom staatlichen Rentensystem. Überhaupt ist Privateigentum enorm wichtig, um finanzielle Freiheit und Unabhängigkeit zu erlangen.
Zu früheren Zeiten haben sich Enteignungen mehr oder weniger subtil durch langsame Geldmengenausdehnung zugetragen. Die Offensichtlichkeit der Attacke auf die Hauseigentümer soll durch das vermeintlich hohe Ziel der Weltrettung kaschiert werden. Die geschäftlichen Interessen und die Lobbyarbeit im Hintergrund rund um BlackRock, das Agora-Netzwerk sind vielfach thematisiert worden.
Der Weg zur Politik, um Geschäftsbereiche per Gesetz und Zwang zu erschließen, wird als politisches Unternehmertum (Lobbyarbeit) bezeichnet. Ökonomisches Unternehmertum hingegen überzeugt durch Produkte, die wirtschaftlich für die Masse der Kunden Sinn ergeben. Der freiwillige Tauschakt, Geld gegen Gut, wirkt dann wie ein Wahlschein.
So haben sich in der Vergangenheit innovative Produkte durchgesetzt – und nicht, weil Lobbyarbeit den Gesetzgeber in diese Richtung bewegt hat.
Über den Autor
Benjamin Mudlack ist gelernter Bankkaufmann und Diplom-Wirtschaftsinformatiker. Er ist Vorstandsmitglied der Atlas Initiative, Mitglied der Friedrich August von Hayek-Gesellschaft und begleitet aktiv einige andere freiheitliche Projekte wie das Free Economic Forum und den YouTube-Kanal „Der ökonomische IQ“. Im November 2021 veröffentlichte er das Buch „Geldzeitenwende: Vom Enteignungsgeld zurück zum gedeckten Geld“.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion