„Ein schändliches Fest“: Chinas Hetze und Propaganda gegen Weihnachten
Dieser Gastbeitrag ist der Originaltext zum Video: „Ein schändliches Fest“: Chinas Hetze und Propaganda gegen Weihnachten vom Youtube-Kanal Leas Einblick.
Die Weihnachtsfeiertage sind nun vorbei. Ich hoffe, ihr alle hattet eine schöne, erholsame Weihnachtszeit.
Weihnachten stöberte ich im Internet und stieß auf eine Reality-Show aus China. Sie heißt: „Wer ist der Mörder?“. Ich klickte auf das Video. Das Setting dieser bekannten Show hat mich aber ziemlich überrascht. Alle Weihnachtsdekorationen, selbst die Weihnachtsaccessoires, die die Schauspieler trugen, wurden unscharf gemacht.
Ich war nicht die Einzige, die das ganz komisch fand. Dieser außergewöhnliche Anblick löste eine Diskussion im Internet aus.
War die beabsichtigte Unschärfe ein Marketing-Gag oder war es vorauseilender Gehorsam, um politisch korrekt zu sein?
Wenn Letzteres der Fall sein sollte, was würde das dann über das politische Klima in China aussagen?
Premiere pünktlich zum 25. Dezember
Die chinesische Reality-Show „Wer ist der Mörder“ geht nun in China in die 6. Staffel. Die Premiere der 1. Episode wurde pünktlich am 25. Dezember ausgestrahlt.
Die Geschichte spielt in einem großen Hotel mit weihnachtlicher Stimmung. Doch die Weihnachtsaccessoires, die die Schauspieler trugen, wurden zum Teil abgedeckt. Und die Weihnachtsdekorationen in der Hotellobby, die Weihnachtsbäume, sowie die Kränze an den Treppengeländern sind unscharf gemacht worden.
Wenn das ein Marketing-Gag sein sollte, dann bin ich mir hier nicht so sicher, ob bei der Produktionsleitung Alkohol im Spiel war. Denn den Zuschauern zwei Stunden lang verschwommene Bilder zu zeigen, halte ich für eine Zumutung und schon gar nicht zu Weihnachten. In der Tat hat der Sender kurz nach der Ausstrahlung dieser Episode viel Kritik von den Zuschauern geerntet.
Viele stellten die Frage, was den Sender Hunan TV dazu getrieben hat, die Weihnachtsdekorationen unscharf zu machen. Eine plausible Erklärung könnte sein, dass sich der Sender mit vorauseilendem Gehorsam vor Kritik schützen wollte. Kritik von Parteifunktionären der zuständigen Behörden.
Ein landesweites Verbot von Weihnachten gibt es nicht. Doch schon vor einigen Jahren haben die Provinzzentralen der Kommunistischen Partei Chinas ihren Mitgliedern verboten, westliche Feste zu feiern. Dazu gehören Ostern und Weihnachten.
In vielen Schulen und Universitäten ist es den Schülern und Studenten untersagt, westliche Feste zu feiern. Kinder werden aufgefordert zu schwören, dass sie als Chinesen, nur chinesische Feste feiern und nicht an westlichen Feiern teilnehmen werden.
Proteste gegen Weihnachten fanden immer wieder in vereinzelten Städten statt – wohlgemerkt, dass ohne Erlaubnis oder Unterstützung der Regierung, keine Protestaktionen ungestört stattfinden können.
Gehirnwäsche gegen Weihnachten
Wie zum Beispiel in diesem Video (1:12-1:35). Hier wird propagiert, Jesus sei ein alter Mann aus dem Westen, der dem chinesischen Volk nie was Gutes gebracht hätte. Seine Nachfolger hätten die Allianz von acht Staaten gegründet, seien in China eingedrungen, haben chinesische Bürger getötet und die kaiserlichen Gärten verbrannt.
Bei solch einer Gehirnwäsche durch Geschichtsverfälschung ist es kein Wunder, dass viele Chinesen gegen Weihnachten sind. So, wie es die kommunistische Partei Chinas haben möchte (1:36 – 1:42 „Anti Weihnachten! Weihnachten, raus aus China!“)
Lokale Polizisten setzen die Anti-Westliche-Feste-Politik um. Der Polizist in dem Video behauptet (0:31 – 0:40), Weihnachten sei ein schändliches Fest, um die Aggression des Westens gegenüber China zu feiern. Weihnachten dürfe in der Zukunft nicht gefeiert werden.
Wenn man denkt, dass es nur die Ungebildeten sind, die an solche Lügen glauben, liegt man falsch.
Erntedankfest? Verboten
Auch Studenten werden aufgehetzt, gegen Weihnachten zu protestieren.
In diesem politischen Klima hat ein Student einer Mitarbeiterin der polytechnischen Universität Harbin im Nordosten Chinas mit einer Anzeige gedroht, weil sie den Studenten zum Erntedankfest Ende November Schokolade als Dankeschön mitgebracht hatte.
Hintergrund dieser Lappalie ist folgender: Das Erntedankfest ist ein westliches Fest. Und die Uni-Leitung hielt das Verhalten des Studenten für richtig, weil es streng verboten ist, religiöse Aktivitäten in der Universität einzuführen.
Das Erntedankfest ist religiös?! Echt absurd! Doch das ist das politische Klima im heutigen China.
Auf einer Sitzung des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas vom 24. bis 25. Dezember betonte Parteichef Xi Jingping, dass die hochrangigen Parteifunktionäre ihre politische Sensibilität verschärfen, sich über ihre Verantwortungen und Positionierungen im Klaren sein und sich ständig nach den Gedanken der Parteizentrale richten müssten.
Unschärfe-Aktion der Reality-Show auf Druck von oben?
In diesem Sinne könnte man fast sagen, dass die Leitung von Hunan TV vorbildlich gehandelt hat, im letzten Moment der Ausstrahlung der Reality-Show „Wer ist der Mörder“ dem Produktionsteam zu befehlen, alle Weihnachtsdekorationen unscharf zu machen. Hunan TV hat sich bis jetzt nicht zu der Unschärfe-Aktion geäußert.
Ob der Befehl tatsächlich von der Leitung des Senders oder sogar von einer noch höheren Ebene kam, ist ungewiss. Allerdings ist es schwer vorzustellen, dass die Produktionsleitung der Show ohne irgendwelchen Druck von Oben selbst auf die Idee kam, die Weihnachtsdekorationen unscharf zu machen, was zu einer unerträglichen Bildqualität führte.
Wie auch immer, die Unschärfe-Aktion dieser Show hat für viele Schlagzeilen gesorgt – auch außerhalb Chinas. Einen Tag später ruderte der Sender wieder zurück. Der zweite Teil der ersten Episode von Staffel sechs wurde ganz normal gezeigt – ohne eine gezielten Unschärfe.
Religiöses Denken verboten
Neben Ostern und Weihnachten werden auch andere westliche Feste in China gefeiert, wie Valentinstag, Muttertag und Vatertag.
Das Feiern von Weihnachten gerät jedoch am meisten unter politischen Druck. Dies geschieht wegen seines religiösen Inhaltes und der Zunahme von Chinesen, die zur Kirche gehen wollen.
Dieses Foto ist am 1. Weihnachtstag geschossen worden. Es zeigt die katholische Kathedrale des Erlösers, auch bekannt als Xishiku-Kirche, in Peking. Es ist typisch für das, was in vielen Städten und Provinzen geschah. Polizisten mit Schlagstöcken in der Hand hinderten die Gläubigen daran, die Kirche zu betreten. Auf den Schildern stand: „Wegen der Pandemie wurden alle religiösen Aktivitäten eingestellt“, wohingegen an diesem Tag alle Restaurants in Peking geöffnet waren.
Die Xishiku-Kirche ist nicht die einzige Kirche, deren Zugang versperrt worden war. Bei diesem Foto sieht man wieder Polizisten, die den Eingang einer anderen Kirche versperrten.
此前贴了一个西什库教堂以疫情为名被封的图片,下面一堆五毛粉红出来为习共洗地做辩护,有说只有西什库教堂是因为防疫情扩散而被封,其他教堂都开着呢。我再发一张照片,戳穿他们的谎言。 pic.twitter.com/g5zGCFR2sN
— 蔡霞 (@realcaixia) December 25, 2020
Die kommunistische Partei Chinas erklärt die Ablehnung von westlichen Festen als eine Maßnahme, um die traditionelle chinesische Kultur aufzubauen, wobei sie doch die traditionelle chinesische Kultur selber systematisch zerstört haben.
Was sich hinter dieser schönen Fassade steckt, ist eigentlich der Kampf gegen den Glauben.
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Finanzmärkte, Handel, Medien, Ideologie, internationales Recht, Weltraum und vieles mehr sind potenzielle Krisenfelder, auf denen im übertragenen Sinn ein Krieg tobt. Für die KP China bedeutet es jedoch Krieg im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Partei, die die Regierung Chinas stellt, vertritt den Grundgedanken der „uneingeschränkten Kriegsführung“.
Zu den Mitteln des Kampfes gehören das Hacken von IT-Systemen, Terrorismus, psychologische, biochemische, ökologische, atomare und elektronische Kriegsführung, die Verbreitung von Drogen, Schmuggel, Sanktionen und so weiter.
Der Schlüsselpunkt dazu sind nicht unbedingt die unter Waffen stehenden Streitkräfte, sondern die „Generalisierung von Krieg“ für jeden chinesischen Landesbürger. „Uneingeschränkte Kriegsführung“ meint, dass „alle Waffen und Technologien nach Belieben eingesetzt werden können; was bedeutet, dass alle Grenzen zwischen Krieg und Frieden, zwischen militärischer Welt und ziviler Welt aufgebrochen werden.“
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