Die Erinnerung an den 11. September prägt noch immer unsere Welt, also lasst uns das Beste daraus machen

Titelbild
Besucher versammeln sich am ersten Tag der Wiedereröffnung der 9/11 Memorial Plaza am 4. Juli, nachdem sie drei Monate lang wegen der Corona-Pandemie geschlossen war.Foto: Spencer Platt/Getty Images
Von 9. September 2020

Es mögen nun fast zwei Jahrzehnte vergangen sein, aber die Erinnerung an den 11. September 2001 ist noch immer gegenwärtig. Die Emotionen, die wir an diesem Tag und unmittelbar danach empfunden haben, hinterließen in unserem Geist und in unserer Seele Spuren, welche wir bis zum Tag unseres Todes noch spüren werden.

Wenn ich also zum Nachdenken aufgefordert werde, durchläuft mein Verstand die komplette Bandbreite der Reaktionen. Man kann weder die Tragödie noch den Schrecken vergessen. Die Abscheu, die wir angesichts der schieren Barbarei und Grausamkeit empfanden, oder unseren Schock und unsere Trauer über den Tod so vieler unserer New Yorker und amerikanischen Mitbürger zu vergessen, wäre ein schlechter Dienst an ihrem Andenken.

Aber wir können es uns auch nicht erlauben, uns endlos mit diesem lange zurückliegenden Terror zu beschäftigen – das ist es, was die Menschen, die diese Anschläge verübt haben, wollen würden. Wir müssen unsere Gedanken schließlich der Hoffnung, der Entschlossenheit und dem Heldentum zuwenden, deren Zeugen wir alle waren, nicht nur an diesem Tag, sondern auch in den Tagen, Wochen, Monaten und Jahren danach. Wir haben die Pflicht, niemals den unzerbrechlichen Geist zu vergessen, der immer in uns war und der in unseren dunkelsten Stunden an die Öffentlichkeit trat – eine Pflicht, welche ebenso feierlich ist wie unsere Pflicht, der Gefallenen zu gedenken.

Es ist die große Ehre meines Lebens, dass ich dem durch diese Angriffe entfesselten Patriotismus, der entschlossen ist, unsere Stadt wieder aufzubauen, unser Land zu befestigen und den Verantwortlichen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, eine Stimme und eine Richtung geben konnte.

Wenn ich auf die Welt schaue, die durch diese Anstrengungen und Opfer geschmiedet wurde, werde ich daran erinnert, dass die Ereignisse von heute in hohem Maße von den Ereignissen des 11. September geprägt sind.

Nehmen wir zum Beispiel den Krieg in Afghanistan, der kurz nach dem Fall der Zwillingstürme begann und nun von Soldaten geführt wird, die zum Zeitpunkt des Falls in einigen Fällen noch nicht geboren waren. Ich blicke mit Besorgnis auf ihre Sicherheit und mit Ehrfurcht vor ihrem Opfer, auch wenn ich mit Stolz auf die Gerechtigkeit blicke, welche sie und ihre Vorgänger auf den Schlachtfeldern dieses Krieges geübt haben. So wie ich hoffe, dass es uns gelingen wird, sie alle schnellstmöglich nach Hause zu bringen und aus der Schusslinie zu bringen.

Präsident Donald Trump brach mit einem Präzedenzfall und lief 2016 auf genau dieser Plattform und versprach, die „endlosen Kriege“, welche in den Jahren nach dem 11. September begonnen wurden, endlich zu beenden. Meine Hoffnung, dass dieses würdige Ziel endlich erreicht wird, wurde durch Berichte bestärkt, dass er Will Ruger, einen Mann, der sich für die Beendigung des Krieges einsetzt, zum US-Botschafter in Afghanistan ernennen wird.

Näher am Standort von Ground Zero selbst sehe ich leider weniger Anlass zu Optimismus. Wenn ich die zivile Unordnung und die Gewalt sehe, die von der Stadtführung unkontrolliert zugelassen wurde, dann erinnere ich mich an die schlechten alten Zeiten von New York City in den 1970er und 80er Jahren – nicht nur an das Wiederaufflammen der Gewalt, sondern auch an die naiven Haltungen, die sie ermöglichen. Es ist entmutigend.

Ich sehe, wie dies auf eine Stadt abgeladen wird, die als Reaktion auf die Corona-Pandemie bereits unglaubliche Einschränkungen und Störungen des normalen Lebens ertragen musste, und ich bin gezwungen zu denken, dass die jüngsten Ereignisse zwar vielleicht keine so große Bedrohung für unsere persönliche Sicherheit darstellen wie der 11. September, sich aber dennoch als noch schädlicher für unseren Geist erweisen könnten.

Wenn wir also auf die vielen Erinnerungen an diesen Tag vor 19 Jahren zurückblicken, hoffe ich, dass wir uns alle daran erinnern können, dass diese Stadt und dieses Land das Unvorstellbare ertragen und sich ungebrochen entwickelt haben – und dass wir es wieder tun können.

Rudy Giuliani ist der ehemalige Bürgermeister von New York City.

Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von sza)
Originalfassung: The Memory of 9/11 Still Shapes Our World, so Let Us Take the Best From It

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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