Freiheit ist Herzenssache
„Der lang genug, mit viel Bedacht des Hauses Haft ertragen, hat über Nacht sich aufgemacht, die große Fahrt zu wagen. Der sich im Dunkel abgemüht, ihn konnt kein Zwang mehr halten, mit allem, was da grünt und blüht, im Licht sich zu entfalten.“
Dies schöne alte Wanderlied hatte, so könnte man meinen, diesen Frühling vorweggenommen, der den Aufbruch aus dem ewigen, „Lockdown“ genannten Zwang bedeutete, der unser Land so lange in Haft genommen hatte.
Immer wieder hörte ich, man solle sich doch „endlich wieder“ treffen, nachdem man so lange „enthaltsam“ gewesen sei. Nun, ich möchte einmal offen lassen, wer tatsächlich enthaltsam war und ob das auf einem unentrinnbaren Zwange oder auf einer letztlich freien Entscheidung beruhte.
Eine freie Entscheidung ist immer möglich, solange einem nicht die Pistole im Nacken sitzt. Selbst dann ist sie dem noch immer möglich, der das richtige Leben höher stellt als den Tod.
Freiheit ist immer die Freiheit des eigenen Willens, nicht die Frage, welchen Ansprüchen man sich gegenüber sieht. Die innere Zustimmung oder Ablehnung gegenüber fremdem Ansinnen entscheidet darüber, ob der Geist frei ist. Gott ist Geist und er ist unsere feste Burg.
„Noch in Banden frei“ wie Andreas Hofer in der Tiroler Hymne auf der Festung Mantua für sein Tirol und das „verrat’ne Deutsche Reich“ den Feuerbefehl seiner eigenen Hinrichtung gab, so dürfen auch wir unseren Unterdrückern das trotzige „Wie schießt Ihr schlecht!“ entgegenrufen und damit vor der Geschichte Zeugnis ablegen dafür, dass Gott uns nicht umsonst in diese Welt sandte. Wir alle, die einsamen Helden wie die Füsiliere des Hinrichtungspelotons, sind geboren worden, dass wir wir selbst sind und aus uns selber wirken. Wer sein Selbst verleugnet, der beraubt die Menschheit und die Welt der Gabe seiner Seele.
Wir sind Gedanken Gottes. Durch uns und unser Sein und Handeln findet Gott zu sich selbst. Wer nicht selber denkt und danach handelt, der tötet Gott in sich, dessen Dasein bleibt leer und vergebens. Wer nicht die heilige Glut der Begeisterung, die Ergriffenheit, den Zauber ewiger Schönheit, die Leidenschaft des Herzens, die Innigkeit der liebevollen Hinwendung mit ganzer Seele fühlt, bejaht und lebt, der verleugnet sein Selbst und wird nie Erfüllung finden. Er wird am Ende seines Lebens ahnen, dass er sich und das Große in der Welt im Stich gelassen hat.
Der Spiegel des Lebens
Unsere Zeit, unsere sogenannte „Gesellschaft“, tut alles dafür, uns davon abzuhalten, wir selbst zu sein. Sie vereinzelt uns, beschäftigt uns und sorgt dafür, dass wir die anderen und uns selbst nicht erkennen. Wer sich selbst erkennen will, benötigt einen Spiegel. Der Spiegel des Lebens ist die Gemeinschaft der Menschen.
Die Reise zum eigenen Herzen führt durch Stadt und Land, über die Einsamkeit der Berge, die den Himmel berühren, und durch die Täler, in denen das Leben uns schiebt und zieht, in denen wir die Weite des Horizontes verlieren, in denen wir finden und scheiden, lieben und leiden und das Leben weitertragen.
Unser ganzer Weg ist eine Prüfung. Die Einsamkeit prüft unser Bewusstsein, die Gemeinschaft prüft unser Gewissen. Gibt uns der erhabene Gipfel Kraft und Herzensstärke, so liegt im fruchtbaren Tale die Begegnung und damit die Wiedergeburt unseres Lebens für die kommenden Generationen.
Wie weit haben wir uns von dieser Freiheit der Selbstvergewisserung entfernt, wenn wir uns die Maßstäbe unseres Handelns diktieren lassen? Können wir Werte haben, die wir nicht selbst empfinden? Empfinden wir selbst, was andere uns vorgeben?
Empfinden – finden – können wir nur, was wir in uns selbst entdecken und für wahr erkennen. Die Wahrheit des Lebens finden wir nicht im Außen, sondern in uns. Dort bricht sie sich Bahn, wird sie als Friedensglocke läuten, wenn sie mit der Wahrheit der Welt im Einklange schwingt.
Es „schläft ein Lied in allen Dingen“. „Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort.“ Öffnen wir unsere Augen, die Fenster zu unserer Seele, und lassen wir das Licht der Schönheit hinein, so wird auch der Klang der Wahrheit von selbst zu unserem Herzen dringen und uns erfüllen wie alle große Musik, die jedem gleich zu Herzen geht, fern jeder Vernunft und Theorie.
Erkennen
Vernunft und Theorie sind die Werkzeuge des menschlichen Verstandes, Erkenntnis und Gewissheit sind die Sache unseres Herzens. Erkennen können wir nur, was wir kennen, was im Urgrunde unseres Herzens seinen Widerhall findet. Wer sein Herz verschlossen hält, wird nichts erkennen und in der Ungewissheit irren.
Die vergangenen zwei Jahre haben denen, die es noch nicht wussten, deutlich gezeigt, wie viele Menschen und wie unsere ganze Gesellschaft irrt. Angestachelt von einer interessengeleiteten Regierung versuchte jeder, dem anderen seinen Willen aufzuzwingen. So viele sahen ihr Heil in der Folgsamkeit der anderen, anstatt in der Freiheit ihrer selbst. So viele dieser anderen wiederum sahen in der Bekehrung, ja oft in der Beschimpfung jener den Weg zurück zur Freiheit. Auch sie suchten die Freiheit im Außen und verfielen in missionarischen Eifer. Angst trieb sie alle dazu, das Gegenteil der Gewissheit.
Wer weiß, dass wir alle zusammen Gott sind, der weiß auch, dass die Gewissheit, unser Gewissen, uns zum erfüllten Leben leitet. Selbst den deutschen Michel kann niemand zu seinem Glücke zwingen, er muss wie jeder andere auch sich ein Herz fassen und sein Glück in die eigenen Hände nehmen. Die anderen werden ihm schon folgen, wenn sie mit ihm im Einklange sind.
Der alte Glockensegen, „Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich, die Blitze breche ich.“ („Vivos voco, mortuos plango, fulgura frango.“), sei der Brückenschlag zwischen den Menschen, den Zeiten und das Rüstzeug für unseren aufrechten, geraden und unangefochtenen Gang in die bessere Welt, die der Ruf unseres Herzens weist!
Lasst unsere Herzen in der Wahrheit unserer Seele schlagen, von Turm zu Türmen, von Tal zu Tälern, von Gipfel zu Gipfeln, bis ihr Klang jedes Herz erfüllt! Es gibt keine schlechten Herzen, nur Mauern um sie herum. Nun wisst ihr, wo ihre Fenster und Tore sind. Sie öffnen sich von innen.
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