Die Nazikeule – politisch opportuner Gebrauch einer Abwegigkeit

Wie die Kritiker des Merkelschen Zuwanderungschaos verbal griffig, aber nur über den Umweg der Geschichtsfälschung als „Nazis“ diffamiert werden können.
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Am Reichstag in Berlin.Foto: iStock
Von 5. September 2019

„Für die meisten Menschen ist Geschichte das, was gestern in der Zeitung stand.” (Neil Postman)

Ein kleines Gedankenexperiment sei vorangestellt. Angenommen, es hätte keinen Holocaust gegeben, weil Hitler schon vor der „Endlösung“ beseitigt worden wäre. Es soll lediglich einmal gefragt sein, ob man ohne die Instrumentalisierung des historisch einmaligen, mörderischen Verbrechens gegen Juden heute in Deutschland noch in der Lage wäre, Kritik an der verantwortungslosen Einwanderungspolitik als “rechtsextrem”, also als Neuauflage von NS-Ideologie zu qualifizieren und deren Kritiker als auferstandene “Neonazis” zu brandmarken?

Zynismus maximiert gefragt: Ist es für die Kritiker der Zuwanderungs-Kritiker nicht geradezu passend, dass man die hochtoxische Wahrheit des Holocausts zur Hand hat, um den politischen Gegner mundtot zu machen?

Der Historiker sieht es anders

Die Untersuchungen zur Frage, ob wir heute eine Neuauflage von 1933 und den Folgejahren haben, sind nicht wenige. Leonid Luks, von 1995 bis 2012 Inhaber des Lehrstuhls für Mittel- und Osteuropäische Zeitgeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, hält in seiner Kolumne Kehren die 1930er Jahre zurück? „solche Analogien für wenig begründet.“

Was kümmert der Schnee vom letzten Jahr

Abseits der Diskussionen unter Historikern (weil in der öffentlichen Meinung nahezu irrelevant) beherrscht jedoch der bekannte, linkspopulistische Gemeinplatz das öffentliche Denken: Gegner der Merkelschen Zuwanderungspolitik seien von ihren Wurzeln her fremdenfeindliche, von NS-Denke geprägte Chauvinisten und Rassisten und damit automatisch auch Antisemiten.

Das – gedanklich davon völlig verschiedene – Insistieren der Zuwanderungskritiker auf historischer Verantwortung gegenüber DEM DEUTSCHEN VOLKE (Inschrift am Reichstagsgebäude) im Sinne der Bewahrung von auf Aufklärung und Christentum basierender Kultur und Identität, sei letztendlich nichts als xenophobe, resp. islamophobe Menschenverachtung und damit ein Abbild nationalsozialistischen Gedankenguts.

Anders gesagt: Die Forderung einer Schließung der Deutschland bisher definierenden Grenzen für illegale Zuwanderung sei Ausdruck von NS-Rassismus 2.0.

Die darin zum Ausdruck kommende perfide, weil ideologisch instrumentalisierte; Unterstellung ist faktisch nicht haltbar, aber die historische Realität sollte, gemäß dem Ansinnen der überall aufrecht agierenden Antifaschisten, auf gar keinen Fall in den Köpfen deutscher Bürger Einzug halten.

Resignation ist keine Lösung

Ganz so leicht sollte man es den immigrationssüchtigen, von Irrationalität gesteuerten Welcome-Phantasten dennoch nicht machen, wenn sie mit der Nazikeule, unter vorgetäuschter Berufung auf die Inhumanität der nationalsozialistischen Judenpolitik, Kritik an der nicht mehr zu kontrollierenden Zuwanderung als Nazidenke verunglimpfen und ihre Vertreter als Neonazis brandmarken.

Juden und Zuwanderer – Schicksalsgenossen?

Die Antwort bedarf zweier Zusatzfragen:
• Was bedeutete der Antisemitismus der Nazis tatsächlich für die Juden, und zwar im Alltag, noch bevor sie in die Konzentrationslager deportiert wurden? Befinden sich die Zugewanderten (noch nicht als Asylanten Anerkannten) in einer vergleichbaren Situation?

• Ist die rassistische, antijüdische NS-Ideologie vergleichbar mit den Begründungen der politischen Opposition im Bundestag für eine Beendigung der gegenwärtig chaotischen, nicht mehr kontrollierbaren Zuwanderung und ihren Folgen?

Die Antwort ist evident unwiderlegbar: Es ist abwegig, Parallelen zwischen dem Antisemitismus der Nationalsozialisten und der Kritik an der Merkelschen Grenzöffnungspolitik herbeizukonstruieren.

Juden und Zugewanderte – der Unterschied

Vorab der Hinweis auf keine Nebensächlichkeit zur Differenzierung der Diskussion: Juden waren 1933 keine “Fremden”, nicht „illegal“ in Deutschland. Sie waren weder Zu- noch Einwanderer, noch potentielle Asylanten, noch – wie viele Hundertausende in Großstadtdimension heute – Unidentifizierbare in Deutschland Lebende. Per Definition waren sie deutsche Bürger, und nicht zu vergessen: glühende deutsche Patrioten im besten Sinne, und herausragende Repräsentanten und Förderer deutscher Kultur und Zivilisation. Dass sie im Ersten Weltkrieg für Deutschland, auch als Freiwillige, gekämpft haben und dafür ausgezeichnet wurden, ist Gemeinplatz.

Inge Deutschkron – eine Zeitzeugin berichtet
Als Beleg für die Abwegigkeit linkspopulistischer Nazivergleiche diene weiter ein authentisches Zeugnis dessen, was die nationalsozialistische Diskriminierung von Juden für die Betroffenen bedeutete und warum die Forderung nach Beendigung der ungesetzlichen Zuwanderung mit nationalsozialistischem Judenhass nicht vergleichbar ist.

Die Rede ist von dem atmosphärisch überaus dichten Buch ”Überleben als Verpflichtung” von Inge Deutschkron.

Die Autorin, die zu den 1700 Juden gehörte, die in versteckten Unterkünften bei „Gerechten unter den Völkern“ (siehe Yad Vashem) in Berlin den Holocaust überlebten, macht schon im einleitenden Kapitel des Buches „Ein Todesurteil und vier Leben” mit filmischer Präzision deutlich, was Judenfeindlichkeit im Alltag bedeutete.

Der Alltag jüdischer Bürger

In welcher Welt lebten die Juden in Nazideutschland vor ihrer Deportation?

Hier einige Auszüge aus dem Buch, die keiner weiteren Interpretation bedürfen.

„Sie holten sie aus ihren Wohnungen, aus den Fabriken, wo sie zu Zwangsarbeit verurteilt waren, nahmen sie, wo und wie sie sie fanden im Arbeitskittel, ohne Mantel, im Schlafanzug nach der Nachtschicht. Kleinkinder torkelten an der Hand ihrer Mütter einher.

[in Berlin] … als mir der Besuch von Sportstätten als Jüdin untersagt war.
‚Wir sind Deutsche‘ betonte mein Vater immer wieder, auch wenn die Nazis Juden nicht als solche anerkennen wollten. Deutsch ist unsere Sprache, deutsch unsere Kultur…
Die Nürnberger Rassengesetze von 1935 … führten die Schulbehörden dazu, jüdischen Schülern die Teilnahme an Ausflügen, am Schwimmunterricht, am Besuch von Landschulheimen zu untersagen.
Als mich tatsächlich ein Fotograf entsprechend der Nazitheorie aufforderte, mein linkes Ohr freizumachen, damit der Unterschied zwischen einem semitischen und einem arischen Ohr auf dem Foto deutlich sichtbar wurde, war ich den Tränen nahe. Ich war damals 16 Jahre alt …
[in der Arbeitsstelle] Wir hatten einen eigenen Frühstücksraum, in dem zwar ein Tisch stand, Sitzgelegenheiten aber fehlten. … Zehn Stunden an der Maschine stehen, drei in der Straßenbahn vom und zum Arbeitsplatz – Juden war das Sitzen in öffentlichen Verkehrsmitteln untersagt …

Zeigen diese Beispiele nicht, dass der populistisch verlogene Einsatz der Nazikeule zur Gegenwart keinerlei Realitätsbezug hat? Sowohl, was den Vergleich der Einstellung zu und die Behandlung von Juden damals mit Zugewanderten heute betrifft, als auch, was die politische Rechtfertigung einer Schließung der Grenzen für Nicht-Asylberechtigte betrifft?

Mit rassistisch begründeter Verachtung von Menschen, wie sich dies im Dritten Reich manifestierte, hat die Forderung nach Wiederherstellung des Rechtsstaates im Bereich Zuwanderung nicht das Geringste zu tun.

Die Verweigerer der Realität sind nackte Kaiser

Wenn Wirklichkeit und Interpretation der Wirklichkeit nicht übereinstimmen, fordern Ideologen eine andere Wirklichkeit. Georg Wilhelm Friedrich Hegel formulierte es so: „Wenn die Tatsachen nicht mit der Theorie übereinstimmen – umso schlimmer für die Tatsachen.“

„Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.“ (Ignazio Silone)

Die Nazikeule entlarvt sich als perfides Instrument der Verunglimpfung des politischen Gegners. Wer sie einsetzt, greift damit selbst auf Nazimethoden zurück und erweist sich als Gesinnungskomplize derer, von denen er sich angeblich distanziert.

Lassen wir es nicht zu, dass man den Teufel mit dem Beelzebub austreibt!

Der Autor Josef Hueber ist pensionierter Deutsch- und Englisch-Studiendirektor aus Eichstätt.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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