Das Wort zum Sonntag: Im Dienst des Bösen

In diesem Kommentar geht es nicht um die Lehre Christi und die vielen Menschen, die sich aufrichtig bemühen, seiner Lehre der Liebe und Barmherzigkeit zu folgen. Es geht um die Entschleierung der Institution Kirche und der Menschen, die sich ihrer zu persönlichen Zwecken wie Macht und Gier bedienen.
Titelbild
Bischöfe.Foto: ANDREAS SOLARO/AFP/Symbolbild/Getty Images
Von 3. März 2019

Die sichtbaren Abgründe in der Römisch-Katholischen Kirche werden immer tiefer; sie war zwar schon seit mindestens 1200 Jahren und zu weiten Teilen ein Hort der Niedertracht, der Prasserei und der Doppelzüngigkeit, doch nun werden auch  eine verbrecherische Triebhaftigkeit vieler ihrer Kleriker und die schäbige Vertuschung widerlichster Taten durch ihre Bistumsherren bis hinauf in die Kardinalsriegen mehr und mehr offenkundig. Die Opfer des abscheulichen Missbrauchs gehen inzwischen weltweit in die Hundertausende.

Jahrhunderte lang erhob diese Kirche, die sich barmherzig wähnte, im Namen eines vermeintlichen Gottessohnes den Anspruch, dem Wohl der Menschen und ihrem „Seelenheil“ zu dienen. Doch dahinter verbarg sich stets brutaler Machtwille und die narzisstisch überquellende Eitelkeit von Tycoonen in schwarzen und roten Soutanen. Die „Heilige Inquisition“ zeichnete über Jahrhunderte neben anderen, angeblichen Wächtern des Glaubens für hunderttausendfachen, wenn nicht millionenfachen, grausamen Mord an „Ungläubigen, Hexen und Verhexten, Sündern und Verlorenen“ verantwortlich, Sie tat sich nicht zuletzt durch ihr höchst widersprüchliches Verhältnis zu Sexualität und überhaupt zu Geschlechtlichkeit hervor.

Beim Blick auf die Methoden der „peinlichen Befragungen“ wird der Betrachter den erschütternden Eindruck nicht los, dass sich die ach so frommen Folterer bei ihrem grausigen „Werk“ gerne ihren sadistischen Neigungen hingegeben haben, bis hin zur ekstatischen Entladung ihrer eigenen, sehr irdischen Nöte.

Sexueller Missbrauch, erotisch aufgeladene Gewalt und körperliche wie seelische Unterdrückung Schutzbefohlener haben in der Römisch-Katholischen Kirche eine lange Tradition. Daneben war die Verfolgung von mehr oder weniger prominenten Häretikern nur eine inszenierte Schlacht um die „Wahre Lehre“, die man aber vorzugsweise mit den gleichen Mitteln führte wie den scheinheiligen Kampf um Sitte und Moral. Hexen und Satansanbeter waren nun einmal sehr komfortabel vorzuführen und spektakulär ins Feuer zu schicken.

Die Intellektuellen unter den gefährlichen Widersachern wurden indes von den machtgeilen Klerikern ganzer Generationen und Epochen ebenfalls nicht nur des philosophischen Verrats bezichtigt, sondern auch gleich einer nicht minder verwerflichen, sexuellen Hemmungslosigkeit, die sie doch selbst in ihren reich ausgestatteten Gemächern so gerne auslebten. Das alles schien im Vatikan und seinen unzähligen Lasterpalästen tatsächlich „im Namen des Bösen“ regelrecht zu erblühen, wie ein Menetekel des Weltuntergangs, den sie Apokalypse nannten. Zu Unrecht, denn Apokalypse, griechisch, heißt Enthüllung oder Entschleierung, das, was wir jetzt erleben. Für manche führt sie zum Untergang zusammen mit ihrer bösartigen Welt, für andere zur Offenbarung und Erlösung aus dem Reich des Bösen.

Die vielen – es waren viel mehr, als der Klerus zugeben und offenlegen  will – verklemmten, päderastischen, oft homosexuell verbrämten Priester, Kaplane und sonstigen Schwarzröcke, die sich in Pfarreien, Schulen und Kinderheimen auf eine unvorstellbar perfide Weise ihrer hilflosen Opfer „bedienten“, werden  nun, nach schier unerträglich langen Jahrzehnten, immer weniger von ihren Prälaten und Bischöfen, Äbten und Kardinälen behütet. Und das nicht aus Überzeugung, sondern aus Angst vor Bestrafung für die eigenen Machenschaften. Diese lähmende Trägheit ist per se schon ein himmelschreiender Skandal, der ein zwingender Grund für eine sogar umfassende Anklage der gesamten kanonisch agierenden „Kirche“ sein muss. Angeklagt auch wegen Vertuschung von verbrecherischen Taten und Tätlichkeiten und deren bewusster Verschleppung vor relevanten Kammern unserer gesetzlich bestellten Gerichte.

Die Opfer, und zwar alle, die sich unter großen Qualen nur sehr langsam, aber endlich doch ein gewisses Gehör verschaffen konnten, müssen in jeder Hinsicht nicht nur rehabilitiert und ins Recht gesetzt, sondern auch umfassend finanziell „entschädigt“ (dieses Wort klingt schier wie Hohn) werden. Selbst wenn das ihre Leiden nicht lindern und schon gar nicht wieder gutmachen kann. Das obliegt allein den Tätern und „ihrer“ Katholischen Kirche. Die milliardenschweren Bistümer, deren Bischöfe – nicht nur die in Deutschland – müssen dafür gleichermaßen vor ein rechtsstaatliches und eben kein „kirchliches“ Gericht gestellt und entsprechend verurteilt werden.

Franziskus, der Papst, der mehr redet, als dass er handelt, muss jetzt nicht nur vereinzelte „Sündenböcke“ suspendieren. Er muss alle, die in irgendeiner Form an den Taten beteiligt waren oder sind, unverzüglich der Polizei übergeben lassen.

Das „System Römisch-Katholische Kirche“, eine religiös daherkommende Diktatur, wie sie im Buche steht, wird nur noch übertroffen vom Islam in allen seinen schrecklichen Abscheulichkeiten, die Frauen auf ganz subtile Art demütigt und Menschen unablässig diskriminiert. Zwar wurde sie mit Beginn der europäischen Aufklärung, spätestens nach der Französischen Revolution 1789, nach und nach aus den Einfluss-Sphären innerhalb der westlichen Nationen verdrängt, was jedoch nicht daran hinderte, dass sich die verschwiegenen Soutanenträger immer wieder mit den Despoten ihrer Zeit arrangierten, sie sogar nach Kräften unterstützten. Das Spanien Francos im 20. Jahrhundert ist das beste Beispiel dafür.

Es ist hohe Zeit, diesem grässlichen Treiben ein Ende zu bereiten. Der Papst hat es immer noch nicht begriffen. Er redet nur davon, etwas „zu tun“ sei, statt die hinlänglich benannten Übeltäter jeglicher Herkunft und Position unverzüglich der Gerichtsbarkeit überstellen zu lassen. Er müsste im Grunde nur die Polizei rufen und Anzeige erstatten. Selbstverständlich müssen dann endlich die vielen Opfer entsprechend gehört und beachtet werden, so wie sich das geziemt vor einem Gericht.

Und „Seine Heiligkeit“ sowie seine ziemlich verkommene Hirtenschar müssen wohl unweigerlich dafür sorgen, dass dieser ekelhafte Missbrauch von Kindern, Frauen und Schutzbefohlenen nicht weiter möglich bleibt. Das heißt, Kontrolle zuzulassen, Öffnung der Einrichtungen, soweit ihnen Menschen zur Fürsorge und Erziehung anvertraut sind.

Dass sich diese Kirche umfassend reformieren muss, wenn sie überhaupt weiterbestehen will, ist inzwischen unbestritten. Dazu müssen einige Dogmen gänzlich fallen und diverse Lehren radikal verändert werden. Sonst wird sie nur als das weiterexistieren, was sie schon sehr lange ist: ein Syndikat mit den vielleicht schönsten Bauwerken aller Zeiten, seit Pontius Pilatus ins Credo kam.

Joseph-Emich Rasch – Jahrgang 1953 – schrieb und inszenierte diverse Theaterstücke sowie zahlreiche Satire-Programme. Er ist Dozent für Kommunikation, Rhetorik und Dialektik.

 

 

 

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