Das chinesische Regime und sein Problem beim Rekrutieren von Soldaten
Ein neues heißes Thema ist die militärische Expansion des chinesischen Regimes im Indopazifik. So soll die chinesische Armee für den Krieg bereit sein, forderte der chinesische Machthaber Xi Jinping. Doch die Zahl der Wehrdienstverweigerer und Deserteure in China wächst. Was sind die Gründe für dieses Phänomen? Und was bedeutet es?
Da ich früher in Regierungsbehörden unterster Ebene arbeitete und mich an der Einberufung von Wehrdienstpflichtigen beteiligte, möchte ich gerne teilen, was ich über Wehrdienstverweigerung und Desertion in China weiß.
Vier Gründe für Wehrdienstverweigerung
Erstens weigern sich viele junge Männer, in der Armee zu dienen, weil sie denken, dass es zu schwierig sei. Durch die Ein-Kind-Politik sind viele junge Menschen verwöhnt und wollen keine Entbehrungen auf sich nehmen. Dieses Phänomen ist als das „Kleine-Kaiser-Syndrom“ bekannt.
Einige von ihnen finden die Grundausbildung sehr schwer und wenn sie an die harte Zeit denken, die vor ihnen liegt, fliehen sie aus den Militärlagern – ohne Rücksicht auf Verluste.
Der zweite Grund sind familiäre Verpflichtungen. Zum Beispiel wollen junge Männer nicht zur Armee, weil sie darauf vorbereitet werden, das Familienunternehmen zu übernehmen. Diese Familien sind oft recht wohlhabend und haben politische Verbindungen.
Der dritte Grund ist ideologischer Widerstand gegen die Kommunistische Partei Chinas (KPC). Zum Beispiel trauen viele Menschen, die die Kulturrevolution miterlebt haben, der KPC nicht. Sie denken, dass die Armee nur die Interessen des Regimes schützt.
Manche Personen schaffen es vielleicht nicht durch die politische Zensur der Behörden. Für den Militärdienst kommen die folgenden Personen nicht in Frage: Dissidenten oder unverblümte Kritiker der KPC; Demonstranten; Bittsteller (diejenigen, die ihre Beschwerden und Missstände bei den zentralen Behörden in Peking vorbringen); Falun-Gong-Anhänger und andere Mitglieder religiöser Gruppen, die von der KPC unterdrückt werden.
Der vierte Grund ist die niedrige Moral. In den letzten Jahren hat sich die Lage für chinesische Wehrdienstverweigerer verschlechtert. Seit Xi Jinping der Oberbefehlshaber der Armee wurde, erließ die KPC strenge Strafen für Personen, die den Wehrdienst verweigern.
Wehrdienstverweigerer werden in den Ruin getrieben
Am 4. April veröffentlichten die Behörden im Bezirk Shushan der Stadt Hefei, Provinz Anhui, eine Meldung über die Behandlung eines neuen Rekruten, der sich weigerte, weiter in der Armee zu dienen.
Laut der Website der örtlichen Regierung wurde Liu Shuai aus der Provinz Hebei im Jahr 2019 an der „Anhui Agricultural University“ zugelassen und im September 2020 in die Armee eingezogen. Er wurde einer Militäreinheit im Militärbezirk Xinjiang zugewiesen.
Kurz nach seiner Einberufung bat Liu darum, die Armee zu verlassen. Zwei Monate später wurde sein Name aus dem Armeeregister gelöscht. Jedoch wurde die „Verweigerung des Wehrdienstes“ dauerhaft in sein Familienbuch eingetragen. Staatliche Medien veröffentlichten Lius Geschichte und nannten ihn ein „negatives Beispiel“.
Liu wurde zu acht Strafen verurteilt, darunter einer Geldstrafe von 46.866 Yuan (etwa 6.000 Euro). Er darf weder für eine Regierungsbehörde noch ein staatliches Unternehmen arbeiten, sich in den nächsten zwei Jahren nicht erneut an der „Anhui Agricultural University“ einschreiben, das Land in den nächsten zwei Jahren nicht verlassen und in den nächsten drei Jahren kein eigenes Unternehmen gründen.
Diese Strafen sind hart, denn sie nehmen dem jungen Mann seine Zukunft in China. Sein einziger Ausweg ist, zwei Jahre zu warten, bis das Verbot aufgehoben wird, und das Land zu verlassen.
Kurz nachdem Lius Situation bekannt gemacht wurde, veröffentlichten verschiedene Regierungsabteilungen die Geschichte öffentlichkeitswirksam erneut, um mehr Menschen davon abzuhalten, den Wehrdienst zu verweigern oder sich ihm zu widersetzen. Doch das brachte nichts.
Die starke öffentliche Aufmerksamkeit auf die vielen Fälle von jungen Wehrdienstverweigerern könnte Folgen für diejenigen haben, die noch im Dienst sind, und der Kampfmoral einen schweren Schlag versetzen.
Keine Rechte und kein Schutz
Laut der Website der KPC zur Wehrpflicht sollen sich „chinesische männliche Bürger, die bis zum 31. Dezember das 18. Lebensjahr erreicht haben, nach Gesetz registrieren“ und „diejenigen, die sich registriert haben, können sich direkt online für den aktiven Dienst einschreiben“.
In Wirklichkeit können männliche Bürger, die das 18. Lebensjahr erreicht haben, nicht selbst entscheiden, ob sie sich registrieren oder einschreiben, da sie bereits auf der Liste des örtlichen Einberufungsbüros stehen.
Wer sich weigert, sich zu melden oder einzutragen, gilt als ernstes politisches Problem und wird als Deserteur behandelt.
Man kann sich unschwer vorstellen, wie viel sogenannte ideologische Arbeit die Behörden im Vorfeld geleistet haben müssen, um diese jungen Leute zur Einschreibung zu überreden. Sie drohten ihnen mit Strafen, falls sich diese nicht einschreiben wollten.
Es gibt auch soziale Ungerechtigkeiten, die Auswirkungen auf die Armee haben. Vor ein paar Jahren wurde in Yunnan ein Soldat im aktiven Dienst inhaftiert, nachdem er ein Video von dem Haus seiner Familie gemacht hatte, das von den örtlichen Behörden gewaltsam abgerissen wurde.
Im Laufe der Jahre haben Millionen von Chinesen ihre Häuser durch Zwangsabrisse und Zwangsumsiedlungen von Dörfern und Städten verloren, als die lokalen Regierungen beschlossen, das Land für eine profitablere Nutzung zu reklamieren.
In den vergangenen Jahren gab es viele Proteste über die fehlenden Rechte und den fehlenden Schutz von Militärveteranen.
Die Armee der KPC ist seit Anbeginn ihrer Geschichte korrupt und seit seiner Machtübernahme hat Xi Jinping es nicht geschafft, dieses Problem zu lösen.
Xi forderte in seinem Mobilisierungsbefehl für die Ausbildung der Streitkräfte zwar, dass die Armee „in jeder Sekunde handeln“ und „jederzeit kampfbereit“ bleiben soll, doch ob die KPC-Armee das bei all diesen komplizierten Faktoren wirklich machen kann, bleibt die Frage.
Yue Shan ist ein freiberuflicher Schriftsteller. Er arbeitete früher für die Regierungsbehörden der KPC und börsennotierte chinesische Immobilienunternehmen. Er kennt die inneren Mechanismen des Systems der KPC und ihre politischen und geschäftlichen Beziehungen. Seit Jahren schreibt er für verschiedene chinesische Medien in den USA und Taiwan und analysiert dabei die chinesische Politik und aktuelle Trends.
Dieser Artikel erschien im Original auf The Epoch Times USA unter dem Titel: Why Is the Chinese Regime Having Trouble Recruiting More Soldiers? (deutsche Bearbeitung von as)
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