Die Lösung für galoppierende Schulden
„Es gibt keine Möglichkeit, den finalen Zusammenbruch eines auf einer reinen Kreditexpansion basierenden Booms zu verhindern. Die einzige Alternative lautet: Entweder setzt die hierdurch verursachte Krise aufgrund einer freiwilligen Beendigung dieser Kreditexpansion zu einem früheren Zeitpunkt ein, oder diese Krise kommt später in Form einer finalen und totalen Katastrophe aus Sicht des zugrunde liegenden Währungssystems.“
So warnte der österreichisch-amerikanische Ökonom Ludwig von Mises, der zu seinen Lebzeiten (1881-1973) zu den prominentesten Vertretern der Österreichischen Schule der Nationalökonomie im 20. Jahrhundert gehörte.
Dass an dieser Aussage eine ganze Menge dran zu sein scheint, zeigen die aktuellen Entwicklungen rund um unseren Globus. In den traditionellen Industrieländern des Westens sind die Gazetten voll von Meldungen über den Niedergang der einzelnen Volkswirtschaften.
Zunehmende Finanzprobleme unter Banken und Projektentwicklern in China deuten darauf hin, dass sich die globale Wirtschaftskrise in einem hohen Tempo in den Kern unseres (noch) bestehenden Weltfinanzsystems hineinfrisst.
In der Systemperipherie sind die ökonomischen Bedingungen mittlerweile schon derart katastrophal, dass in Sri Lanka, Panama, Ecuador, Pakistan, Südkorea und einer ganzen Reihe von afrikanischen Staaten Millionen Menschen aus purer Verzweiflung auf die Straßen ziehen.
Beobachter wie der Finanzexperte Jim Rogers warnten seit der globalen Finanzkrise in den Jahren 2007 bis 2009 davor, dass die elektronische Gelderzeugung den artifiziellen Boom zwar noch eine ganze Zeit lang befeuern könnte.
Die Mutter aller Krisen
Doch zu welchem Preis? Am Ende dieser Geschichte würde unserer Welt die Mutter aller Krisen, nämlich eine Weltwährungskrise, drohen, in der durch nichts gedecktes Papiergeld auf seinen intrinsischen Wert null sinken wird.
Blickt man in eine Vielzahl von Schwellenländern und auf den jüngsten Verlauf des Euros oder des japanischen Yens, so lässt sich auf den Gedanken kommen, dass der Einschlag eines zerstörerischen Meteoriten auf der Oberfläche unseres Weltfinanzsystems wohl nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird.
Es scheint für unser bis über beide Ohren verschuldetes Globalsystem und dessen Fiat-Währungen keine Rettung mehr zu geben. Warum also mit dem Rotieren der elektronischen Gelddruckerpressen aufhören, wenn die herrschende Klasse über keine andere Lösung für die horrenden Probleme verfügt, die unsere Menschheit heute weltweit umtreiben?
Charles Hugh Smith, Wirtschaftskommentator und Betreiber von „Of Two Minds“, einer der besten alternativen Finanzseiten im Internet, setzt in einem aktuellen Bericht genau an dieser Stelle an. Die Annahme, dass unsere Welt sich zu einem stetig wachsenden Grad verschulden könne, solange die Zinsen auf niedrigen Niveaus verharren, erweist sich aus heutiger Perspektive als falsch.
Deshalb liegt die einzig wahre Lösung für die Probleme unserer Zeit in der Erklärung eines Zahlungsausfalls. Eines Bankrotts. Hierbei handelt es sich um ein Wort, das Vielen nicht sonderlich gut über die Lippen geht, weil mit diesem Begriff etwas Negatives assoziiert wird.
Finanzsozialismus beenden
Letztendlich handelt es sich jedoch um nichts anderes als eine dringend notwendige Bereinigung, in deren Nachgang sich überhaupt erst Raum für neue sozialpolitische und ökonomische Perspektiven auftun würde. Bis dato ist diese dringend notwendige Systembereinigung durch Politik und Banken verschleppt worden, wofür gewiss gute Gründe bestehen.
Primärer Grund dürfte sein: Wer auch immer die weltweit ausstehenden Schulden hält, wird die aus Zahlungsausfällen resultierenden Verluste schlucken müssen. Schulden, die sich rein rechnerisch nicht mehr zurückzahlen lassen, werden auch nicht mehr zurückgezahlt werden.
Bislang wurde dieses einfache Naturgesetz durch Regierungen ausgehebelt, indem drohende Verluste mittels staatlichen Bailouts auf die Schultern der Steuerzahler aller Nationen verteilt wurden. Finanzsozialismus nennt sich so etwas auf Neudeutsch. Oder anders ausgedrückt: Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert.
Solch eine Herangehensweise geht allerdings nur solange gut, solange die Inflationsentwicklung und Preisteuerungen unter Kontrolle zu sein scheinen. Hiervon kann aus heutiger Sicht nach mehr als zehn Jahren des weltweiten QE-Experiments (Ankauf von Staatsanleihen, Unternehmensbonds und Hypothekenbonds durch Zentralbanken) keine Rede mehr sein. Vielmehr ist das Geldmengenangebot in den meisten Wirtschaftsräumen durch die Zentralbanken über die vergangenen Jahre auf teilweise unfassbare Niveaus ausgeweitet worden.
Es stellt sich also automatisch die Frage, für welche Gesellschaftsklasse diese Anstrengungen primär betrieben werden? Nur wenige Ottonormalhaushalte halten die Schulden von anderen Menschen in Form eines Vermögenswertes.
Es sind die wenigen Superreichen und Banken, welche den Löwenanteil an den ausstehenden Auto-, Studenten-, Hypotheken-, Unternehmens- und Regierungsschulden halten. Hierbei handelt es sich um die sogenannte oligarchische Rentier-Klasse.
Würde ein Bankrott die Wirtschaft zerstören?
Aus diesem Grund wird uns auch tagtäglich unter Zuhilfenahme der Medien erzählt, dass ein Massenzahlungsausfall im Schuldenbereich unsere Volkswirtschaften zerstören würde. Ist an einer solchen Sichtweise etwas dran?
Massenhafte Zahlungsausfälle würden in erster Linie jene oligarchische Rentier-Klasse besonders hart treffen, die diese weltweit ausstehenden Schulden hält. Ein Großteil des finanziellen Vermögens dieser Klasse würde sich praktisch über Nacht in Schall und Rauch auflösen. Es handelt sich um jene Superreiche, die sich zuvor auf eine enorme Weise an einer völlig ausufernden Kreditexpansion (ohne irgendwelche Begrenzungen) bereichert haben.
Hinzu käme, dass sich die Schuldner, jene Menschen also, die sich gegen zu leistende Zinsen bei der oligarchischen Rentier-Klasse verschuldet haben, durch eine Erklärung von Massenzahlungsausfällen aus diesem Zustand befreien würden. Sich Geld bei Dritten zu leihen, entspricht jeder anderen Form des Konsums.
Solange die zu leistenden Zinsen niedrig sind, fällt diese Tatsache nicht so sehr ins Gewicht. Teuer und schmerzhaft wird es, wenn die Zinsen steigen und die damit in Zusammenhang stehenden Zahlungsschwierigkeiten unter Darlehensnehmern erst so richtig beginnen.
Staat beschützt meist die finanziell Wohlhabenden
Aktuell blickt unsere Welt laut offiziellen Daten auf mehr als dreihundert Billionen US-Dollar ausstehende Schulden. Wir sind an einen Punkt gelangt, an dem sich der Betrag der globalen Schulden nicht mehr zurückzahlen lässt.
Staaten und Zentralbanken fällt weiterhin nichts anderes ein, als auf elektronische Weise Geld zu erzeugen, um Verluste unter Schuldenhaltern zu sozialisieren. Angesichts der weltweit abhebenden Inflation erweist sich diese Maßnahme – samt der elektronischen Gelderzeugung – nicht mehr als gangbar. Es sei denn, es wäre der Plan, unsere Welt in eine Hyperinflation zu treiben.
Der Staat erweist sich für gewöhnlich als Beschützer der finanziell wohlhabenden Klasse. Diese Funktion wird aus Sicht von Regierungen angesichts der aktuellen Entwicklungen auf der Welt nun immer schwieriger erfüllbar.
Es wird damit zu rechnen sein, dass sich eine wachsende Anzahl von Zahlungsausfällen entlang der Linie Kern-Peripherie vollziehen wird. Manche Länder werden es unter Umständen schaffen, sich vorerst aus ihren finanziellen Problemen „heraus zu drucken“. Viele werden es allerdings wohl nicht schaffen – siehe Sri Lanka.
Wer sich wie ehedem Simbabwe einer hemmungslosen elektronischen Gelderzeugung bedient, wird das gleiche Schicksal erleiden: Währungskollaps, Wirtschaftszusammenbruch sowie eine breite gesellschaftliche Verarmung und Verelendung.
Weiterhin Leben auf Pump?
Auf globaler Ebene wäre die sich hieraus abzeichnende Systemkrise noch bei Weitem schlimmer. Schulden sind ein zweischneidiges Schwert. Deren beständige Expansion führt im Zeitablauf zu extremen Ungleichheiten in der gesellschaftlichen Verteilung, was ganze Staaten im letzten Stadium schließlich ins sozial-gesellschaftliche Wanken zu bringen droht.
Um der Situation einer persönlichen Überschuldung zu entgehen, gab es in unserer Geschichte bis dato immer nur eine Lösung: in seinen finanziellen Verhältnissen und gemäß seines Nettoeinkommens zu leben. All jene, die über ein diversifiziertes Nettoeinkommen und an dieses spezielle Einkommen angepasste Lebensverhältnisse verfügen (der Kern), werden wahrscheinlich weit besser durch die bevorstehende Krise kommen als diejenigen, die über unsichere oder nur begrenzte Einkommen verfügen (die Peripherie).
Eine Zerstörung von Phantomreichtum durch massenhafte Zahlungsausfälle erwies sich aus Sicht der Vergangenheit stets als einzige Möglichkeit, um das Finanzsystem von unbezahlbar gewordenen Schuldenobligationen und den Extremen einer oligarchischen Rentier- und Vermögensdominanz zu befreien.
Nehmen wir einmal an, dass nur ein Drittel, und somit rund 100 Billionen der mehr als 300 Billionen US-Dollar global ausstehenden Schulden schneller als allgemein erwartet zahlungsausfällig würde. Die hieraus resultierende Frage würde lauten: Wer hat die hinzunehmenden Verluste zu schultern?
Angesichts dieser entscheidenden Frage sollte eine weise Entscheidung getroffen werden. Die zahlungsausfälligen Schulden, die auf die Schultern der Öffentlichkeit beziehungsweise Steuerzahler verteilt würden, drohen am dicken Ende nicht nur das gesamte System zu kippen, sondern werden unter aller Voraussicht auch mit politischen Umstürzen und Währungszusammenbrüchen Hand in Hand gehen.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 55, vom 30. Juli 2022.
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